Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
„Barbier von Sevilla“– dieses Mal bunt, laut, schrill
REMSCHEID (nab) Bunt und laut, bombastisch und schrill – das Theater Hagen zeigte mit Gioachino Rossinis komischer Oper „Der Barbier von Sevilla“im Teo Otto Theater eine so turbulente, farbenprächtige Show, dass es einem hin und wieder zwar vor den Augen flimmerte, die aber trotzdem nie chaotisch wirkte.
In italienischer Sprache mit deutschen Untertexten wird die Geschichte des Grafen Almaviva erzählt. Er liebt Rosina, die aber auch von ihrem Vormund Doktor Bartolo verehrt wird. Dieser hat es vor allem auf ihre Mitgift abgesehen und bewacht sie wie eine Gefangene. In unterschiedlichen Verkleidungen und mithilfe seines Freundes, dem Barbier Figaro, gibt es am Ende für alle ein Happy End, denn der Graf überlässt Bartolo großzügig das Geld der Mitgift.
Begleitet von den Bergischen Symphonikern, die am Samstagabend von Rodrigo Tomillo dirigiert wurden und die geniale Musik Rossinis brillant umsetzten, zeigte das Ensemble in Sabine Hartmannshenns Inszenierung die Charaktere
der Protagonisten wunderbar überspitzt und der Tradition der Komödie folgend mit einem humorvollen Augenzwinkern. Die Zuschauerinnen und Zuschauer im leider nur zur Hälfte besetzten Teo Otto Theater erlebten geradezu spektakuläre Effekte (Bühne Stefan Heinrichs / Beleuchtung Hans-Joachim
Köster) vor ständig wechselndem Hintergrund.
Videoprojektionen zeigen ein Märchenschloss, das blitzschnell wieder verschwindet und nur noch durch das Fenster eines opulent ausgestatteten Schlafgemachs zu sehen ist. Landschaften, in denen es vor riesigen Fliegenpilzen wimmelt, bis plötzlich ein Wald zu sehen ist, durch den sich fantasievoll ausgestattete Tiere polternd Raum verschaffen. Bäume werden zusammengeschoben und wieder auseinandergezerrt. Riesige Spiegel und Türen mitten im Bühnenbild, aus denen Ensemblemitglieder auf die Bühne kommen und wieder verschwinden, lassen diesen OpernSpaß noch kurioser wirken.
Das lenkt jedoch keine Sekunde lang vom großen Können der Sängerinnen, Sänger oder des Chores (Leitung Julian Wolf) ab. Rosina (Anna-Doris Capitelli) glänzte mit ihrem kraftvollen Mezzosopran, durch ebenso großartige Stimmen überzeugten auch Graf Almaviva (Anton Kuzenok), der Figaro (Evgeniy Kapitula) und Basilio (DongWon Seo). Unbedingte Hingucker auch die Kostüme (Susana Mendoza). Das Jackett des Figaros glitzert ebenso golden wie seine spitzen Schuhe. Bei Rosina sind nicht nur Kleid und Stiefel, sondern auch die Haare ganz in Pink gehalten. Und bei Bartolos Outfit zweifelte wohl niemand daran, dass er ein „Doktor der Medizin“ist. Ein großartiges Theater-Spektakel, das man wohl so schnell nicht vergisst.