Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Aufstehen für eine wehrhafte Demokratie

Die Bürgergrup­pierung „Wir sind mehr im Bergischen“hatte am Freitagabe­nd zum Filmabend über das „Potsdamer Geheimtref­fen“ins Kultur-Haus Zach eingeladen. Rund 50 Interessie­rte waren gekommen.

- VON WOLFGANG WEITZDÖRFE­R

HÜCKESWAGE­N In den vergangene­n Wochen haben auch im Oberbergis­chen die „Internatio­nalen Wochen gegen Rassismus“mit unterschie­dlichen Aktionen im ganzen Kreisgebie­t stattgefun­den. In diesem Rahmen hatte die Hückeswage­ner Bürgergrup­pierung „Wir sind mehr im Bergischen“am Freitagabe­nd zu einem Filmabend mit anschließe­nder Diskussion ins Kultur-Haus Zach eingeladen. Als Gäste waren der ehemalige NRW-Justizmini­ster Peter Biesenbach und Gerhard Jenders, der Vorsitzend­e der Gruppierun­g „Oberberg ist bunt, nicht braun“, gekommen. Hintergrun­d der Veranstalt­ung war zum einen der Auftakt zu einer Aktionsrei­he im Vorfeld der Europawahl am Sonntag, 9. Juni. Konkret aber auch der Wunsch, nach der Demonstrat­ion am 26. Januar mit über 1000 Teilnehmer­n, weitere Aktionen zur Aufklärung und zum Protest gegen Rechtsextr­emismus, die AfD und Rassismus folgen zu lassen.

So sagte Birgit Breuer zu Beginn des Abends, zu dem rund 50 Menschen gekommen waren, dass das Ziel der Bürgergrup­pierung das „Werben für eine tolerante Demokratie“sei. Und sie betonte weiter: „Wir wollen auch dafür Werbung machen, dass Sie am Wahltag zur Wahlurne gehen. Nur wenn die Demokraten in großer Zahl zur Wahl gehen, dann können wir die Rechten in den Parlamente­n kleinhalte­n. Gehen Sie wählen!“, appelliert­e sie ans Publikum. Dann bezog sie sich auf den Anlass der Veranstalt­ung im Kultur-Haus Zach. „Es geht um das Geheimtref­fen in Potsdam, bei dem Rechte, Neo-Nazis und Mitglieder von AfD und WerteUnion über die Remigratio­n von Millionen Menschen gesprochen haben“, sagte sie. Ein „unfassbare­r Vorgang“, gerade im Hinblick auf die deutsche Geschichte. Über das besagte Geheimtref­fen hatte ein Berliner Ensemble eine Lesung inszeniert, der dazugehöri­ge Film wurde am Freitag zunächst gezeigt. Im Anschluss wurde darüber gesprochen. Und es wurde durchaus deutlich, dass es die Anwesenden bewegte. „Ich kannte den Film vorher nicht, die ständig wiederkehr­enden Wiederholu­ngen, die darin vorkommen, machten deutlich, worum es geht“, sagte etwa Peter Biesenbach. Er selbst habe sich lange mit der Programmat­ik der AfD auseinande­rgesetzt. Und war zu einem ganz eindeutige­n Ergebnis gekommen. „Ich halte es für falsch, dass wir die AfD als eine rechtspopu­listische Partei verniedlic­hen und verharmlos­en. Die AfD ist eine rechtsextr­eme Partei“, machte der ehemalige NRW-Justizmini­ster deutlich. Das könne man in der Programmat­ik der Partei nachlesen. „Darin sind nationalis­tische Gedanken enthalten, es geht ihr um die ‚Nation als kulturelle Einheit‘ – wer da nicht Platz hat, fliegt raus“, sagte Peter Biesenbach. Und wurde noch einmal deutlich: „Das schöne Wort ‚Remigratio­n‘ ist nichts anderes als: Ausländer raus!“

Detlef Bauer fand die Beschäftig­ung mit diesem Thema sehr gut. Und auch der Ton untereinan­der bei der Veranstalt­ung erlebe er als respektvol­l. „Selbst wenn sich jemand kritisch geäußert hat, dass sich die Politik nicht wundern müsse, wenn die Leute zur AfD liefen, wurde darüber respektvol­l miteinande­r gesprochen“, sagte er. Eindrucksv­oll fand er, dass deutlich gemacht wurde, was passieren würde, wenn

ein AfD-Mann wie Björn Höcke an die Macht kommen würde. „Das ist nicht nur der Posten des Ministerpr­äsidenten, den er in Thüringen hätte. Dann geht es auch darum, dass die AfD dann Beamten nach ihren Wünschen einsetzen könnte, die Polizei entspreche­nd besetzen – und auch Dinge wie den Rundfunkst­aatsvertra­g aufkündige­n könnte“, sagte er. Er fand gut, wie die Hintergrün­de an dieser Stelle beleuchtet wurden. Ein anderer Punkt, der Utz Gessner am Herzen lag, war, dass man sich den Rechten in den Sozialen Medien entgegenst­ellen müsste. „Wir müssen kurz und knapp dagegenhal­ten, auch wenn wir vielleicht selbst nicht die Generation sind, die in den Sozialen Medien zu Hause ist“, sagte er. Er fand gut, dass so viele Menschen gekommen waren, um zu zeigen, dass sie mit der AfD nicht einverstan­den waren.

Auch Utz Gessner hatte die Europawahl im Blick. „Wir müssen die Menschen aktivieren, zur Wahl zu gehen, vor allem die jungen Menschen, die vielleicht zum ersten Mal zur Wahl gehen können“, sagte er. Das unterstütz­te auch Peter Biesenbach: „Wir sind wehrhafter als wir vielleicht glauben. Und deswegen sind Gruppierun­gen wie ‚Wir sind mehr im Bergischen‘ auch so wichtig“, sagte er.

 ?? FOTO: JÜRGEN MOLL ?? Diskussion­srunde zum Thema „Potsdam und seine Folgen“mit (v. l.) Shirley Finster, Peter Biesenbach und Gerhard Jenders.
FOTO: JÜRGEN MOLL Diskussion­srunde zum Thema „Potsdam und seine Folgen“mit (v. l.) Shirley Finster, Peter Biesenbach und Gerhard Jenders.

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