Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
TSV-Hauskrach endet mit einer Trennung
Der bisherige Abteilungsvorstand Schwimmen wurde seines Amtes enthoben und setzt nun auf die Zukunft von „swimART Solingen“.
SOLINGEN Riesiger Hauskrach beim TSV Solingen-Aufderhöhe, einem der mit rund 2800 Mitgliedern größten Sportvereine der Stadt. Die bisherige Führung der Schwimmabteilung plant auf Hochtouren die Verlagerung dieser in einen eigenen Verein. Dieser besteht bereits: „swimART Solingen“. „Wir haben uns schon seit einiger Zeit nicht mehr gut im TSV aufgehoben gefühlt und wollen mit möglichst vielen bisherigen Mitgliedern unseren eigenen Weg gehen“, erklärt der bisherige Abteilungsleiter Thomas Fuhlbrügge. Der Gesamtverein hält dem klar entgegen, weiterhin Schwimmsport im TSV in jedweder Form anzubieten. „Wir führen derzeit auch Gespräche mit aktuellen und früheren Übungsleitern, werden unsere Schwimmzeiten behalten“, sagt Vereinsvorsitzender Ernst Kugel.
Schon seit längerem habe es Probleme rund um das Konzept zum Schwimmen im TSV gegeben. Vor drei Jahren sei es dann zum Bruch gekommen, als der Abteilung vom Hauptverein nahegelegt worden sei, sich eigenständig aufzustellen – so die Darstellung von Fuhlbrügge sowie seinen Mitstreitern Hans-Jörg Elias und Jörg Gust. Dem widerspricht Kugel, eine damalige Äußerung sei nur mal nebenher geflossen. Vielmehr habe die Schwimmabteilung immer ihr eigenes Süppchen gekocht – zum Beispiel auch in Form eines Internet-Auftritts.
Fuhlbrügge hat über einen langen Zeitraum die Würdigung der geleisteten Arbeit gefehlt. Kein Besuch durch den Hauptvorstand bei den eigenen Schwimmveranstaltungen, keine Gratulation an Fabienne Otto zur Sportlerin des Jahres – man habe sich als Stiefkind gefühlt. Ernst Kugel entgegnet, im Rahmen seiner Möglichkeiten als ehrenamtlicher Vorsitzender durchaus mal zu Besuch gewesen zu sein. „Aber ich kann nicht immer dabei sein“, verweist er auf das Pensum, welches derzeit besonders durch den Bau des Vereinsheims an der Höher Heide geprägt sei.
Die Schwimmabteilung mit ihren 320 bis 360 Mitgliedern hat unter Thomas Fuhlbrügge stark an Stellenwert gewonnen. Auch in der Spitze im Leistungsschwimmen, zudem im Synchronbereich – wofür unter anderem die Ernennung zum Nachwuchsleistungszentrum im Sommer steht. Mit neun TSVAktiven stelle man im NRW-Kader das größte Kontingent. Dem Hauptverein sei das leistungsorientierte Schwimmen ein Dorn im Auge gewesen, er setze in erster Linie auf den Breitensport. Derzeit wird das sportliche Programm wie gehabt durchgeführt, um den Zwist keinesfalls auf den Schultern der Sportler auszutragen. Kugel und der hauptamtliche Vereinsmanager Yorik Heiber setzen auf die Vielfalt. Denn: Es soll weiterhin einen Mix aus Leistungsschwimmen, Breitensport, Synchron und Schwimmausbildung unter TSV-Flagge geben.
Die Schwimmabteilung teilte Anfang November mit, sich ausgliedern zu wollen, blieb aber mit dem Vereinsvorstand in Kontakt. „Wir hätten uns sehr gut Kooperationen, zum Beispiel auf dem Gebiet der Schwimmausbildung, vorstellen können“, heißt es seitens der Abteilung. Ein möglicher Ausstieg zum 30. Juni 2024 war Thema, in der vergangenen Woche war das Tischtuch dann zerschnitten – der Hauptvorstand, der keine Kooperationsangebote in Partnerschaft erkennen konnte, enthob die Abteilungsspitzen aufgrund fehlenden Vertrauens ihrer Ämter und zog die Gelder vom Abteilungskonto ein.
Dazu Ernst Kugel: „Wir haben uns zum Ziel gesetzt, der Verselbstständigung der Abteilung entgegenzuwirken und die Zentralisierung zu fördern.“Das bedeute automatisch auch, dass entstandene Freiheiten Einschränkungen erfahren.
Bislang konnte die Abteilung – aufgrund „guter Arbeit lange unterstützt“– ihren Haushalt selbst verwalten, nunmehr sollte dies wie von Kugel erwähnt zentralisiert werden. „Dadurch müssten wir immer Anträge
stellen und wären in unseren Entscheidungen nicht mehr so flexibel“, erläutert Thomas Fuhlbrügge. Ernst Kugel attestiert der bisherigen Abteilungsleitung eine ordentlich geführte Kasse. Aber es gibt eben auch Kritik an der Arbeitsweise, die
nicht mehr konform gewesen sei – zum Beispiel rund um die Ausrichtung der Schwimm-DM Ende Januar in Solingen.
Bereits Mitte November hat er mit „swimArt Solingen“einen neuen Verein gegründet. Und in den vergangenen Tagen zahlreiche Gespräche mit etlichen Gremien geführt. Zu zukünftigen Maßnahmen will sich Fuhlbrügge erst in einigen Wochen äußern, Knackpunkte sind vorhanden. Wer geht den Weg mit? Wie wird es um die Schwimmzeiten im Klingenbad bestellt sein, die derzeit natürlich komplett dem TSV zugeteilt sind? Wird Thomas Fuhlbrügge Vorsitzender von swimArt? Dieser sagt, man habe großen Zuspruch der Eltern bezüglich des neuen Wegs – auch aus den Reihen der Schwimmausbildung.