Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Antibiotika für Kinder sind immer noch Mangelware
Bestimmte Medikamente sind in den Apotheken wieder vorrätig. Nach anderen fragen Väter und Mütter dagegen weiterhin oft vergeblich.
REMSCHEID Eltern mit kranken Kindern können aufatmen: Fiebersaft und -zäpfchen sind wieder zu haben. Noch vor wenigen Wochen waren diese Medikamente Mangelware. Einen Grund zur Entwarnung sieht der Remscheider Apothekensprecher Henning Denkler allerdings nicht: „Bei den Antibiotika hat sich gar nichts geändert. Kindersäfte mit dem Wirkstoff Amoxizillin sind nach wie vor nicht zu kriegen.“
So viel zum Thema Vorrat anlegen, sagt Denkler. Noch im August vergangenen Jahres waren er und seine 17 Apothekerkollegen in Remscheid von den Gesundheitspolitikern in Remscheid dazu aufgefordert worden. „Ich kenne niemanden, der das nicht sofort tun würde“, sagt Denkler, der selbst die Regenbogen-Apotheke im Brückencenter am Hauptbahnhof betreibt. Allein: „Es gibt dann mal wieder eine Kiste voll. Aber wenn die irgendwann weg ist, ist sie weg.“
An den Gründen für den Mangel habe sich nichts geändert, sagt Denkler. In anderen Ländern lassen sich mit Arzneimitteln deutlich höhere Preise erzielen. Also werden sie als Erste beliefert. „In Dänemark gibt es deshalb kein Versorgungsproblem“, sagt Denkler. In Deutschland mangelt es derweil selbst an überlebenswichtigen Medikamenten: Antibiotika, Blutdruck- und Cholesterin-Senker und Antidepressiva.
Die Regierenden in Berlin setzen unterdessen darauf, dass das im Juni vergangenen Jahres beschlossene Gesetz gegen Lieferengpässe bei Arzneimitteln seine Wirkung entfaltet. Es soll die Kosten der Pharmahersteller verringern und den Verkauf der Medikamente in Deutschland lohnenswerter machen. Noch schlechter als Deutschland geht bei der Medikamentenversorgung in Europa übrigens nur Großbritannien. Eine Folge des Brexits.