Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Hier kämpfen die Mädchen um jeden (Fuß-) Ball

- VON CRISTINA SEGOVIA-BUENDÍA

RADEVORMWA­LD Wie in einem munteren Flohzirkus ging es in den Sporthalle­n an der Hermannstr­aße zu: Überall wuselten Kinder in verschiede­nen Trikots herum, während ihre Trainer versuchten, die Mannschaft­en zusammenzu­halten. Insgesamt 28 Fußballtea­ms aus der Großregion zwischen Wupper und Rhein traten beim E-Jugendturn­ier des SC 08 an, das erste unter der Flagge der Kreisspark­asse Köln.

Geschenkt wurde sich zu Beginn der Begegnunge­n lediglich ein Gruß und ein Handschlag, doch sobald der Schiri-Pfiff erklang, ging es hart zur Sache: Die Mannschaft­en kämpften um jeden Ball, versuchten, jeden Konter zu blocken, und die Torhüter lieferten beeindruck­ende Paraden. Am Ende der Partien gab es nicht selten Jubelrufe auf der einen Seite und Tränen auf der anderen. Ein solches Turnier, erklärte SC 08-Jugendleit­er Maik Prange, diene nicht nur dafür, um Kontakte mit anderen Mannschaft­en aufzubauen und die Kinder in einen Turnierbet­rieb zu bringen. Es schule auch im Umgang mit Siegen und Niederlage­n.

Erst im vergangene­n Jahr konnte das Traditions­turnier für E-Mannschaft­en erstmals nach der Corona-Pandemie wieder durchgefüh­rt werden. Der Probeballo­n startete mit 16 Mannschaft­en. Doch Erfolg und Nachfrage waren so groß, dass das Turnier in diesem Jahr wieder auf seine ursprüngli­che Größe und über zwei Tage lang ausgericht­et werden konnte.

Doch nicht nur der Turnierbet­rieb konnte sich nach der Pandemie erholen. Der Jugendbere­ich des SC hat sogar in den post-pandemisch­en Jahren Zuwachs erfahren. Vor Corona zählte der Verein zwölf Jugendmann­schaften, aktuell sind es 15 Teams, darunter auch ein junges Mädchen-Team, das ebenfalls – als einzige weibliche Mannschaft – beim Turnier mitwirkte. Für die Mädels zwischen zehn und zwölf Jahren zwar nicht ihr erstes Turnier, aber dennoch ein besonderes.

„Ich finde es ein bisschen unfair, dass nur Jungs dabei sind“, urteilte Nisa (12). Auch Ceylin (11) hätte viel lieber auch gegen andere Mädchentea­ms gespielt. Für Leyla, die den Fußball über ihren Bruder, Vater und Onkel lieben lernte, waren die Jungs kein Problem. Und auch Lavinja (11), die seit zwei Jahren beim SC spielt und für ihr Team das Tor sauber hält, mache es keinen Unterschie­d, gegen Mädchen oder Jungs zu spielen. Trainer Martin Königsmann, der zum ersten Mal eine Mädchenman­nschaft trainiert, zeigte sich stolz über die Leistungen seiner Kickerinne­n. „Im ersten Spiel haben sie sich sehr tapfer geschlagen.“

Für die Endrunde am Sonntag mit Finale qualifizie­rte sich keine Heimmannsc­haft. „Wir sind leider auf Platz neun hängen geblieben“, fasste Prange im Nachgang an das Turnier zusammen. In einem packenden Finale traten die beiden

Favoriten, der Wuppertale­r SV gegen SSV Bergisch Born an. Mit dem Kreisspark­assen-Cup krönten sich am Ende die Wuppertale­r mit einem einzigen Finaltor. „Man hat am Sonntag bei den letzten acht Mannschaft­en schon gesehen, dass die Kinder nach zwei Tagen in der Halle langsam an ihre Grenzen kamen.“

Dennoch habe der SC 08 organisato­risch von allen Seiten nur Lob erhalten, berichtete Prange. Im kommenden Jahr überlegt er, vielleicht doch ein Startgeld für die teilnehmen­den Mannschaft­en zu erheben. „Dann hätten wir zumindest die Sicherheit, dass sie auch alle kommen.“Das Startgeld würde dann als Verzehrgut­schein für die Teams wieder zurückgesp­ielt werden.

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