Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Alte Bäume bekommen eine neue Chance

Die Gruppe OBSD unterstütz­te am Wochenende in Kleinklev beim Schnitt alter Sorten.

- INFO Wer bei OBSD mitmachen möchte, findet weitere Infos unter

WERMELSKIR­CHEN (resa) Roland Steiger kann sein Glück kaum fassen. „Das ist eine echte Perle hier“, sagt er am Samstag und deutet auf die große Wiese mit alten Bäumen. Was für den Laien auf den ersten Blick vor allem nach altem Holz aussieht, fällt für die Ehrenamtli­chen von OBSD – wie „Obstbäume schneiden in Dabringhau­sen“– eindeutig in die Kategorie Schatzkamm­er. Deswegen haben sie ihr Werkzeug zusammenge­packt und sich auf den Weg nach Kleinklev gemacht. „Wir zählen hier fast 50 Bäume auf der Wiese“, sagt Steiger, „eine große Vielfalt und alte Sorten.“Solche großen Streuobstw­iesen gebe es im Bergischen gar nicht mehr so oft, weiß er. Apfel, Birne, Kirsche, Mirabelle und Walnuss: Vor rund 60 Jahren sei die Streuobstw­iese in Kleinklev entstanden, hat Steiger herausgefu­nden.

Die Bäume sind ihm beim Spaziergan­g aufgefalle­n. „Ich habe dann einfach an der Tür geklingelt“, erzählt er über den ersten Besuch in Kleinklev. Marc Daniels öffnete die Tür und freute sich über den unerwartet­en Besuch. „Ich hatte schon von OBSD gehört und auch schon darüber nachgedach­t, mich mal bei der Gruppe zu melden“, erzählt er. Schließlic­h wusste er um den Schatz, der vor seiner Haustüre wächst. „Das ist ein Teil der heimischen Kulturland­schaft“, sagt er. Und er wolle die alten Sorten so lange wie möglich erhalten. „Aber mir fehlte bisher einfach die Zeit, um mich um den Schnitt zu kümmern“, erzählt Daniels. Deswegen war die Freude über die Kontaktauf­nahme von Roland Steiger groß. „Was Besseres kann einem da ja eigentlich gar nicht passieren“, sagt Daniels. Er hat am Samstag nicht nur heißen Kaffee, sondern auch einen vollen Karton mit Apfelsaft mitgebrach­t – natürlich aus den Äpfeln der Streuobstw­iese gewonnen. Gemeinsam widmen sich Daniels und die Ehrenamtli­chen dem wertvollen Holz. Schon 2020 ist die Gruppe OBSD entstanden, um den Verfall der Streuobstw­iesen in Dabringhau­sen zu verhindern und an die

Geschichte der „bergischen Obstkammer“zu erinnern. Die Gruppe wächst stetig – und damit auch die Zahl der betreuten Streuobstw­iesen. „Der erste Schritt ist die Bestandsau­fnahme“, erklärt Steiger. Eine Karte mit einer Übersicht über die Wiese ist inzwischen entstanden – und Teil der neuen „Streuobstw­iesenDaten­bank“geworden. Die sieben Ehrenamtli­chen von OBSD nehmen nun jeden Baum unter die Lupe.

„Wir prüfen die Statik“, erklärt Steiger. Ist ein Baum durch den wilden Wuchs zu stark belastet, kümmern sich die Ehrenamtli­chen um die Entlastung – in dem sie nicht nur Totholz, sondern auch Äste entfernen, die der Statik des Baums schaden. Schon diese erste Runde braucht ihre Zeit. „Den Unterschie­d kann man schon sehen“, erklärt Steiger und deutet auf die „entrümpelt­en“Bäume. Im zweiten Schritt steht der Verjüngung­sschnitt an, damit die Früchte wieder an jungem Holz wachsen können. „Der Schnitt begünstigt das Triebwachs­tum und damit auch die Ernte“, erklärt Steiger. Dafür sind weitere Arbeitsein­sätze geplant.

Auch im Herbst kommen die Ehrenamtli­chen wieder und beteiligen sich an der Ernte. „Wir haben auch die Sortenbest­immung ausgebaut und verfeinert“, erklärt Steiger und freut sich auf die Ernte teils uralter Sorten. Rund drei Jahre wird es dauern, bis der Verjüngung­sschnitt in Kleinklev endgültig abgeschlos­sen ist. Das zweite Leben der Streuobstw­iese hat bereits jetzt begonnen.

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FOTO: JÜRGEN MOLL Obstbaumsc­hneider sind wieder in Kleinklev aktiv. Roland Steiger betreibt Kulturpfle­ge am Obstbaum, Heiko Faubel schaut gespannt zu.

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