Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Apotheken erwarten Überlastung
Ärger mit dem E-Rezept, Apothekensterben, Medikamentenengpass: Über die Feiertage erwarten die Apotheken wieder eine angespannte Lage im Notdienst.
REMSCHEID Apothekerverband und Apothekerkammer Nordrhein schlagen wieder Alarm: Diesmal wegen Problemen mit dem E-Rezept und einem erwarteten Ansturm auf Apotheken über die Osterfeiertage. Das teilten Verband und Kammer in einer gemeinsamen Pressemeldung mit.
„Da es über die Feiertage weiterhin eher nasskaltes Wetter geben soll, erwarten wir vor allem Erkältungsund grippale Infekte – und damit auch ein vermehrtes Patientenaufkommen in den Apotheken während der Notdienst-Zeiten an Ostern“, erklärt Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbands Nordrhein auf Anfrage. Die Lage der Apotheken sei ohnehin nach wie vor angespannt: Durch das fortschreitende Apothekensterben, einen anhaltenden Medikamentenengpass sowie vermehrten Problemen mit dem E-Rezept.
Henning Denkler, Sprecher der Apotheker in Remscheid, befürwortet dennoch grundsätzlich, dass die Apotheken für viele Kunden die ersten Anlaufstellen sind: „Bürgerinnen und Bürger zeigen zunehmend Eigenverantwortung bei leichten Erkrankungen. Dadurch können Wartezeiten in den ärztlichen Notfallpraxen vermieden und dort für Entlastungen gesorgt werden.“Es sei also grundsätzlich, trotz der nach wie vor angespannten Situation in den Apotheken, ratsam, bei leichten Infekten statt zum ärztlichen Notdienst in die Apotheke zu kommen.
Rund 300 Apotheken versorgen laut Verband und Kammer über die Osterfeiertage die Menschen im Rheinland. „Die Notdienste sind flächendeckend so eingeteilt, dass der Weg von zu Hause oder der Notarztpraxis so kurz wie möglich ist. Dadurch sind wir für kranke Bürgerinnen und Bürger immer gut und schnell erreichbar“, erklärt Denkler. Die flächendeckende Versorgung ist ihm zufolge durch das seit 20 Jahren fortschreitende Apothekensterben auch für seine Branche mit Stress verbunden: „So müssen die verbleibenden Apotheken immer mehr Dienste übernehmen, damit die Versorgung für Kranke auch in den Notdienstzeiten gesichert bleibt.“
Probleme mit dem E-Rezept könnten die Lage über die Feiertage zusätzlich verschärfen. Denn obwohl das elektronische Rezept mittlerweile sogar verpflichtend in Arztpraxen ausgestellt werden muss, ist es aufgrund technischer Störungen fehleranfällig. Und das laut Verband und Kammer besonders an Feiertagen. „Gerade am Wochenende werden immer wieder zentrale Server des E-Rezeptdienstes abgeschaltet. Dann geht manchmal über Stunden in Arztpraxen und Apotheken gar nichts mehr“, heißt es dazu in der Pressemitteilung. Daher raten die Apotheker dringend dazu, sich weiterhin das Papierrezept aushändigen zu lassen. „Auch beim E-Rezept gibt es die Möglichkeit, sich einen Ausdruck mit QR-Code geben zu lassen. Am sichersten ist aber zurzeit noch das bedruckte rosa Rezept“, erklärt Denkler. Auch Preis sagt: „Neben dem rosa Rezept gibt es auch die Möglichkeit, sich das E-Rezept ausdrucken zu lassen. So haben die Apotheker vor Ort zumindest einen Anhaltspunkt, wie weiter verfahren werden kann.“
Neben den teils ausfallenden Servern gibt es ihm zufolge aber noch weitere Probleme mit dem digitalen Rezept. „Ein weiteres Problem ist, dass die Praxissoftware der Ärzte vor Ort teils unplausible Verordnungen produziert. Mit dem Papierrezept ist das zwar auch geschehen. Doch hier konnten die Apotheker das Problem in Rücksprache mit dem Arzt auf kurzem Wege klären. Das ist beim E-Rezept nicht der Fall.“Im Normalbetrieb sei es zudem so, dass einzelne Praxen nur einmal täglich Rezepte signierten, was bei Patienten zu langen Wartezeiten führe. „Das können im Einzelfall auch mal 24 Stunden sein, in denen der Patient sein Rezept nicht einlösen kann“, so Preis. Probleme gebe es mit jedem fünften E-Rezept. Und das wird laut Preis auch erst einmal so bleiben: „Wir rechnen damit, dass die Probleme noch etwa ein Jahr anhalten.“
Um die Apotheken zu entlasten und sich selbst lange Wartezeiten und Stress an den Feiertagen zu ersparen, empfehlen die Kammer und der Verband, bereits im Voraus die Hausapotheke aufzustocken.