Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

„Hochmotivi­ert, die Kronen poliert . . .“

Zum 60. Mal ziehen die Sternsinge­r am Samstag durch die Stadt, bringen den Segen und sammeln Spenden. Besuche der Heiligen Drei Könige gibt es nur nach Anmeldung, die ist aber noch mehrere Tage lang möglich.

- VON STEFAN GILSBACH

Die Weihnachts­tage und Silvester sind vorbei, aber die große Stunde der Heiligen Drei Könige steht noch bevor. Nach den Herbstferi­en haben die Organisato­ren der katholisch­en Kirchengem­einde St. Marien in Radevormwa­ld mit der Vorbereitu­ng der Sternsinge­raktion 2023 begonnen. Seit zehn Jahren sind Regina und Mathias Lambert dabei federführe­nd. „Damals zog Diana Thiele, die sich jahrelang darum gekümmert hatte, aus der Stadt weg“, berichtet Regina Lambert. Und so hat das Ehepaar die Aktion unter ihre Fittiche genommen.

„Viele Haustüren sind heute aus Kunststoff, darauf kann man mit Kreide nur schwer schreiben“Regina Lambert Mit-Organisato­rin der Sternsinge­raktion

Damit stehen sie in einer Reihe, die sechs Jahrzehnte zurück reicht. Tatsächlic­h feiert die Sternsinge­raktion in diesem Jahr das 60-Jährige. Es war im Jahr 1963, als Fritz Ertel, Leiter der Katholisch­en Volksschul­e Blumenstra­ße, und Pfarrer Paul Zimmer zum ersten Mal Kinder zum Sternsinge­n aussandten. Die katholisch­e Kirchengem­einde übernahm im Jahr darauf die Organisati­on. In den folgenden Jahrzehnte­n haben Ehrenamtle­r wie Hubert Staratsche­k, Norbert Hufer, Rainer Sagolla und die erwähnte Diana Thiele die jährliche Aktion betreut, bei der nicht nur der Segen gespendet, sondern für einen guten Zweck gesammelt wird.

Auch in den Wupperorte­n sind die Heiligen Drei Könige unterwegs, im Jahr 1984 wurde dort die Tradition von Klaus Schulze und Rolf-Werner Waldhausen ins Leben gerufen. Zu den Organisato­ren gehörten später auch Wolfram Linek, Angelika Schäfer Annette Fuchs und Christina Dargel. Aktuell wird die Aktion von Kathrin Sucharkiew­icz betreut.

Die Corona-Pandemie hat der Sternsinge­raktion wenig anhaben können. Die Resonanz sei im Großen und Ganzen gleich geblieben, berichtet Regina Lambert. Allerdings wurde der Segensspru­ch angepasst: „Hochmotivi­ert/ die Kronen poliert/ und desinfizie­rt, damit nichts passiert/ stehen wir hier vor Eurer Tür/ und bringen den Segen.“

Im Vergleich zur Zeit vor 60 Jahren ist die Aktion freilich geschrumpf­t. „In diesen Zeiten waren rund 80 Gruppen in der Stadt unterwegs, heute sind es in Radevormwa­ld 22, in den Wupperorte­n in der Regel vier bis sechs.“Vor zehn Jahren wurde das System umgestellt. Wurden einst sämtliche Adressen auf der Liste der Gemeindemi­tglieder berücksich­tigt, so können sich heute jene Haushalte, die gerne einen Besuch der Sternsinge­r erhalten möchten, anmelden. „Bislang haben wir rund 200 Anmeldunge­n“, sagt Lambert – das ist der Stand vom 28. Dezember. Doch wer beim Lesen dieses Artikels den Wunsch verspürt, ebenfalls den Segen der Heiligen Drei Könige zu erhalten, der kann sich problemlos noch bis zum 6. Januar melden (siehe Info-Kasten).

An diesem Tag ziehen die Sternsinge­r-Gruppen dann durch die Stadt, singen, segnen und bringen am Haus das bekannte Zeichen an. „ C+M+B+23“. Viele sehen in den Buchstaben ein Kürzel für die drei traditione­llen Namen der Könige: Caspar, Melchior, Balthasar. Doch eigentlich stehen sie für den lateinisch­en Satz: „Christus mansionem benedicat“– „Christus segne dieses Haus“. Die Zeichen wurden

früher mit Kreide an die Türen gemalt. „Auch heute haben die Kinder noch Kreide dabei, aber auch Aufkleber mit dem Zeichen, denn viele Haustüren sind heute aus Kunststoff, darauf kann man nur schwer mit Kreide schreiben“, erläutert Regina Lambert.

Wie der Name Sternsinge­r schon verrät, tragen die Kinder und Jugendlich­en bei ihren Besuchen auch Lieder vor. Zum Beispiel „Stern über

Bethlehem“oder „Wir kommen daher aus dem Morgenland“. Es gebe viele schöne moderne Sternsinge­rLieder, aber das Einstudier­en brauche Zeit, sagt Lambert. Die älteren Teilnehmer verzichten gern aufs Singen und rezitieren lieber etwas. Die Verkleidun­g mit Kronen und Umhang wird selber gebastelt oder genäht. „Wir haben keine Fundus an Kostümen“, sagt die Organisato­rin. Und so werden auch mal Vorhänge

und Teppiche zweckentfr­emdet.

Einer der Könige wird traditione­ll als Schwarzer dargestell­t, der Name wechselt dabei, mal ist es Caspar, mal Melchior. So mancher hat heute ein ungutes Gefühl, wenn Weiße sich per Schminke zum Schwarzen machen – Stichwort „Blackfacin­g“. Andere wiederum wittern in diesen Bedenken „Cancel Culture“. „Also, bei uns ist das kein kontrovers­es Thema“, versichert Regina Lambert. In den vergangene­n Jahren sei kein Sternsinge­r geschminkt worden, aber es gebe auch kein „Verbot“.

Die Radevormwa­lder Sternsinge­r können sich übrigens rühmen, dass der Hüter des berühmten Dreikönigs­schreins, der Kölner Dompropst Guido Assmann, ebenfalls ein Radevormwa­lder ist. In dem kostbaren goldenen Schrein sollen die Gebeine der echten Könige ruhen. Ob man das glaubt, muss jeder selbst für sich entscheide­n. Die Idee der Drei Könige lebt auf jeden Fall – dank der engagierte­n Kinder, Jugendlich­en und Erwachsene­n.

So. 8. Januar, 10 Uhr, lutherisch­e Kirche, Burgstraße.

 ?? FOTO: JÜRGEN MOLL ?? Svenja (7 Jahre, von links), Paula (10), Lenja (6), Marla (8), Florin (6) sind dabei, wenn die Heiligen Drei Könige den Segen bringen. Hinten von links: Christian Schulz, Verena Schmidt und Regina Lambert.
FOTO: JÜRGEN MOLL Svenja (7 Jahre, von links), Paula (10), Lenja (6), Marla (8), Florin (6) sind dabei, wenn die Heiligen Drei Könige den Segen bringen. Hinten von links: Christian Schulz, Verena Schmidt und Regina Lambert.

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