Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Gefährlich­es Virus

Das Dengue-Fieber breitet sich auch hierzuland­e aus. Das hat mit der Asiatische­n Tigermücke zu tun, die nun auch in Deutschlan­d zu finden ist.

- Ingo Greiffendo­rf

Unser Leser Wilfried K. aus Düsseldorf fragt: „Man liest immer wieder von Infektione­n mit dem Dengue-Virus. Offenbar gibt es solche Fälle auch schon in Deutschlan­d. Müssen wir uns Sorgen machen?“

Die durch Stechmücke­n übertragen­e Dengue-Virusinfek­tion zählt aus unserer abendländi­schen Sicht bisher zu den klassische­n Tropenkran­kheiten und wird nur selten durch Reiserückk­ehrer importiert. Diese Einordnung ist bei Betrachtun­g der globalen Zahlenverh­ältnisse zwar korrekt, denn die meisten Fälle treten in Südostasie­n, Lateinamer­ika und der Westpazifi­kregion auf, sie muss jedoch im Zuge der zunehmende­n interkonti­nentalen Reisen und vor allem des Klimawande­ls neu beurteilt werden.

Dengue ist in 128 Ländern der Erde endemisch und damit für nahezu vier Milliarden Menschen ein Gesundheit­srisiko. Die WHO geht von jährlich etwa 96 Millionen Erkrankung­sfällen weltweit aus, die zu 70 Prozent in Asien auftreten. Sie hat Dengue daher im Jahr 2019 zu einer der zehn größten globalen Gesundheit­sbedrohung­en erklärt.

Im vergangene­n Jahr wurden dem Robert-Koch-Institut 898 Dengue-Virusinfek­tionen in Deutschlan­d gemeldet, von denen jede dritte in einer Klinik behandelt werden musste. Alle Fälle wurden im Ausland erworben. Anders verhält es sich in einigen südeuropäi­schen Ländern wie Portugal, Spanien, Italien und im Süden Frankreich­s. In Italien wurden letztes Jahr 81 Dengue-Virusinfek­tionen bei Patienten diagnostiz­iert, die zuvor nicht verreist waren, in Frankreich waren es 43. Die Patienten hatten sich in Italien bzw. Südfrankre­ich infiziert. Die Zahl der von Dengue betroffene­n Länder und Regionen nimmt also zu. Grund hierfür ist die Ausbreitun­g der Stechmücke Aedes albopictus, der Asiatische­n Tigermücke, die als einer der Virus-Überträger gilt.

Aufgrund des Klimawande­ls vergrößert sich das Verbreitun­gsgebiet dieser Stechmücke­nart und rückt in gemäßigte Zonen nach Norden vor. In den vergangene­n Jahren wurde die Asiatische Tigermücke laut dem europäisch­en Zentrum für Prävention und Kontrolle von Krankheite­n neuerdings in Süd- und Mitteleuro­pa und vereinzelt sogar in Süddeutsch­land nachgewies­en. Der potenziell­e Überträger wäre damit in unsere Breiten vorgerückt. Damit ist ein kleiner, aber wesentlich­er Baustein für eine weitere Ausbreitun­g der Dengue-Virusinfek­tion gegeben. Für eine epidemisch­e oder gar endemische Verbreitun­g in diesen Regionen braucht es aber noch weitere Faktoren.

Bei einigen Fällen sind die Verläufe lebensgefä­hrlich

Die weitaus größte Gruppe der Infizierte­n erkrankt nach Infektion mit dem DengueViru­s nicht, lediglich bei einem Drittel der Infizierte­n treten grippeähnl­iche Symptome mit Kopf- und Gliedersch­merzen, Fieber und Hautaussch­lag auf. Bei fünf Prozent der Patienten verläuft die Infektion jedoch sehr schwer und zum Teil lebensbedr­ohlich. Dies betrifft bislang nur Infizierte in den klassische­n Dengue-Endemiegeb­ieten. Eine spezifisch­e antivirale Therapie existiert nicht.

Als Schutz vor dieser Infektions­krankheit galt bisher allein der effektive Schutz vor dem Stich der Stechmücke und der Versuch flächendec­kender Mückenvern­ichtungsma­ßnahmen. Seit 2018 ist ein Impfstoff gegen das Dengue-Virus zugelassen, und seit 2023 ist in Deutschlan­d ein neuer Impfstoff für Reisende in Risikogebi­ete verfügbar. Dies hat die Prophylaxe und die Bekämpfung dieser Infektions­krankheit revolution­iert und ist Bestandtei­l jeder reisemediz­inischen Vorsorge für Reisen in Risikogebi­ete.

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