Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Frühjahrsputz in den Wupperorten
Rund 45 Teilnehmer trotzten dem zwischenzeitlichen Hagelschauer und befreiten ihr Quartier von Müll und Unrat.
WUPPERORTE Gut gelaunt stapften Konstatin (6) und Max (4) um kurz vor 10 Uhr zum Bürgerzentrum am Siedlungsweg – Papa und Mama im Schlepptau. Die Brüder sind für ihre anstehende Mission wetterfest gekleidet, mit dichten Regenjacken, Gummistiefeln und einer Mütze auf dem Kopf. Das müssen sie auch, denn der Blick gen Himmel verrät, dass es heute zwischenzeitlich auch ungemütlich werden könnte, denn immer wieder schieben sich tiefgraue Wolken vor die Sonne. Davon wollte sich die junge Familie, die erst kürzlich in die Wupperorte gezogen ist, allerdings nicht abhalten lassen, berichtet Mutter Kathrin. „Wir wollen ein Vorbild für die Kinder sein und haben auch gleich den Opa mitgebracht“, sagt sie schmunzelnd. Ihr Vater Ulrich, der Opa von Konstantin und Max, ist extra aus Eistringhausen bis zum Siedlungsweg gekommen, um mit den Enkeln an der Aufräumaktion des Bürgervereins mitzuwirken. „Man muss einfach nur den eigenen Schweinehund bekämpfen“, sagt der 76-Jährige und lässt sich sogleich von der Tochter eine Greifzange und Mülltüte reichen. Auch Konstantin und Max sind guter Dinge.
In Radevormwald wird es ihre erste Aufräumaktion sein. Doch in Wuppertal haben sie bereits in der vergangenen Woche schon beim Frühjahrsputz mitgeholfen. „Rund um den Bahnhof dort war es wirklich sehr dreckig“, berichtet Kathrin. Die Wupperorte dagegen, seien ihr nicht sonderlich verdreckt aufgefallen. Doch weil ihnen der Umweltschutz wichtig ist und ihre Jungs sensibel genug sind, um bei ihren regelmäßigen Ausflügen und Spaziergängen
durch die Natur zu merken, dass so manch einer seinen Müll auf Straßen und in Wäldern hinterlässt, laufen sie auch beim Frühjahrsputz in den Wupperorten mit. „Plastikflaschen und Tüten“, sagt Konstantin, habe er bereits gesehen.
Bevor die Teilnehmer loslaufen, richtet der Vereinsvorsitzende Marcus Riese noch einige Worte an die Gruppe und rät zur Vorsicht: „Passt auf euch auf, unternehmt keine waghalsigen Versuche, um irgendwo Müll herauszuholen.“Die Freiwilligen,
bepackt mit Mülltüten, Handschuhen und Zangen, schwirren aus, während eine Gruppe von Ehrenamtlern am Siedlungsweg bleibt, um den Grill vorzubereiten. Denn wenn die Helfer nach ihren Streifzügen zurückkommen, werden sie hungrig sein.
Aus den vergangenen Jahren, berichtet Marcus Riese, sei Herkingrade mit der größten Menge an Müll aufgefallen. „Hier schmeißen viele Leute einfach ihren Müll beim Fahren aus dem Fenster heraus“, vermutet Riese. Grundsätzlich, das habe er aus den vergangenen Aktionen bemerkt, werde die Vermüllung der Wupperorte jedoch glücklicherweise von Jahr zu Jahr weniger. „Die Müllsäcke werden nicht mehr ganz so voll, wie noch in den Vorjahren.“Außergewöhnliche Funde habe es aber auch in den Wupperorten gegeben. „Im vergangenen Jahr haben wir ganze Eisenträger aus den Gebüschen gezogen. In den ersten Jahren wurde sogar ein Gebiss gefunden.“
Gute 36 Anmeldungen waren im
Vorfeld bei Regina Übel, Organisatorin der Aktion für den Bürgerverein, für den Frühjahrsputz an der Wupper eingegangen. Am Aktionstag selbst kamen weitere unangemeldet dazu, sodass insgesamt wieder gut 45 Teilnehmer unterwegs waren, um Müll zu sammeln. Rund 14 Tage vorher, erklärt Übel, fange die Organisation an, die Anfragen würden gestellt, der Kontakt mit der Stadt und der Abfallwirtschaftsgesellschaft hergestellt. „Frau Hildebrandt hat alles in die Wege geleitet und dafür gesorgt, dass Müllbeutel, Handschuhe und Zangen von der Stadt vorbeigebracht werden.“Beim Frühjahrsputz in den Wupperorten richte sich der Bürgerverein an der Aktion „Rade räumt auf“. „Für gewöhnlich starten wir dann am letzten Samstag dieser Aktionswoche.“Dabei wirken in den Wupperorten nicht nur Anwohner mit, weiß Riese. „Anke Schröder beispielsweise ist gebürtige Wupperanerin, wohnt aber jetzt schon seit vielen Jahren mit ihrem Mann in Radevormwald und kommt trotzdem zum Aufräumen zu uns“, freut sich der Vereinsvorsitzende.
Als Dank für ihr Engagement lädt der Verein die fleißigen Müllsammler im Anschluss an den Frühjahrsputz auch immer auf ein Grillwürstchen
und Getränke ein. „Das gehört für mich einfach dazu. Das geht gar nicht anders“, sagt Riese, der Getränke, Würstchen und Brötchen besorgt, um die hungrigen Helfer nach der stundenlangen Sammelei zu verpflegen. Erstmalig hatte Tabea Busch in diesem Jahr dafür auch Gemüsespieße für all jene vorbereitet, die kein Fleisch essen. Hier kommen die Ehrenamtler am Ende gerne zusammen, um sich zu stärken und sich über ihre Ausbeute auszutauschen.
In diesem Jahr, stellt Riese dann am Nachmittag fest, traten die Straßenzügen Am Graben und Wülfingstraße als besonders verschmutzte Stellen in Erscheinung. Neben allerhand Plastik- und Verpackungsmüll auf den Straßen und im Gebüsch, fanden die Müllsammler auch wieder außergewöhnlichen Unrat in der Natur. „Ein Autoscheinwerfer wurde gefunden, ein Auspuff und eine Kaffeemaschine“, fasst Riese zusammen. „Und auch eine Feuerwerksbatterie.“Das Fazit der diesjährigen Aktion fällt aber erneut positiv aus. „Wir hatten trotz dieses Aprilwetters wieder viele fleißige Helfer dabei und es ist definitiv weniger Müll als in den Vorjahren.“Der Frühjahrsputz, sagt Riese, habe also einen nachhaltigen Effekt.