Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
„Wir kümmern uns ums Vermehren, Versichern, Vererben“
BERGISCHES LAND Früher war es ja so: Während Otto Normalverbraucher sein Konto bevorzugt von einer Sparkasse führen ließ und Volks-, Raiffeisen- und Genossenschaftsbanken eher als Geldinstitute für den kleinen Mittelstand und Handwerker infrage kamen, bevorzugten vermögende Kunden international agierende Großbanken.
Doch so manche goldene Regel gilt im Bankensektor nicht mehr. Und so werben auch viele bislang als nur regional agierend wahrgenommene Geldinstitute mittlerweile ebenfalls um Kunden, die ein größeres Sümmchen auf der höhen Kante liegen haben: Die Volksbank im Bergischen Land hat jetzt für vermögende Kunden ihren Service erweitert. Ein um eine Mitarbeiterin auf vier so genannte „Private Banker“vergrößertes Team ist seit Ende vergangenen Jahres in neu gestalteten Räumen an der Kölner Straße 133 zu erreichen und betreut von Solingen aus auch Kunden in den Nachbarstädten.
„Auf Wunsch kommen die Vermögensberater auch in die Firma oder nach Hause oder vereinbaren ein Gespräch in den Filialen vor Ort“, erläutert Unternehmenssprecherin Kristina Hellwig den besonderen Service, der nicht nur
Kunden aus Solingen ansprechen soll, sondern auch Geldanleger aus Wermelskirchen, Hilden oder Haan. Gerade wenn es um die vermögenden Kunden gehe, würden viele die Volksbank unterschätzen, fügt Private-Banking-Leiter Mathias Prestenbach hinzu. „Doch wir haben alles zu bieten, was auch Privatbanken können“, versichert er.
Ein Kunde gilt im Bankensektor als vermögend, wenn ihm eine investierbare Vermögenssumme ab rund einer Million Euro zur Verfügung steht. Großbanken bieten einen besonderen Vermögensservice mittlerweile sogar oft erst ab noch
Herr Prestenbach, warum haben Sie sich in Solingen räumlich verändert und das Private-BankingTeam erweitert?
PRESTENBACH Uns bot sich die Chance, neue, separate PrivateBanking-Räume im eigenen Haus zu beziehen. Diese haben wir gerne genutzt, um so die Bedeutung dieses Fachbereichs auch räumlich sichtbar zu machen und Raum für die diskrete Beratung zu bieten. Zugleich eröffnete sich damit die Möglichkeit, auch unser Team zu erweitern. So möchten wir dem Solinger Markt, in dem wir weiter wachsen wollen, noch besser gerecht werden.
Wie viele vermögende Kunden zählt die Volksbank in Solingen und in ihrem Bezirk?
PRESTENBACH Insgesamt betreuen wir im Private Banking etwa 3000 Kunden, davon 700 in Solingen.
Wurden es in den vergangenen Jahren mehr oder weniger?
PRESTENBACH Die Zahl unserer Kunden nimmt konstant zu. Es spricht sich immer mehr herum, dass wir als Volksbank alles zu bieten haben, was auch Privatbanken können.
Ab welchem Vermögen gehört ein Kunde dazu?
höheren Summen an. Was bedeutet, dass die Kunden mit kleineren Vermögen ein großes Marktpotenzial für Volksbanken und Sparkassen bilden. So hat die Volksbank im Bergischen Land Kunden mit einem anlagefähigen Vermögen
PRESTENBACH In der Regel übernehmen wir als Private Banker die Betreuung des Kunden ab einem Vermögen von 250.000 Euro.
Wie wurde dieses Vermögen meistenteils erworben?
PRESTENBACH Diese Frage möchten wir aus Diskretionsgründen gegenüber unseren Kunden nicht beantworten.
Was unterscheidet die Bedürfnisse vermögender Kunden von denen „normaler“Sparer?
PRESTENBACH: Die Grundbedürfnisse sind bei allen Kunden gleich. Sowohl Privatkunden, PrivateBanking-Kunden als auch Firmenkunden wünschen sich die für sie bestmögliche finanzielle Situation. In der Betreuung der Private-Banking-Kunden geht es aber um weit mehr als sparen oder Geld anlegen. Unser Anspruch ist es, Begleiter in allen (Finanz-) Lebenslagen zu sein. Der Vierklang aus vermehren, bewahren, versichern und vererben steht im Mittelpunkt unserer Arbeit. So wie unsere Kunden denken auch wir in Generationen und unterstützen sie zum Beispiel bei Fragen der Vermögensübertragung, Schenkungen und Stiftungen oder Konzepten zur Unternehmensfortführung.
„Auf Wunsch kommen die Vermögensberater auch in die Firma oder nach Hause oder vereinbaren ein Gespräch in den Filialen vor Ort“Kristina Hellwig
Leiterin Unternehmenskommunikation und Marketing der Volksbank im Bergischen Land
von bereits 250.000 Euro in den Blick genommen.
Die Vermögensstruktur wohlhabender Kunden ist komplex. Sie besteht aus meist mehreren Anlageformen. Die Probleme, die in diesem Zusammenhang gelöst werden müssen, erstrecken sich neben der reinen Geldanlage beispielsweise auch über Erbschafts-, Versicherungs-, Steuer- und Stiftungsrecht. Das macht dieses Klientel attraktiv: Privatkunden mit Vermögen kaufen mehr Bankprodukte, schichten ihre Mittel häufiger um und nehmen Finanzdienstleistungen in Anspruch, die Bankkaufleuten auch Provisionen
Welche Dienstleistungen und Anlageformen werden von diesen Kunden Ihrer Erfahrung nach besonders nachgefragt?
PRESTENBACH Die Wünsche und Empfehlungen sind so individuell wie die Finanz- und Lebenssituation der einzelnen Kunden. Und deswegen bieten wir kein Vermögensportfolio oder Anlageempfehlungen von der Stange. Jedes Angebot ist individuell auf die Bedürfnisse des Kunden zugeschnitten. Das Lösungsuniversum ist sehr groß. Bei uns gehören auch der Zugang zu besonderen Finanzmärkten und Vermögensverwaltungen, zum Beispiel in der Schweiz und Luxemburg, dazu.
Gibt es weitere Pläne, um Vermögende als Kunden der Volksbank zu gewinnen?
PRESTENBACH Es versteht sich fast von selbst, dass wir weiter wachsen möchten. Wir sind von unserem Leistungsspektrum und dem Knowhow unserer Mitarbeiter überzeugt. Wir investieren nicht nur in unsere Räume, sondern kontinuierlich auch in das Wissen und die Kompetenz unserer Mitarbeiter.
versprechen. „Vermehren, bewahren, versichern, vererben“, das seien die wichtigsten Themen, heißt es von der Volksbank. Einer Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young vom Mai 2023 zufolge steigt diesbezüglich der Beratungsbedarf vermögender Kunden in Zeiten von Krieg und Krise sogar noch an, weshalb die Private Banker oder auch „Wealth Manager“vielfach über eine umfassendere Ausbildung verfügen müssen.
Über die Zahl der Vermögensmillionäre liegen keine Zahlen vor. Wohl aber über die der Einkommensmillionäre: Nach Angaben des Statistischen Landesamtes gab es im Jahr 2019 (aktuellere Daten liegen nicht vor) 66 Einkommensmillionäre in Solingen. Ihre Zahl ist damit binnen Jahresfrist um zwölf gestiegen. Solingen ist im Ranking von NRWweit 396 Städten und Gemeinden von Platz 129 im Jahr 2018 auf Platz 88 im Jahr 2019 geklettert. In Hilden gab es 2019 elf (Platz 253) und in Haan 22 Einkommensmillionäre (Platz 16). Es liegt nahe, anzunehmen, dass es diesen Personen gelingt, auch ein ansehnliches Vermögen zu bilden. Hinzu kommen Nachlässe: Allein 2022 (aktuellere Daten gibt es nicht) wurden in NRW Vermögenswerte im Gesamtwert von zwölf Milliarden Euro vererbt.
Es ist zu erwarten, dass die Zahl der Einkommensund Vermögensmillionäre in Solingen, Hilden und Haan noch weiter steigt, herrscht hier doch ein großer Zuzugsdruck. Die Orte gelten als Speckgürtel der Städte Köln und Düsseldorf. Viele auch vermögende Menschen ziehen hierhin, die die Immobilienpreise in den Metropolen nicht mehr bezahlen wollen. Ihnen wollen sich nun auch Volksbanken und Sparkassen zunehmend als Partner für Finanzgeschäfte anbieten. Dass das Private Management der Volksbank im Bergischen Land nun an der Kölner Straße in Solingen betrieben wird, ist zudem ein gutes Signal für die Klingenstadt, deren City dringend ihre strukturellen Probleme bewältigen muss und die neu gestaltete Filiale als Stärkung dieses Standortes verstehen sollte.