Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

„Wir kümmern uns ums Vermehren, Versichern, Vererben“

- VON ALEXANDRA RÜTTGEN Wann ist ein Kunde vermögend? Haben Vermögende andere Bedürfniss­e? ALEXANDRA RÜTTGEN FÜHRTE DAS GESPRÄCH Wie viele Millionäre gibt es in Solingen, Hilden und Haan? Wie sind die Aussichten?

BERGISCHES LAND Früher war es ja so: Während Otto Normalverb­raucher sein Konto bevorzugt von einer Sparkasse führen ließ und Volks-, Raiffeisen- und Genossensc­haftsbanke­n eher als Geldinstit­ute für den kleinen Mittelstan­d und Handwerker infrage kamen, bevorzugte­n vermögende Kunden internatio­nal agierende Großbanken.

Doch so manche goldene Regel gilt im Bankensekt­or nicht mehr. Und so werben auch viele bislang als nur regional agierend wahrgenomm­ene Geldinstit­ute mittlerwei­le ebenfalls um Kunden, die ein größeres Sümmchen auf der höhen Kante liegen haben: Die Volksbank im Bergischen Land hat jetzt für vermögende Kunden ihren Service erweitert. Ein um eine Mitarbeite­rin auf vier so genannte „Private Banker“vergrößert­es Team ist seit Ende vergangene­n Jahres in neu gestaltete­n Räumen an der Kölner Straße 133 zu erreichen und betreut von Solingen aus auch Kunden in den Nachbarstä­dten.

„Auf Wunsch kommen die Vermögensb­erater auch in die Firma oder nach Hause oder vereinbare­n ein Gespräch in den Filialen vor Ort“, erläutert Unternehme­nssprecher­in Kristina Hellwig den besonderen Service, der nicht nur

Kunden aus Solingen ansprechen soll, sondern auch Geldanlege­r aus Wermelskir­chen, Hilden oder Haan. Gerade wenn es um die vermögende­n Kunden gehe, würden viele die Volksbank unterschät­zen, fügt Private-Banking-Leiter Mathias Prestenbac­h hinzu. „Doch wir haben alles zu bieten, was auch Privatbank­en können“, versichert er.

Ein Kunde gilt im Bankensekt­or als vermögend, wenn ihm eine investierb­are Vermögenss­umme ab rund einer Million Euro zur Verfügung steht. Großbanken bieten einen besonderen Vermögenss­ervice mittlerwei­le sogar oft erst ab noch

Herr Prestenbac­h, warum haben Sie sich in Solingen räumlich verändert und das Private-BankingTea­m erweitert?

PRESTENBAC­H Uns bot sich die Chance, neue, separate PrivateBan­king-Räume im eigenen Haus zu beziehen. Diese haben wir gerne genutzt, um so die Bedeutung dieses Fachbereic­hs auch räumlich sichtbar zu machen und Raum für die diskrete Beratung zu bieten. Zugleich eröffnete sich damit die Möglichkei­t, auch unser Team zu erweitern. So möchten wir dem Solinger Markt, in dem wir weiter wachsen wollen, noch besser gerecht werden.

Wie viele vermögende Kunden zählt die Volksbank in Solingen und in ihrem Bezirk?

PRESTENBAC­H Insgesamt betreuen wir im Private Banking etwa 3000 Kunden, davon 700 in Solingen.

Wurden es in den vergangene­n Jahren mehr oder weniger?

PRESTENBAC­H Die Zahl unserer Kunden nimmt konstant zu. Es spricht sich immer mehr herum, dass wir als Volksbank alles zu bieten haben, was auch Privatbank­en können.

Ab welchem Vermögen gehört ein Kunde dazu?

höheren Summen an. Was bedeutet, dass die Kunden mit kleineren Vermögen ein großes Marktpoten­zial für Volksbanke­n und Sparkassen bilden. So hat die Volksbank im Bergischen Land Kunden mit einem anlagefähi­gen Vermögen

PRESTENBAC­H In der Regel übernehmen wir als Private Banker die Betreuung des Kunden ab einem Vermögen von 250.000 Euro.

Wie wurde dieses Vermögen meistentei­ls erworben?

PRESTENBAC­H Diese Frage möchten wir aus Diskretion­sgründen gegenüber unseren Kunden nicht beantworte­n.

Was unterschei­det die Bedürfniss­e vermögende­r Kunden von denen „normaler“Sparer?

PRESTENBAC­H: Die Grundbedür­fnisse sind bei allen Kunden gleich. Sowohl Privatkund­en, PrivateBan­king-Kunden als auch Firmenkund­en wünschen sich die für sie bestmöglic­he finanziell­e Situation. In der Betreuung der Private-Banking-Kunden geht es aber um weit mehr als sparen oder Geld anlegen. Unser Anspruch ist es, Begleiter in allen (Finanz-) Lebenslage­n zu sein. Der Vierklang aus vermehren, bewahren, versichern und vererben steht im Mittelpunk­t unserer Arbeit. So wie unsere Kunden denken auch wir in Generation­en und unterstütz­en sie zum Beispiel bei Fragen der Vermögensü­bertragung, Schenkunge­n und Stiftungen oder Konzepten zur Unternehme­nsfortführ­ung.

„Auf Wunsch kommen die Vermögensb­erater auch in die Firma oder nach Hause oder vereinbare­n ein Gespräch in den Filialen vor Ort“Kristina Hellwig

Leiterin Unternehme­nskommunik­ation und Marketing der Volksbank im Bergischen Land

von bereits 250.000 Euro in den Blick genommen.

Die Vermögenss­truktur wohlhabend­er Kunden ist komplex. Sie besteht aus meist mehreren Anlageform­en. Die Probleme, die in diesem Zusammenha­ng gelöst werden müssen, erstrecken sich neben der reinen Geldanlage beispielsw­eise auch über Erbschafts-, Versicheru­ngs-, Steuer- und Stiftungsr­echt. Das macht dieses Klientel attraktiv: Privatkund­en mit Vermögen kaufen mehr Bankproduk­te, schichten ihre Mittel häufiger um und nehmen Finanzdien­stleistung­en in Anspruch, die Bankkaufle­uten auch Provisione­n

Welche Dienstleis­tungen und Anlageform­en werden von diesen Kunden Ihrer Erfahrung nach besonders nachgefrag­t?

PRESTENBAC­H Die Wünsche und Empfehlung­en sind so individuel­l wie die Finanz- und Lebenssitu­ation der einzelnen Kunden. Und deswegen bieten wir kein Vermögensp­ortfolio oder Anlageempf­ehlungen von der Stange. Jedes Angebot ist individuel­l auf die Bedürfniss­e des Kunden zugeschnit­ten. Das Lösungsuni­versum ist sehr groß. Bei uns gehören auch der Zugang zu besonderen Finanzmärk­ten und Vermögensv­erwaltunge­n, zum Beispiel in der Schweiz und Luxemburg, dazu.

Gibt es weitere Pläne, um Vermögende als Kunden der Volksbank zu gewinnen?

PRESTENBAC­H Es versteht sich fast von selbst, dass wir weiter wachsen möchten. Wir sind von unserem Leistungss­pektrum und dem Knowhow unserer Mitarbeite­r überzeugt. Wir investiere­n nicht nur in unsere Räume, sondern kontinuier­lich auch in das Wissen und die Kompetenz unserer Mitarbeite­r.

verspreche­n. „Vermehren, bewahren, versichern, vererben“, das seien die wichtigste­n Themen, heißt es von der Volksbank. Einer Studie der Wirtschaft­sprüfungsg­esellschaf­t Ernst & Young vom Mai 2023 zufolge steigt diesbezügl­ich der Beratungsb­edarf vermögende­r Kunden in Zeiten von Krieg und Krise sogar noch an, weshalb die Private Banker oder auch „Wealth Manager“vielfach über eine umfassende­re Ausbildung verfügen müssen.

Über die Zahl der Vermögensm­illionäre liegen keine Zahlen vor. Wohl aber über die der Einkommens­millionäre: Nach Angaben des Statistisc­hen Landesamte­s gab es im Jahr 2019 (aktuellere Daten liegen nicht vor) 66 Einkommens­millionäre in Solingen. Ihre Zahl ist damit binnen Jahresfris­t um zwölf gestiegen. Solingen ist im Ranking von NRWweit 396 Städten und Gemeinden von Platz 129 im Jahr 2018 auf Platz 88 im Jahr 2019 geklettert. In Hilden gab es 2019 elf (Platz 253) und in Haan 22 Einkommens­millionäre (Platz 16). Es liegt nahe, anzunehmen, dass es diesen Personen gelingt, auch ein ansehnlich­es Vermögen zu bilden. Hinzu kommen Nachlässe: Allein 2022 (aktuellere Daten gibt es nicht) wurden in NRW Vermögensw­erte im Gesamtwert von zwölf Milliarden Euro vererbt.

Es ist zu erwarten, dass die Zahl der Einkommens­und Vermögensm­illionäre in Solingen, Hilden und Haan noch weiter steigt, herrscht hier doch ein großer Zuzugsdruc­k. Die Orte gelten als Speckgürte­l der Städte Köln und Düsseldorf. Viele auch vermögende Menschen ziehen hierhin, die die Immobilien­preise in den Metropolen nicht mehr bezahlen wollen. Ihnen wollen sich nun auch Volksbanke­n und Sparkassen zunehmend als Partner für Finanzgesc­häfte anbieten. Dass das Private Management der Volksbank im Bergischen Land nun an der Kölner Straße in Solingen betrieben wird, ist zudem ein gutes Signal für die Klingensta­dt, deren City dringend ihre strukturel­len Probleme bewältigen muss und die neu gestaltete Filiale als Stärkung dieses Standortes verstehen sollte.

 ?? FOTO: VOLKSBANK IM BERGISCHEN LAND ?? Private-BankingLei­ter Mathias Prestenbac­h (l.). freut sich mit seinen Solinger Kollegen Marcel Luley, Ralf Wichmann und Michaela Bender über die neuen Beratungsr­äume an der Kölner Straße.
FOTO: VOLKSBANK IM BERGISCHEN LAND Private-BankingLei­ter Mathias Prestenbac­h (l.). freut sich mit seinen Solinger Kollegen Marcel Luley, Ralf Wichmann und Michaela Bender über die neuen Beratungsr­äume an der Kölner Straße.

Newspapers in German

Newspapers from Germany