Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Schultour begeistert Schüler der EKS

Zehn Tage, zehn Schulen: Die Schultour des Jugendcafé­s Wermelskir­chen war am Freitag zu Besuch in der Förderschu­le Nordkreis in Hückeswage­n. Schüler konnten den Musikern Fragen stellen, danach ging’s zum Konzert.

- VON TIMO SIEG

Silas läuft der Schweiß das Gesicht runter. Seiner Stimme fehlt hörbar der Atem, als er vom Konzert erzählt: „Es war einfach krass, ich kann nicht mehr!“Der 14-Jährige war schon einige Male bei einem Auftritt der Schultour dabei, abzunutzen scheint es aber nicht. Lorenzo Di Martino brachte die Schüler mit seiner RapMusik zum Springen und Tanzen, nachdem Jonnes an der Gitarre einen ruhigen Einstieg geliefert hatte.

Die Schultour des Jugendcafé­s ( Juca) Wermelskir­chen läuft seit Dienstag. Lorenzo Di Martino, Jonnes und das Dreiergesp­ann „JackSayFre­e“touren mit dem Juca-Team aus der Nachbarsta­dt durch die Region und besuchen an zehn Tagen zehn Schulen. Am Freitag war die Erich-Kästner-Schule an der Nordstraße an der Reihe.

Das Konzert in der Aula ist der Abschluss des Tages, aber nicht der Schwerpunk­t des Events – der liegt im Klassenrau­m. Denn die Veranstalt­er wollen mit der Schultour Jugendlich­en dabei helfen, aus sich herauszuko­mmen und ihre Talente zu entdecken. Das Juca und die Musiker wollen ihnen auf Augenhöhe begegnen; was das konkret heißt, wurde beim Besuch in den Klassenrau­m-Sessions klar.

Lorenzo Di Martino stand zwischen einer elektronis­chen Tafel und elf Schülern. Er ließ sie die Farbe wählen, mit der er seinen Namen aufmalte. Danach ging der Rapper in eine Vorstellun­gsrunde mit den Jungen und Mädchen. Er war offen, locker und fragte interessie­rt nach. Die Jugendlich­en hatten die Möglichkei­t, ihn über das Leben des Berufsmusi­kers auszufrage­n. Am Anfang waren sie noch schüchtern, ein Junge erkundigte sich nach Di Martinos Schuhgröße. Eine scheinbar unscheinba­re Frage, doch sie brachte den Ball ins Rollen. Den nahm der Rapper enthusiast­isch auf, ließ die Gruppe raten und für die Gewinnerin applaudier­en. Als Nächstes ging es auch um seine ersten Schritte zur Musik und seine Motivation dahinter. Anfänglich­e, normale Berührungs­ängste des Kennenlern­ens wichen Frage für Frage einer Atmosphäre der gegenseiti­gen Neugierde und Wertschätz­ung.

Die ist dem Musiker enorm wichtig, wie er anschließe­nd bei einer Unterhaltu­ng auf dem Schulhof verriet. „Letztendli­ch will ich den Schülern sagen: Ihr seid die Künstler. Jeder Einzelne hat eine Bühne verdient.“Das bedeute ihm besonders viel im Schulallta­g, der beeinträch­tigt werde durch Mobbing, Schönheits­ideale und die Sorge darüber, was andere über einen denken. Der Rapper wünscht sich stattdesse­n gegenseiti­gen Zuspruch.

Er möchte zudem ein Zeichen im HipHop-Genre setzen, wo es ihm zu oft darum geht, andere zu diskrediti­eren statt wertzuschä­tzen. Di Martino spielte zum Ende der Session seinen Song „Duo“mit Unterstütz­ung

einer Musikbox. Dabei taute die Gruppe weiter auf und machte sich durch Armeschwen­ken und Springen für das Konzert warm.

Jonnes war zusammen mit „JackSayFre­e“in anderen Klassen der Förderschu­le unterwegs. Sie wurden unter anderem zur Inspiratio­n für ihre Songs und Kosten für Musikvideo­s gefragt. Auch sie gaben Kostproben ihrer Kunst. Während „JackSayFre­e“danach für einen Auftritt in die Schweiz aufbrechen mussten, nahm sich Jonnes zwischen Soundcheck und Beginn des Schulkonze­rts Zeit für ein Gespräch. Genau wie Di Lorenzo ist er zum zweiten Mal Teil der Schultour.

In Hückeswage­n habe er an diesem Freitagmor­gen wieder eine Situation erlebt, die ihm gezeigt habe, warum er hier mitmache. Der gebürtige Stuttgarte­r erzählte von einem Schüler, der sich für das Gitarrespi­elen interessie­rte. Jonnes hakte nach, ob der Junge das nicht lernen möchte. Der signalisie­rte, dass seine Eltern ihm keine Gitarre kaufen könnten. Daraufhin brachte Jonnes ihm erste Akkorde bei. Von der Musiklehre­rin bekam der Schüler dann das Angebot, in Pausen mit einer Gitarre aus der Schule zu spielen.

Zum Ende des Gesprächs flossen schon die ersten Schüler für das Konzert in die Aula. Derya (14) hat noch gar nicht gewusst, was sie erwarten soll, doch am Ende strahlte sie gut gelaunt: „Wir fanden‘s super!“Eyleen (14) steht nickend neben ihr und erzählt: „Ich hab‘s schon in der Instagram-Story einer Freundin gesehen“. Die Liveshow genoss sie dennoch. registrier­en und anschließe­nd Kilometer sammeln.

 ?? FOTO: JÜRGEN MOLL ?? Jonnes machte am Freitagmit­tag den Auftakt des Konzerts der Schultour an der Erich-Kästner-Schule. Wie die anderen Künstler hatte er sich zuvor in den Klassen mit den Jungen und Mädchen unterhalte­n und dabei versucht, das Eis zu brechen.
FOTO: JÜRGEN MOLL Jonnes machte am Freitagmit­tag den Auftakt des Konzerts der Schultour an der Erich-Kästner-Schule. Wie die anderen Künstler hatte er sich zuvor in den Klassen mit den Jungen und Mädchen unterhalte­n und dabei versucht, das Eis zu brechen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany