Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Französische Regierung ruft höchste Terrorwarnstufe aus
Die für den Moskauer Anschlag verantwortliche Gruppierung ist auch in Frankreich aktiv. Mehrere Schulen erhalten Morddrohungen.
PARIS Vier Monate vor Eröffnung der Olympischen Spiele in Paris hat die französische Regierung die höchste Terrorwarnstufe ausgerufen. Anlass war der Angriff auf einen Konzertsaal in Moskau mit 137 Toten, zu dem sich die Terrororganisation Islamischer Staat Provinz Khorasan bekannt hatte. Die Gruppierung mit Sitz in Afghanistan soll auch in Frankreich aktiv sein. „Diese Organisation bedroht Frankreich und war in verschiedene Anschlagsprojekte in mehreren europäischen Ländern verwickelt, darunter in Deutschland und Frankreich“, hieß es am Sonntagabend aus dem Umfeld von Regierungschef Gabriel Attal. Frankreich war bereits mehrfach Ziel von islamistischen Attentaten. Für die Olympischen Spiele, die am 26. Juli beginnen, gelten deshalb besonders strenge Sicherheitsvorkehrungen.
Der bisher letzte Anschlag ereignete sich kurz vor Weihnachten, als ein 26-Jähriger, der sich zum IS bekannte, in der Nähe des Eiffelturms einen Deutsch-Philippiner erstach. Die IS-Untergruppe „Provinz Khorasan“soll 2022 an der Vorbereitung eines Anschlags auf den Straßburger Weihnachtsmarkt beteiligt gewesen sein. Der Inlandsgeheimdienst DGSI nahm damals zwei Männer fest, die vermutlich vom IS in Afghanistan gesteuert wurden. Es handelte sich um einen Tadschiken und einen Tschetschenen.
Die tschetschenische Gemeinde in Frankreich wird besonders streng überwacht, seit ein 18-Jähriger tschetschenischer Herkunft im Jahr 2020 den Lehrer Samuel Paty in der Nähe von Paris enthauptet hatte. Ein zweites tödliches Messerattentat gegen einen Lehrer verübte im Oktober ein junger Mann, dessen Familie aus der russischen Teilrepublik Inguschetien stammt, im nordfranzösischen Arras. Danach verhängte die Regierung für drei Monate die höchste Terrorwarnstufe. Sie wurde erst im Januar wieder heruntergesetzt. Jedes Jahr würden mehrere
Anschläge in Frankreich vereitelt, sagte Innenminister Gérald Darmanin.
In den vergangenen Tagen hatten Dutzende Schulen in Paris, in Nordund Ostfrankreich Morddrohungen erhalten. Die Botschaften, die in den digitalen Postfächern der Schüler eingingen, wurden von einem Enthauptungsvideo begleitet. „Morgen werde ich die ganze Einrichtung zwischen 11 und 15 Uhr in die Luft sprengen und alle eure Leichen enthaupten“, lautete eine der Drohungen,
die die Zeitung „Le Parisien“zitierte. Der Autor der Drohmails bekannte sich zum Islamischen Staat. Die Präsidentin der Region Île de France, Valérie Pécresse, sprach von einer „Cyberattacke“auf das interne Kommunikationssystem der Schulen, das seither nicht mehr in Betrieb ist. „Alles wird getan, um den oder die Verfasser dieser Drohungen zu finden“, kündigte Regierungschef Attal an: „Sie glauben, dass sie anonym bleiben können, aber wir werden sie jagen.“