Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Realschule verbannt freizügige Kleidung

An Remscheids Schulen gibt es zu dem Thema unterschie­dliche Meinungen. Die Albert-Schweizer-Realschule verbannt Jogginghos­e und Co. aus den Klassenräu­men.

- VON LUCAS HACKENBERG UND ANDREAS WEBER

REMSCHEID „Wer eine Jogginghos­e trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren“, entrüstete sich angeblich einst Karl Lagerfeld. Thorsten Schmalt hält es an seiner Schule mit dem Modeschöpf­er, dem das Zitat zugeschrie­ben wird. Denn an der Albert-Schweitzer-Realschule (ASR) gilt strikt: Jogging-Outfit verboten, allzu freizügige Kleidung ebenso.

Schmalt, Leiter der ASR, und sein Kollegium trichtern ihren 720 Schülern in Hackenberg ein: „Schule ist euer Beruf. Da kann man nicht anziehen, was man will.“An der ASR wird der Dresscode als Teil des sozialen Lernens verstanden. Bisher trage dieses durchaus Früchte, so Schmalt.

„Jogginganz­ug geht gar nicht. Wenn sie damit nach der Schule zum Bewerbungs­gespräch in einer Firma auflaufen, geht das buchstäbli­ch in die Hose.“Gerade bei älteren Schülern macht Schmalt bisweilen die laxe Haltung aus, Schule laufe so nebenher, das Äußere sei unwichtig. Mitnichten, entgegnet Schmalt. Der Kodex gilt auch für die Mädchen. Bauchfrei wird sanktionie­rt. „Selbst bei 40 Grad ist anständige Kleidung angesagt“, fordert Schmalt. Mädchen, die das nicht einsehen wollen, müssen sich eine Warnweste überstreif­en.

Andere Strafen sind schwierig. Wenn jedoch wiederholt gegen die Kleiderord­nung verstoßen wird, gute Worte nicht fruchten, wird man auch mal nach Hause zum Umziehen geschickt – selbst wenn dies nicht einfach ist, denn Schulen haben eine Aufsichtsp­flicht. Thorsten Schmalt, der diese Haltung bei seinem Amtsantrit­t 2022 von seinem Vorgänger gerne übernahm, verweist auch darauf, dass Shirts mit provokante­n, radikalen Sprüchen – gleich in welcher Landesspra­che – nicht geduldet werden. Wo sind die Grenzen bei der Kleidung? In Wermelskir­chen geht die Sekundarsc­hule ähnlich rigoros vor und verbannte Jogginghos­e und Co. aus den Klassenräu­men. Schüler, die sich widersetzt­en, wurden hier sogar nach Hause geschickt. Jugendlich­e und ihre Eltern äußerten darüber mehrfach ihr Unverständ­nis.

Auch an anderen Remscheide­r Schulen gibt es konträre Meinungen. Zumindest vorstellba­r ist das Durchsetze­n einer solchen Vorschrift so etwa an der Alexanderv­on-Humboldt-Realschule. Anders als in anderen Schulen der Stadt sei das Thema bereits in verschiede­nen Gremien diskutiert worden: „Die Überlegung werden wir zu einem späteren Zeitpunkt des Jahres noch einmal aufgreifen. Eine abschließe­nde Entscheidu­ng haben wir aber noch nicht getroffen“, sagt Schulleite­rin Gundula Krüger.

An anderen Schulen ist die Jogginghos­e dagegen erlaubt. Direkt neben der ASR in Lennep befindet sich die Hauptschul­e Hackenberg. Das Verbot der Jogginghos­e gilt allerdings nicht wie beim Nachbarn: „Die einzige Kleiderord­nung, die bei uns gilt, betrifft die Angemessen­heit. Gerät ein Kleidungss­tück deutlich zu knapp, geben wir auch schonmal ein T-Shirt raus“, sagt Schulleite­rin Elke Simon. Ähnlich sieht es an den meisten weiteren Schulen in der Stadt aus.

Udo Clemens von der Rudolf-Steiner-Schule in Bergisch Born hält einen Dresscode für wenig zielführen­d: „Als die Sache vor mehreren Jahren aufkam, haben wir ein Brainstorm­ing gemacht, aber die Idee schnell wieder verworfen, berichtet Clemens. Beim Remscheide­r Pendant zur Wermelskir­chener Sekundarsc­hule, der Nelson-Mandela-Schule, kommt die Idee ebenso wenig zur Sprache: „Die Einführung eines solchen Dresscodes ist bei uns nicht beabsichti­gt“, teilt Schulleite­rin Heike Wiegand mit. Die Gymnasien und Gesamtschu­len reihen sich hier mit ein. Ebenso ist ein Verbot von Jogginghos­en in den Grundschul­en, wo ohnehin zumeist noch die Eltern die Kleidung ihrer Kinder aussuchen, nicht im Gespräch. Dennoch zeigen die Beispiele in Gänze: Die Diskussion um eine Kleiderord­nung lebt auf – und das nicht nur in Remscheid. Ist die Kleidung aber zu knapp oder politisch unangemess­en, ziehen die Remscheide­r Schulen an einem Strang.

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FOTO: CHRISTIAN BEIER (SYMBOL) Bauchfrei wird an der Albert-Schweizer-Realschule in Remscheid sanktionie­rt. „Selbst bei 40 Grad ist anständige Kleidung angesagt“, betont Schulleite­r Thorsten Schmalt.

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