Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Realschule verbannt freizügige Kleidung
An Remscheids Schulen gibt es zu dem Thema unterschiedliche Meinungen. Die Albert-Schweizer-Realschule verbannt Jogginghose und Co. aus den Klassenräumen.
REMSCHEID „Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren“, entrüstete sich angeblich einst Karl Lagerfeld. Thorsten Schmalt hält es an seiner Schule mit dem Modeschöpfer, dem das Zitat zugeschrieben wird. Denn an der Albert-Schweitzer-Realschule (ASR) gilt strikt: Jogging-Outfit verboten, allzu freizügige Kleidung ebenso.
Schmalt, Leiter der ASR, und sein Kollegium trichtern ihren 720 Schülern in Hackenberg ein: „Schule ist euer Beruf. Da kann man nicht anziehen, was man will.“An der ASR wird der Dresscode als Teil des sozialen Lernens verstanden. Bisher trage dieses durchaus Früchte, so Schmalt.
„Jogginganzug geht gar nicht. Wenn sie damit nach der Schule zum Bewerbungsgespräch in einer Firma auflaufen, geht das buchstäblich in die Hose.“Gerade bei älteren Schülern macht Schmalt bisweilen die laxe Haltung aus, Schule laufe so nebenher, das Äußere sei unwichtig. Mitnichten, entgegnet Schmalt. Der Kodex gilt auch für die Mädchen. Bauchfrei wird sanktioniert. „Selbst bei 40 Grad ist anständige Kleidung angesagt“, fordert Schmalt. Mädchen, die das nicht einsehen wollen, müssen sich eine Warnweste überstreifen.
Andere Strafen sind schwierig. Wenn jedoch wiederholt gegen die Kleiderordnung verstoßen wird, gute Worte nicht fruchten, wird man auch mal nach Hause zum Umziehen geschickt – selbst wenn dies nicht einfach ist, denn Schulen haben eine Aufsichtspflicht. Thorsten Schmalt, der diese Haltung bei seinem Amtsantritt 2022 von seinem Vorgänger gerne übernahm, verweist auch darauf, dass Shirts mit provokanten, radikalen Sprüchen – gleich in welcher Landessprache – nicht geduldet werden. Wo sind die Grenzen bei der Kleidung? In Wermelskirchen geht die Sekundarschule ähnlich rigoros vor und verbannte Jogginghose und Co. aus den Klassenräumen. Schüler, die sich widersetzten, wurden hier sogar nach Hause geschickt. Jugendliche und ihre Eltern äußerten darüber mehrfach ihr Unverständnis.
Auch an anderen Remscheider Schulen gibt es konträre Meinungen. Zumindest vorstellbar ist das Durchsetzen einer solchen Vorschrift so etwa an der Alexandervon-Humboldt-Realschule. Anders als in anderen Schulen der Stadt sei das Thema bereits in verschiedenen Gremien diskutiert worden: „Die Überlegung werden wir zu einem späteren Zeitpunkt des Jahres noch einmal aufgreifen. Eine abschließende Entscheidung haben wir aber noch nicht getroffen“, sagt Schulleiterin Gundula Krüger.
An anderen Schulen ist die Jogginghose dagegen erlaubt. Direkt neben der ASR in Lennep befindet sich die Hauptschule Hackenberg. Das Verbot der Jogginghose gilt allerdings nicht wie beim Nachbarn: „Die einzige Kleiderordnung, die bei uns gilt, betrifft die Angemessenheit. Gerät ein Kleidungsstück deutlich zu knapp, geben wir auch schonmal ein T-Shirt raus“, sagt Schulleiterin Elke Simon. Ähnlich sieht es an den meisten weiteren Schulen in der Stadt aus.
Udo Clemens von der Rudolf-Steiner-Schule in Bergisch Born hält einen Dresscode für wenig zielführend: „Als die Sache vor mehreren Jahren aufkam, haben wir ein Brainstorming gemacht, aber die Idee schnell wieder verworfen, berichtet Clemens. Beim Remscheider Pendant zur Wermelskirchener Sekundarschule, der Nelson-Mandela-Schule, kommt die Idee ebenso wenig zur Sprache: „Die Einführung eines solchen Dresscodes ist bei uns nicht beabsichtigt“, teilt Schulleiterin Heike Wiegand mit. Die Gymnasien und Gesamtschulen reihen sich hier mit ein. Ebenso ist ein Verbot von Jogginghosen in den Grundschulen, wo ohnehin zumeist noch die Eltern die Kleidung ihrer Kinder aussuchen, nicht im Gespräch. Dennoch zeigen die Beispiele in Gänze: Die Diskussion um eine Kleiderordnung lebt auf – und das nicht nur in Remscheid. Ist die Kleidung aber zu knapp oder politisch unangemessen, ziehen die Remscheider Schulen an einem Strang.