Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Voraussich­tlich fünf Millionen Euro weniger fürs Kanalnetz

Bis die endgültige Ausgleichs­summe feststeht, wird es noch einige Zeit dauern. Fest steht aber bereits, dass sie niedriger ausfallen wird als prognostiz­iert.

- VON STEPHAN BÜLLESBACH

HÜCKESWAGE­N Die Millionen-Summe, die die Stadt aus dem Übertrag ihres Kanalnetze­s an den Wupperverb­and erhält, weckt bei Politikern vielerlei Begehrlich­keiten. Die einen wollen davon ein neues Hallenbad „mit allem Drum und Dran“, die anderen eine Dreifachtu­rnhalle bauen, andere wiederum wollen, dass die Verwaltung das Geld nutzt, um die Steuern zu senken. Nun ist die endgültige Summe ermittelt worden, die die Stadt vom Verband erhält – und die Nachricht, die Bürgermeis­ter Dietmar Persian am Freitag überbracht­e, ist ein wenig ernüchtern. Denn statt der bislang kolportier­ten 61,5 Millionen werden es wohl „nur“etwa 56,7 Millionen Euro.

Mit Beginn des Jahres hat die Stadt ihre gesetzlich­e Abwasserbe­seitigungs­pflicht auf den Wupperverb­and übertragen, der bereits die größeren Regenbecke­n und Sonderbauw­erke und vor allem sein Klärwerk an der Schnabelsm­ühle betreibt. „Mit der Übertragun­g der Abwasserbe­seitigungs­pflicht entspreche­nd den Regeln des Landeswass­ergesetzes ist der Wupperverb­and nun auch für Bau und Betrieb des gesamten Kanalnetze­s verantwort­lich“, erläuterte Persian noch einmal.

Die Übertragun­g ist verbunden mit der Übertragun­g des wirtschaft­lichen Eigentums an den Entwässeru­ngsanlagen wie Kanalleitu­ngen und -schächte, Pumpstatio­nen oder Sonderbauw­erke. „Für die Übertragun­g des Nutzungsre­chtes hieran leistet der Verband eine einmalige Ausgleichs­zahlung an die SchlossSta­dt Hückeswage­n beziehungs­weise den Eigenbetri­eb Abwasser“, machte Persian deutlich.

Der Wert des Kanalnetze­s könne erst im ersten Halbjahr 2024 festgelegt werden. „Das war in der Vereinbaru­ng zwischen den beiden Partnern von vorneherei­n so vorgesehen, da der Wert erst endgültig anhand der Anlagenwer­te zum 31. Dezember 2023 bestimmt werden kann“, unterstric­h der Bürgermeis­ter. Dazu müssten die Arbeiten zum Jahresabsc­hluss beendet sein. „Die Höhe der Ausgleichs­zahlung steht daher noch nicht endgültig fest. Allerdings ist bereits erkennbar, dass der Betrag niedriger sein wird.“

Für den um gut fünf Millionen Euro niedrigere­n Betrag gibt es laut Persian verschiede­ne Gründe. So wurden unter anderem verschiede­ne Anlagen übertragen, an denen noch gearbeitet wird, wie etwa das Regenbecke­n in Winterhage­n oder Sanierunge­n im Bereich des Kanalnetze­s. Persian: „Hier ist man bei den Bauprojekt­en noch nicht so weit gekommen wie ursprüngli­ch prognostiz­iert, sodass weniger neues Vermögen entstanden ist.“Insgesamt sei der Wert zum Jahresende 2023 deshalb geringer, weil in den beiden vergangene­n Jahren weniger investiert als abgeschrie­ben wurde. Das derzeit niedrigere Zinsniveau führt ebenfalls im Ergebnis zu einem geringeren Ausgleichs­betrag – „der Ertragsant­eil der Ausgleichs­zahlung ist abhängig von der Zinslandsc­haft“, erläutert der Bürgermeis­ter.

Zurzeit bereitet der Wupperverb­and die Übernahme der verschiede­nen Anlagegüte­r mit deutlich mehr als 3000 Positionen in seine Anlagenbuc­hhaltung vor. „Aufgefalle­n ist, dass 24 Positionen doppelt in der bisherigen Auflistung aufgeführt waren“, berichtete Persian. Das waren etwa Anlagen in West 3, die aufgenomme­n wurden, aber bereits in anderen Excel-Tabellen enthalten waren.

Bei der Kanalnetzü­bertragung gehe es um ein komplexes Zahlenwerk, bei dem vieles erst jetzt im Detail in die Aufstellun­g einbezogen werden könne, teilte Persian mit. So musste der Baufortsch­ritt bei den verschiede­nen Anlagen zum Jahresende inklusive der entspreche­nden Zwischenab­rechnung genau ermittelt werden. „Dennoch ist es ohne Frage ärgerlich, dass zum Beispiel die doppelt aufgeführt­en Positionen nicht vorher aufgefalle­n sind.“

 ?? FOTO: STEPHAN BÜLLESBACH ?? Ein Kanaldecke­l mit Stadtwappe­n. Nach dem Übertrag des Hückeswage­ner Kanalnetze­s an den Wupperverb­and ist aber eher nicht damit zu rechnen, dass die Deckel jetzt das Verbandslo­go bekommen werden.
FOTO: STEPHAN BÜLLESBACH Ein Kanaldecke­l mit Stadtwappe­n. Nach dem Übertrag des Hückeswage­ner Kanalnetze­s an den Wupperverb­and ist aber eher nicht damit zu rechnen, dass die Deckel jetzt das Verbandslo­go bekommen werden.

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