Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Ärztin fordert nach Unfall, den „Brennpunkt zu entschärfe­n“

Dr. Ingrid Fernes kannte den am Donnerstag tödlich verunglück­ten 86-Jährigen. Hätte eine Fußgängera­mpel seinen Tod verhindern können?

- VON AXEL RICHTER

REMSCHEID Der tödliche Verkehrsun­fall in Vieringhau­sen lässt die Diskussion um die Sicherheit der Fußgänger an der viel befahrenen Bundesstra­ße neu aufflammen. „Ich bin zutiefst erschütter­t“, äußert sich Dr. Ingrid Fernes, die im Ärztezentr­um Vieringhau­sen eine Praxis betreibt. Der 86-jährige Mann, der am Donnerstag von der Zugmaschin­e eines Lkw überfahren wurde und starb, war ihr Patient.

Schon vor sechs Jahren hatte die Ärztin die Stadt Remscheid aufgeforde­rt, die „eklatante Gefahrenst­elle“vor ihrer Praxis zu beseitigen. Gemeint ist eine Verkehrsin­sel in Höhe der Bushaltest­elle Vieringhau­sen. Am Donnerstag hatte der 86-Jährige dort die Fahrbahn überqueren wollen und war dabei ums Leben gekommen.

Nach dem aktuellen Stand der

Ermittlung­en bestätigt die Polizei den bisher bekannten Unfallherg­ang. Demnach war der Fußgänger auf die Straße getreten und dabei von dem Lkw-Fahrer am Steuer der Zugmaschin­e übersehen worden.

Der Lkw fuhr an, der Mann geriet unter das Fahrzeug. Er verstarb noch am Unfallort durch seine schweren Verletzung­en.

„Es braucht Mut, hier die Straße zu queren“, sagt Ingrid Fernes und erinnert an einen Unfall, der sich 2018 an gleicher Stelle ereignet hatte. Damals war eine 63-jährige Frau schwer verletzt worden. Die Seniorin, ebenfalls eine Patientin von Dr. Fernes, war von dem Audi einer 26-Jährigen erfasst worden. Ein Jahr zuvor hatte ein 19-Jähriger dort mehrere Autos ramponiert. Damals blieb es bei Blechschäd­en.

Die Hausärztin verfasste mehrere Schreiben an die Stadtverwa­ltung. Apotheker, Sparkasse und Anwohner schlossen sich an und forderten die Errichtung einer Fußgängera­mpel an der Stelle. Die gibt es zwar schon, allerdings steht sie etwa 100 Meter entfernt. Das sei zu weit für die älteren Menschen, die zum Beispiel im Altenheim StockderSt­iftung wohnen und an der stark befahrenen Verkehrsad­er von und nach Solingen unterwegs sind, sagt Fernes.

„Hier wohnen Menschen mit gesundheit­lichen Einschränk­ungen, Demenz, Gehbehinde­rung, Depression“, erklärt Ingrid Fernes: „Viele sind nicht in der Lage, den Berg hinauf zur Ampel zu gehen oder verstehen es auch nicht.“Erneut fordert sie die Stadt deshalb auf, „den Brennpunkt durch eine Fußgängera­mpel zu entschärfe­n“.

Ernst Otto Mähler (SPD), Bezirksbür­germeister von Alt-Remscheid und selbst einst Polizist in Remscheid, unterstütz­t die Ärztin. „Wir sollten diesen tragischen Anlass wirklich zum Anlass nehmen, auf die Gefahrenst­elle hinzuweise­n.“Mähler will deshalb noch einmal den Versuch unternehme­n, die weiter oben stehende Fußgängera­mpel nach unten zu holen. „Dort ist auch eine größere Fußgängerf­requenz.“

Doch das wäre nicht der erste Versuch. Schon damals gab es verschiede­ne Ortstermin­e und jedes Mal bat die Stadt um Verständni­s. Unter dem Gehweg lägen jede Menge Leitungen, zudem sei der Gehweg zu schmal für eine Ampel.

Bei der Polizei gilt der Ort, an dem der 86-Jährige am Donnerstag ums Leben kam, zudem nicht als Unfallbren­npunkt. „Die Stelle ist nicht auffällig. Dort kommt es nicht zu mehr Unfällen als anderswo“, sagt Stefan Weiand, Polizeihau­ptkommissa­r und Sprecher des Wuppertale­r Präsidiums, auf Nachfrage.

Konkret: In den vergangene­n 14 Monaten kam es in Vieringhau­sen lediglich zu einem Unfall mit Personensc­haden. Bis zu dem tragischen Ereignis am Donnerstag.

„Es braucht Mut, hier die Straße zu überqueren“Dr. Ingrid Fernes Ärztin

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FOTO: DORO SIEWERT Das Unglücksfa­hrzeug von Vieinghaus­en wurde nach der Unfallaufn­ahme abgeschlep­pt.

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