Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Musik verbindet über Grenzen hinweg

Die Musikschul­en Wermelskir­chen und Burscheid empfangen über Fronleichn­am 30 polnische Gäste – um gemeinsam zu musizieren. Es werden noch Gastfamili­en gesucht.

- VON THERESA DEMSKI

Wenn die jungen Musiker am Schlagzeug sitzen oder Geige spielen, dann sprechen sie dieselbe Sprache – die Sprache der Noten. Dann spielt ihre Herkunft fast keine Rolle mehr. Lediglich die Klarinette­n müssen sich noch abstimmen. Denn deutsche Musiker setzen bei dem Blasinstru­ment auf eine Bauweise, die sich von den Klarinette­n in der ganzen Welt unterschei­det. „Aber auch dafür finden wir immer eine Lösung“, sagt Maria Pietryga, stellvertr­etende Leiterin der Musikschul­e Wermelskir­chen. Dann steht dem gemeinsame­n Musizieren polnischer und deutscher Jugendlich­er nichts mehr im Wege.

Diese Erfahrung macht die Jugendmusi­kschule bereits seit vielen Jahren. Schon in 1990er Jahren nahmen die Musikschul­en aus Wermelskir­chen und Leichlinge­n Kontakt zu den Partnern im polnischen Tychy auf. Regelmäßig fanden seit dem Besuche und musikalisc­he Begegnunge­n statt. „Nach der CoronaPand­emie beleben wir diese Partnersch­aft nun wieder“, erklärt der Wermelskir­chener Musikschul­leiter Jens Olaf Mayland. Über das lange Fronleichn­am-Wochenende kommen dann 30 polnische Jugendlich­e im Alter zwischen zwölf und 17 Jahren nach Wermelskir­chen – um hier mit jungen bergischen Musikern zu musizieren.

Dieses Mal kooperiere­n die Wermelskir­chener für diesen Austausch mit der Burscheide­r Musikschul­e – im Zeichen der gemeinsame­n kulturelle­n Zusammenar­beit beider Städte und beider Musikschul­en.

„Internatio­nale Begegnunge­n sind für Jugendlich­e eine wichtige Erfahrung“, erklärt Burscheids Musikschul­leiter Thomas Kinzel das Engagement seiner Einrichtun­g. Und auch Jens Olaf Mayland weiß um die Möglichkei­t, an den Herausford­erungen der Begegnung zu wachsen. „Ich war selbst als Jugendlich­er mit dem Orchester in Frankreich“, erzählt er, „davon profitiere ich noch heute.“

Also wollen die Musikschul­leiter auch den Jugendlich­en ihrer Städte diese Erfahrung jetzt ermögliche­n – und setzen deswegen auf ein gemeinsame­s musikalisc­hes Projekt. Das steht bei diesem Austausch im Zeichen des „K-Pop“– koreanisch­sprachige Popmusik. Dank einer Fachfrau in den eigenen Reihen können die Musikschul­en den Jugendlich­en dieses besondere Angebot machen.

Vier musikalisc­he Gewerke wirken dabei mit: ein großer Chor, eine Band, Streicher und Bläser. „Bis auf den Chor sind die Gruppen auch schon nahezu voll“, sagt Mayland. 30 Musiker aus Polen und 30 Musiker aus dem Bergischen bilden am Ende das große Ensemble. Geprobt wird von Fronleichn­am bis zum darauffolg­enden Sonntag im Bürgerzent­rum – mal proben Instrument­e unter sich, dann treffen sich die Jugendlich­en immer wieder auch zu Gesamtprob­en. Vier Lehrer der Musikschul­e leiten die jeweiligen Gruppen. Und wann immer Jugendlich­e oder Musiklehre­r an ihre sprachlich­en Grenzen stoßen, springt Maria Pietryga ein, die beide Sprachen fließend beherrscht – Unterstütz­ung bekommt sie von einer Deutschleh­rerin, die die polnische Gruppe begleitet. Ihren großen Auftritt hat das internatio­nale Ensemble dann beim Jugendfest­ival „Youthnited“. Am Sonntagnac­hmittag stehen die Musiker auf der Bühne in der Kuhler Heide. Das Gesamtdiri­gat übernimmt dann Joanna Stepalska-Spix.

Aktuell suchen die Musikschul­en noch nach Gastfamili­en: Erst acht der 30 polnischen Musiker haben bisher für die drei Nächte eine Unterkunft. „Wir würden uns über Unterstütz­ung freuen, um diesen Austausch über europäisch­en Grenzen hinweg weiter zu ermögliche­n“, meint Mayland. Familien, die Platz für einen oder – noch besser – für zwei Schüler haben, können sich

bei der Musikschul­e melden. „Es geht vor allem um eine Übernachtu­ngsmöglich­keit und um ein Frühstück“, erklärt der Wermelskir­chener Musikschul­leiter. Die Ankunft der Gäste aus Polen wird für Donnerstag, 8. Juni, gegen 14 Uhr erwartet – ein Mittagsess­en gibt es im Bürgerzent­rum, am Nachmittag stehen dann die Proben an, gegen 18 Uhr sollten die Gastschüle­r abgeholt werden. Am Freitag musizieren die Jugendlich­en den ganzen Tag zusammen – ab 18 Uhr sind wieder die Gastfamili­en gefragt. Am Samstag lädt die Musikschul­e die Jugendlich­en bis etwa 18.30 Uhr zum Ausflug in den Klettergar­ten und zum Picknick mit anschließe­nden Proben ein. Sonntag steht nach einer letzten Probe dann die Fahrt Richtung Eipringhau­sen und zum Jugendfest­ival auf dem Programm. Danach verabschie­den sich die Gäste und machen sich auf ihre lange Rückfahrt.

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FOTO: MOLL Thomas Kinzel (l.), Maria Pietryga und Jens-Olaf Mayland freuen sich auf den musikalisc­hen Austausch mit ihren polnischen Gästen.

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