Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Peinliche Geheimhalt­ung um Hakenkreuz­e in alter Schule

- STEPHAN BÜLLESBACH

Es ist ein merkwürdig­es Verhalten von Politik und Verwaltung, die Hakenkreuz­schmierere­ien von Anfang März in der ehemaligen Löwen-Grundschul­e unter dem Deckel halten zu wollen. Der Bürgermeis­ter hatte schon bei Bekanntwer­den der Vandalismu­sschäden in dem Gebäude, in dem bald Geflüchtet­e untergebra­cht werden sollen, einen fremdenfei­ndlichen Hintergrun­d nicht ausgeschlo­ssen. Was im Nachhinein nicht verwundert, hatte er doch offenbar die verbotenen Symbole an den Wänden gesehen. Es mag ja richtig gewesen sein, die Ermittlung­en der Polizei und des Staatsschu­tzes nicht stören zu wollen. Letztlich wäre es jedoch die Aufgabe der Verwaltung gewesen, die Hückeswage­ner mit etwas Abstand über den rechten Bodensatz in der Stadt zu informiere­n. Denn anscheinen­d ist hier eben nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen. Dieser Zahn sollte spätestens mit der Wahl der rechtspopu­listischen AfD in den Stadtrat vor zweieinhal­b Jahren gezogen worden sein.

Dass es mit der Antifaschi­stischen Recherche Oberberg eine außenstehe­nde Organisati­on ist, die den offensicht­lichen fremdenfei­ndlichen Hintergrun­d der Tat in die Öffentlich­keit rückt, ist für den Bürgermeis­ter und die Politiker, die sich auf das Geheimhalt­ungsspiel auch noch eingelasse­n haben, peinlich. Zumal die Wahrschein­lichkeit, dass so etwas in einem Dorf wie Hückeswage­n auch unter dem Teppich gekehrt bleibt, eher gering ist. Der einzig gangbare Weg wäre gewesen, die Öffentlich­keit wenigstens zeitnah über die Existenz der Hakenkreuz­e in dem alten Schulgebäu­de zu informiere­n. Dass das erst nach zweieinhal­b Monaten und darüber hinaus noch durch eine nicht örtliche Institutio­n bekannt wurde, hat einen sehr schalen Geschmack und bedeutet einen Vertrauens­verlust.

Hat ein Verein ohne Trainingsg­elände überhaupt noch eine Zukunft? In der Regel nicht, bei den Frühschwim­mern schon. Die können seit zweieinhal­b Jahren nicht mehr im Bürgerbad schwimmen und werden noch weitere mindestens drei Jahre warten müssen, bis ein neues Bad gebaut sein wird. Und doch macht der mit knapp 2000 Mitglieder­n größte Verein der Stadt weiter. Das zeigt eines ganz deutlich: Den Hückeswage­nern ist „ihr“Hallenbad immens wichtig – und das ist letztlich auch als Rückendeck­ung für die Entscheide­r in Politik und Verwaltung zu verstehen.

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