Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Forstwirtschaft vor Veränderungen
Derzeit wird im Bergischen die Gründung einer großen Forstbetriebsgemeinschaft nach Vorbild des „Bayern-Modells“diskutiert. Wie das aussehen soll, wurde jetzt der Forstbetriebsgemeinschaft Hückeswagen vorgestellt.
HÜCKESWAGEN Die Situation der Waldbauern, ob nun mit kleinem oder großem Waldbesitz, war in den vergangenen Jahren alles andere als ruhig und stabil. Das hat mehrere Gründe, wie jetzt bei der Hauptversammlung der Forstbetriebsgemeinschaft Hückeswagen (FBG) im Restaurant Jägerhof in Dhünn-Neuenhaus deutlich wurde. Da war zum einen die Borkenkäferkalamität, die für massive Kahlschläge im ganzen waldreichen Bergischen Land gesorgt hatte. „Die ist nun allerdings beendet“, versicherte Revierförster Heiner Grüter.
Was positiv klang, hat jedoch den negativen Beigeschmack, dass der Käfer ganze Arbeit geleistet hat. Fichten muss man heute suchen: Die rund 125.000 Festmeter geschlagenes Käferholz alleine im Bereich der FBG machten die Ausmaße der Verluste deutlich.
„Insgesamt sprechen wir von einer Wiederbewaldungsfläche von rund 400 bis 450 Hektar“, sagte Grüter. 80 bis 100 davon seien bereits wieder aufgeforstet worden. „Es ist schlimm, dass es so gekommen ist. Aber wir müssen nun damit umgehen. Sprechen Sie mich an, wenn Sie aufforsten möchten. Es gibt Fördermittel, und wir können das gemeinsam auch vor Ort besprechen“, appellierte der Revierförster an die Waldbesitzer.
Angesprochen wurde an dem Abend auch ein eher bürokratisches Thema, das schon seit einigen Jahren für Unruhe sorgte – oder zumindest für Bewegung. Das wurde beim Vortrag von Berno von LandsbergVelen, Geschäftsführer des Holzkontors Rhein-Berg-Siegerland, deutlich. Er stellte das „Bayern-Modell“vor, ein „neues und interessantes Strukturprojekt“, das derzeit auch im Bergischen Land intensiv diskutiert wird.
„Grundsätzlich geht es dabei um die Verschmelzung mehrerer kleinerer zu einer großen Forstbetriebsgemeinschaft“, erläuterte er. Historisch blicke man von etwa 1970 bis 2019 auf gut 50 Jahre der Stabilität zurück. „Zum 1. Januar 2020 waren die Forstämter nicht mehr für alle Belange der FBG zuständig. Das hängt mit den Änderungen im Bundeswaldgesetz und einer Kartellklage ab 2016 zusammen“, sagte von Landsberg-Velen. Damit begann ein Strukturwandel, der bis heute andauert.
Es geht darum, die Forstwirtschaft weiter zu professionalisieren. „2019 wurde die Forstwirtschaftliche Vereinigung Bergisches Land gegründet, ebenso das Holzkontor“, sagte der Holzkontor-Geschäftsführer. „Das soll nun weiter vorangetrieben werden.“Der Prozess ist allerdings noch nicht abgeschlossen, auch weil das Landeskartellamt erst jetzt betont hat, dass die Professionalisierung der Forstwirtschaftlichen Zusammenschlüsse in NordrheinWestfalen noch deutlich weiter vorangetrieben werden muss.
Das bedeute auf der anderen Seite, dass die über lange Jahrzehnte bekannte und gelebte Stabilität
nicht mehr gegeben sei. „An dieser Stelle kommt das ‚Bayern-Modell‘ ins Spiel“, betonte von LandsbergVelen. Im Februar wurden Ergebnisse der intensiven Beschäftigung in Lindlar vorgestellt. „Im ‚BayernModell‘ sind die meisten Förster bei den FBGs angestellt, diese verfügen
über ein eigenes Forst- und Verwaltungspersonal, und die durchschnittliche FBG-Größe umfasst 8000 Hektar – zum Vergleich hat die FBG Hückeswagen aktuell 856 Hektar“, sagte er.
Die Vorteile für Waldbesitzer seien groß: geringe Verwaltungskosten, effiziente Verwaltungsstrukturen, eigenes Forstpersonal und eine weitere Professionalisierung. Gleichzeitig soll die Regionalität möglichst erhalten bleiben. „Es werden Bezirksgruppen gebildet, die Vertreter in den Vorstand entsenden. Die Bezirksgruppen können eigenständige Veranstaltungen machen“, versicherte von Landsberg-Velen. Davon würden besonders die aktiven Mitglieder der regionalen FBG profitieren, während die inaktiven Mitglieder den Vorteil des besseren Informationsangebots hätten.
Zum Abschluss betonte er: „Sie brauchen keine Angst haben, dass es kommendes Jahr Ihre FBG nicht mehr gibt.“Aber die Überlegungen gingen in diese Richtung. „Und wir gehen davon aus, dass wir in den kommenden zwei Jahren in die Umsetzung gehen werden.“