Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
„Hochmotiviert, die Kronen poliert . . .“
Zum 60. Mal ziehen die Sternsinger am Samstag durch die Stadt, bringen den Segen und sammeln Spenden. Besuche der Heiligen Drei Könige gibt es nur nach Anmeldung, die ist aber noch mehrere Tage lang möglich.
Die Weihnachtstage und Silvester sind vorbei, aber die große Stunde der Heiligen Drei Könige steht noch bevor. Nach den Herbstferien haben die Organisatoren der katholischen Kirchengemeinde St. Marien in Radevormwald mit der Vorbereitung der Sternsingeraktion 2023 begonnen. Seit zehn Jahren sind Regina und Mathias Lambert dabei federführend. „Damals zog Diana Thiele, die sich jahrelang darum gekümmert hatte, aus der Stadt weg“, berichtet Regina Lambert. Und so hat das Ehepaar die Aktion unter ihre Fittiche genommen.
„Viele Haustüren sind heute aus Kunststoff, darauf kann man mit Kreide nur schwer schreiben“Regina Lambert Mit-Organisatorin der Sternsingeraktion
Damit stehen sie in einer Reihe, die sechs Jahrzehnte zurück reicht. Tatsächlich feiert die Sternsingeraktion in diesem Jahr das 60-Jährige. Es war im Jahr 1963, als Fritz Ertel, Leiter der Katholischen Volksschule Blumenstraße, und Pfarrer Paul Zimmer zum ersten Mal Kinder zum Sternsingen aussandten. Die katholische Kirchengemeinde übernahm im Jahr darauf die Organisation. In den folgenden Jahrzehnten haben Ehrenamtler wie Hubert Staratschek, Norbert Hufer, Rainer Sagolla und die erwähnte Diana Thiele die jährliche Aktion betreut, bei der nicht nur der Segen gespendet, sondern für einen guten Zweck gesammelt wird.
Auch in den Wupperorten sind die Heiligen Drei Könige unterwegs, im Jahr 1984 wurde dort die Tradition von Klaus Schulze und Rolf-Werner Waldhausen ins Leben gerufen. Zu den Organisatoren gehörten später auch Wolfram Linek, Angelika Schäfer Annette Fuchs und Christina Dargel. Aktuell wird die Aktion von Kathrin Sucharkiewicz betreut.
Die Corona-Pandemie hat der Sternsingeraktion wenig anhaben können. Die Resonanz sei im Großen und Ganzen gleich geblieben, berichtet Regina Lambert. Allerdings wurde der Segensspruch angepasst: „Hochmotiviert/ die Kronen poliert/ und desinfiziert, damit nichts passiert/ stehen wir hier vor Eurer Tür/ und bringen den Segen.“
Im Vergleich zur Zeit vor 60 Jahren ist die Aktion freilich geschrumpft. „In diesen Zeiten waren rund 80 Gruppen in der Stadt unterwegs, heute sind es in Radevormwald 22, in den Wupperorten in der Regel vier bis sechs.“Vor zehn Jahren wurde das System umgestellt. Wurden einst sämtliche Adressen auf der Liste der Gemeindemitglieder berücksichtigt, so können sich heute jene Haushalte, die gerne einen Besuch der Sternsinger erhalten möchten, anmelden. „Bislang haben wir rund 200 Anmeldungen“, sagt Lambert – das ist der Stand vom 28. Dezember. Doch wer beim Lesen dieses Artikels den Wunsch verspürt, ebenfalls den Segen der Heiligen Drei Könige zu erhalten, der kann sich problemlos noch bis zum 6. Januar melden (siehe Info-Kasten).
An diesem Tag ziehen die Sternsinger-Gruppen dann durch die Stadt, singen, segnen und bringen am Haus das bekannte Zeichen an. „ C+M+B+23“. Viele sehen in den Buchstaben ein Kürzel für die drei traditionellen Namen der Könige: Caspar, Melchior, Balthasar. Doch eigentlich stehen sie für den lateinischen Satz: „Christus mansionem benedicat“– „Christus segne dieses Haus“. Die Zeichen wurden
früher mit Kreide an die Türen gemalt. „Auch heute haben die Kinder noch Kreide dabei, aber auch Aufkleber mit dem Zeichen, denn viele Haustüren sind heute aus Kunststoff, darauf kann man nur schwer mit Kreide schreiben“, erläutert Regina Lambert.
Wie der Name Sternsinger schon verrät, tragen die Kinder und Jugendlichen bei ihren Besuchen auch Lieder vor. Zum Beispiel „Stern über
Bethlehem“oder „Wir kommen daher aus dem Morgenland“. Es gebe viele schöne moderne SternsingerLieder, aber das Einstudieren brauche Zeit, sagt Lambert. Die älteren Teilnehmer verzichten gern aufs Singen und rezitieren lieber etwas. Die Verkleidung mit Kronen und Umhang wird selber gebastelt oder genäht. „Wir haben keine Fundus an Kostümen“, sagt die Organisatorin. Und so werden auch mal Vorhänge
und Teppiche zweckentfremdet.
Einer der Könige wird traditionell als Schwarzer dargestellt, der Name wechselt dabei, mal ist es Caspar, mal Melchior. So mancher hat heute ein ungutes Gefühl, wenn Weiße sich per Schminke zum Schwarzen machen – Stichwort „Blackfacing“. Andere wiederum wittern in diesen Bedenken „Cancel Culture“. „Also, bei uns ist das kein kontroverses Thema“, versichert Regina Lambert. In den vergangenen Jahren sei kein Sternsinger geschminkt worden, aber es gebe auch kein „Verbot“.
Die Radevormwalder Sternsinger können sich übrigens rühmen, dass der Hüter des berühmten Dreikönigsschreins, der Kölner Dompropst Guido Assmann, ebenfalls ein Radevormwalder ist. In dem kostbaren goldenen Schrein sollen die Gebeine der echten Könige ruhen. Ob man das glaubt, muss jeder selbst für sich entscheiden. Die Idee der Drei Könige lebt auf jeden Fall – dank der engagierten Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen.
So. 8. Januar, 10 Uhr, lutherische Kirche, Burgstraße.