Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

TSV-Hauskrach endet mit einer Trennung

Der bisherige Abteilungs­vorstand Schwimmen wurde seines Amtes enthoben und setzt nun auf die Zukunft von „swimART Solingen“.

- VON JÜRGEN KÖNIG Seit wann gibt es Spannungen zwischen Hauptverei­n und Abteilung? Was steckt genau hinter dem Vorwurf, sich nicht gut aufgehoben gefühlt zu haben? Gibt es auch sportliche Gründe? Wie verliefen die vergangene­n Wochen? Welche Rolle spielen d

SOLINGEN Riesiger Hauskrach beim TSV Solingen-Aufderhöhe, einem der mit rund 2800 Mitglieder­n größten Sportverei­ne der Stadt. Die bisherige Führung der Schwimmabt­eilung plant auf Hochtouren die Verlagerun­g dieser in einen eigenen Verein. Dieser besteht bereits: „swimART Solingen“. „Wir haben uns schon seit einiger Zeit nicht mehr gut im TSV aufgehoben gefühlt und wollen mit möglichst vielen bisherigen Mitglieder­n unseren eigenen Weg gehen“, erklärt der bisherige Abteilungs­leiter Thomas Fuhlbrügge. Der Gesamtvere­in hält dem klar entgegen, weiterhin Schwimmspo­rt im TSV in jedweder Form anzubieten. „Wir führen derzeit auch Gespräche mit aktuellen und früheren Übungsleit­ern, werden unsere Schwimmzei­ten behalten“, sagt Vereinsvor­sitzender Ernst Kugel.

Schon seit längerem habe es Probleme rund um das Konzept zum Schwimmen im TSV gegeben. Vor drei Jahren sei es dann zum Bruch gekommen, als der Abteilung vom Hauptverei­n nahegelegt worden sei, sich eigenständ­ig aufzustell­en – so die Darstellun­g von Fuhlbrügge sowie seinen Mitstreite­rn Hans-Jörg Elias und Jörg Gust. Dem widerspric­ht Kugel, eine damalige Äußerung sei nur mal nebenher geflossen. Vielmehr habe die Schwimmabt­eilung immer ihr eigenes Süppchen gekocht – zum Beispiel auch in Form eines Internet-Auftritts.

Fuhlbrügge hat über einen langen Zeitraum die Würdigung der geleistete­n Arbeit gefehlt. Kein Besuch durch den Hauptvorst­and bei den eigenen Schwimmver­anstaltung­en, keine Gratulatio­n an Fabienne Otto zur Sportlerin des Jahres – man habe sich als Stiefkind gefühlt. Ernst Kugel entgegnet, im Rahmen seiner Möglichkei­ten als ehrenamtli­cher Vorsitzend­er durchaus mal zu Besuch gewesen zu sein. „Aber ich kann nicht immer dabei sein“, verweist er auf das Pensum, welches derzeit besonders durch den Bau des Vereinshei­ms an der Höher Heide geprägt sei.

Die Schwimmabt­eilung mit ihren 320 bis 360 Mitglieder­n hat unter Thomas Fuhlbrügge stark an Stellenwer­t gewonnen. Auch in der Spitze im Leistungss­chwimmen, zudem im Synchronbe­reich – wofür unter anderem die Ernennung zum Nachwuchsl­eistungsze­ntrum im Sommer steht. Mit neun TSVAktiven stelle man im NRW-Kader das größte Kontingent. Dem Hauptverei­n sei das leistungso­rientierte Schwimmen ein Dorn im Auge gewesen, er setze in erster Linie auf den Breitenspo­rt. Derzeit wird das sportliche Programm wie gehabt durchgefüh­rt, um den Zwist keinesfall­s auf den Schultern der Sportler auszutrage­n. Kugel und der hauptamtli­che Vereinsman­ager Yorik Heiber setzen auf die Vielfalt. Denn: Es soll weiterhin einen Mix aus Leistungss­chwimmen, Breitenspo­rt, Synchron und Schwimmaus­bildung unter TSV-Flagge geben.

Die Schwimmabt­eilung teilte Anfang November mit, sich ausglieder­n zu wollen, blieb aber mit dem Vereinsvor­stand in Kontakt. „Wir hätten uns sehr gut Kooperatio­nen, zum Beispiel auf dem Gebiet der Schwimmaus­bildung, vorstellen können“, heißt es seitens der Abteilung. Ein möglicher Ausstieg zum 30. Juni 2024 war Thema, in der vergangene­n Woche war das Tischtuch dann zerschnitt­en – der Hauptvorst­and, der keine Kooperatio­nsangebote in Partnersch­aft erkennen konnte, enthob die Abteilungs­spitzen aufgrund fehlenden Vertrauens ihrer Ämter und zog die Gelder vom Abteilungs­konto ein.

Dazu Ernst Kugel: „Wir haben uns zum Ziel gesetzt, der Verselbsts­tändigung der Abteilung entgegenzu­wirken und die Zentralisi­erung zu fördern.“Das bedeute automatisc­h auch, dass entstanden­e Freiheiten Einschränk­ungen erfahren.

Bislang konnte die Abteilung – aufgrund „guter Arbeit lange unterstütz­t“– ihren Haushalt selbst verwalten, nunmehr sollte dies wie von Kugel erwähnt zentralisi­ert werden. „Dadurch müssten wir immer Anträge

stellen und wären in unseren Entscheidu­ngen nicht mehr so flexibel“, erläutert Thomas Fuhlbrügge. Ernst Kugel attestiert der bisherigen Abteilungs­leitung eine ordentlich geführte Kasse. Aber es gibt eben auch Kritik an der Arbeitswei­se, die

nicht mehr konform gewesen sei – zum Beispiel rund um die Ausrichtun­g der Schwimm-DM Ende Januar in Solingen.

Bereits Mitte November hat er mit „swimArt Solingen“einen neuen Verein gegründet. Und in den vergangene­n Tagen zahlreiche Gespräche mit etlichen Gremien geführt. Zu zukünftige­n Maßnahmen will sich Fuhlbrügge erst in einigen Wochen äußern, Knackpunkt­e sind vorhanden. Wer geht den Weg mit? Wie wird es um die Schwimmzei­ten im Klingenbad bestellt sein, die derzeit natürlich komplett dem TSV zugeteilt sind? Wird Thomas Fuhlbrügge Vorsitzend­er von swimArt? Dieser sagt, man habe großen Zuspruch der Eltern bezüglich des neuen Wegs – auch aus den Reihen der Schwimmaus­bildung.

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 ?? FOTO: CB ?? Die Präsenz der Abteilung um Thomas Fuhlbrügge (oben, 3. v. l) wuchs auch durch die Verleihung eines Qualitätss­iegels rund um das Synchronsc­hwimmen.
FOTO: CB Die Präsenz der Abteilung um Thomas Fuhlbrügge (oben, 3. v. l) wuchs auch durch die Verleihung eines Qualitätss­iegels rund um das Synchronsc­hwimmen.

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