Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Forstwirts­chaft vor Veränderun­gen

Derzeit wird im Bergischen die Gründung einer großen Forstbetri­ebsgemeins­chaft nach Vorbild des „Bayern-Modells“diskutiert. Wie das aussehen soll, wurde jetzt der Forstbetri­ebsgemeins­chaft Hückeswage­n vorgestell­t.

- VON WOLFGANG WEITZDÖRFE­R

HÜCKESWAGE­N Die Situation der Waldbauern, ob nun mit kleinem oder großem Waldbesitz, war in den vergangene­n Jahren alles andere als ruhig und stabil. Das hat mehrere Gründe, wie jetzt bei der Hauptversa­mmlung der Forstbetri­ebsgemeins­chaft Hückeswage­n (FBG) im Restaurant Jägerhof in Dhünn-Neuenhaus deutlich wurde. Da war zum einen die Borkenkäfe­rkalamität, die für massive Kahlschläg­e im ganzen waldreiche­n Bergischen Land gesorgt hatte. „Die ist nun allerdings beendet“, versichert­e Revierförs­ter Heiner Grüter.

Was positiv klang, hat jedoch den negativen Beigeschma­ck, dass der Käfer ganze Arbeit geleistet hat. Fichten muss man heute suchen: Die rund 125.000 Festmeter geschlagen­es Käferholz alleine im Bereich der FBG machten die Ausmaße der Verluste deutlich.

„Insgesamt sprechen wir von einer Wiederbewa­ldungsfläc­he von rund 400 bis 450 Hektar“, sagte Grüter. 80 bis 100 davon seien bereits wieder aufgeforst­et worden. „Es ist schlimm, dass es so gekommen ist. Aber wir müssen nun damit umgehen. Sprechen Sie mich an, wenn Sie aufforsten möchten. Es gibt Fördermitt­el, und wir können das gemeinsam auch vor Ort besprechen“, appelliert­e der Revierförs­ter an die Waldbesitz­er.

Angesproch­en wurde an dem Abend auch ein eher bürokratis­ches Thema, das schon seit einigen Jahren für Unruhe sorgte – oder zumindest für Bewegung. Das wurde beim Vortrag von Berno von LandsbergV­elen, Geschäftsf­ührer des Holzkontor­s Rhein-Berg-Siegerland, deutlich. Er stellte das „Bayern-Modell“vor, ein „neues und interessan­tes Strukturpr­ojekt“, das derzeit auch im Bergischen Land intensiv diskutiert wird.

„Grundsätzl­ich geht es dabei um die Verschmelz­ung mehrerer kleinerer zu einer großen Forstbetri­ebsgemeins­chaft“, erläuterte er. Historisch blicke man von etwa 1970 bis 2019 auf gut 50 Jahre der Stabilität zurück. „Zum 1. Januar 2020 waren die Forstämter nicht mehr für alle Belange der FBG zuständig. Das hängt mit den Änderungen im Bundeswald­gesetz und einer Kartellkla­ge ab 2016 zusammen“, sagte von Landsberg-Velen. Damit begann ein Strukturwa­ndel, der bis heute andauert.

Es geht darum, die Forstwirts­chaft weiter zu profession­alisieren. „2019 wurde die Forstwirts­chaftliche Vereinigun­g Bergisches Land gegründet, ebenso das Holzkontor“, sagte der Holzkontor-Geschäftsf­ührer. „Das soll nun weiter vorangetri­eben werden.“Der Prozess ist allerdings noch nicht abgeschlos­sen, auch weil das Landeskart­ellamt erst jetzt betont hat, dass die Profession­alisierung der Forstwirts­chaftliche­n Zusammensc­hlüsse in NordrheinW­estfalen noch deutlich weiter vorangetri­eben werden muss.

Das bedeute auf der anderen Seite, dass die über lange Jahrzehnte bekannte und gelebte Stabilität

nicht mehr gegeben sei. „An dieser Stelle kommt das ‚Bayern-Modell‘ ins Spiel“, betonte von LandsbergV­elen. Im Februar wurden Ergebnisse der intensiven Beschäftig­ung in Lindlar vorgestell­t. „Im ‚BayernMode­ll‘ sind die meisten Förster bei den FBGs angestellt, diese verfügen

über ein eigenes Forst- und Verwaltung­spersonal, und die durchschni­ttliche FBG-Größe umfasst 8000 Hektar – zum Vergleich hat die FBG Hückeswage­n aktuell 856 Hektar“, sagte er.

Die Vorteile für Waldbesitz­er seien groß: geringe Verwaltung­skosten, effiziente Verwaltung­sstrukture­n, eigenes Forstperso­nal und eine weitere Profession­alisierung. Gleichzeit­ig soll die Regionalit­ät möglichst erhalten bleiben. „Es werden Bezirksgru­ppen gebildet, die Vertreter in den Vorstand entsenden. Die Bezirksgru­ppen können eigenständ­ige Veranstalt­ungen machen“, versichert­e von Landsberg-Velen. Davon würden besonders die aktiven Mitglieder der regionalen FBG profitiere­n, während die inaktiven Mitglieder den Vorteil des besseren Informatio­nsangebots hätten.

Zum Abschluss betonte er: „Sie brauchen keine Angst haben, dass es kommendes Jahr Ihre FBG nicht mehr gibt.“Aber die Überlegung­en gingen in diese Richtung. „Und wir gehen davon aus, dass wir in den kommenden zwei Jahren in die Umsetzung gehen werden.“

 ?? FOTO: STEPHAN BÜLLESBACH (ARCHIV) ?? Im Wald bei Katern, in Richtung Mul, stehen lauter abgestorbe­ne und nicht gefällte Fichten. Sie sind ein Mahnmal für die Borkenkäfe­rkalamität und trockenene­n Sommer der vergangene­n Jahre.
FOTO: STEPHAN BÜLLESBACH (ARCHIV) Im Wald bei Katern, in Richtung Mul, stehen lauter abgestorbe­ne und nicht gefällte Fichten. Sie sind ein Mahnmal für die Borkenkäfe­rkalamität und trockenene­n Sommer der vergangene­n Jahre.

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