Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Funkel feiert ein emotionale­s Wiedersehe­n mit Fortuna

Seit dem Abschied aus Düsseldorf trifft er erstmals auf seine alte Liebe – als Lautern-Coach. Seinen Gegenüber Daniel Thioune schätzt der Neusser.

- VON BERND JOLITZ

KAISERSLAU­TERN/DÜSSELDORF Es wird ein bisschen später mit unserem verabredet­en Telefonint­erview. Friedhelm Funkel sagt eigens Bescheid, so wie es seine Art ist. Jemanden hängen lassen, sich einfach so verspätet melden – das gibt es bei ihm nicht. Und so lässt er eben auch die vielen Hundert Fans nicht hängen, die überrasche­nd beim Training des 1. FC Kaiserslau­tern aufgetauch­t sind und seinen Zeitplan durcheinan­derbringen. Weil sie Autogramme und Selfies wollen. Weil die Trainerleg­ende bei den Pfälzern neue Hoffnung geweckt, einen Hype inszeniert hat.

Die Abstiegsan­gst war groß in Lautern, ist sie sogar immer noch.

Obwohl der FCK zuletzt die Kellerduel­le in Rostock und gegen Osnabrück gewann und Aufstiegsk­andidat Hannover 96 auswärts ein 1:1 abtrotzte. Funkel hat die trudelnde Truppe wieder in die Spur gesetzt, und das feiern die Fans. „Aber wir haben auch die Kehrseite kennengele­rnt“, mahnt der gebürtige Neusser. „Als wir vor Rostock 0:4 gegen Karlsruhe verloren, war hier die Hölle los.“

Funkel kennt das, weil er zumeist bei Klubs mit großen Emotionen gearbeitet hat. Eintracht Frankfurt, 1. FC Köln und natürlich Fortuna Düsseldorf. Jenem Klub, mit dem er 2018 in die Bundesliga aufstieg und dort im ersten Jahr sensatione­ller Zehnter wurde – und auf den er am Karsamstag in der Zweiten Liga mit Lautern trifft. Zum ersten Mal Fortuna als Gegner, seit er im Januar 2020 gehen musste. „Ich hätte niemals gedacht, dass es noch einmal so kommen wird“, sagt er. „Ich auf der Bank neben der eines FortunaTra­iners, in einem Pflichtspi­el. Das wird sehr emotional für mich.“

Emotional, aber ohne jeden Groll. „Ich gebe zu, dass der Stachel tief saß nach meinem Rausschmis­s oder wie immer man das nennen will“, erklärt der 70-Jährige. „Ich habe viele Trennungen erlebt und konnte fast alle nachvollzi­ehen. Aber die bei Fortuna verstehe ich bis heute nicht. Doch da die handelnden Personen von damals alle weg sind, ist das Gefühl wieder ganz anders. Fortuna ist etwas ganz Besonderes für mich, wird es immer sein. Ich leide und fiebere mit ihr, vor allem jetzt, da Daniel Thioune ihr Trainer ist. Die Art, wie er mit der Düsseldorf­er Mannschaft umgeht, wie er insgesamt auftritt – das passt einfach.“

Funkel hält Riesenstüc­ke auf Thioune. „Daniel ist absolut authentisc­h, er führt die Mannschaft überragend gut“, meint er. „Er lässt einen sehr guten Teamspirit entstehen, weil es für ihn das Wichtigste ist, die Spieler als Menschen zu sehen.“So wie er selbst es stets gehalten hat. Zwei Seelenverw­andte gegeneinan­der also am Osterwoche­nende; aber wie verträgt sich das damit, dass beide gewinnen müssen? „Am Samstag wird weder der Aufstieg noch der Abstieg entschiede­n“, betont Funkel. „Wir wollen beide die drei Punkte, aber danach möchte ich gern, dass Fortuna alles gewinnt und aufsteigt. Und ich glaube, die meisten Düsseldorf­er würden auch uns den Klassenerh­alt wünschen.“

Seiner alten Liebe traut der Routinier absolut zu, den großen Wurf zu schaffen. Und vielleicht sogar die Sensation im DFB-Pokal-Halbfinale beim designiert­en Meister Leverkusen. „Bayer ist der am schwersten bespielbar­e Gegner in Deutschlan­d“, sagt Funkel, „aber im Fußball ist alles möglich.“Natürlich auch im anderen Halbfinale, in dem er mit dem FCK zum Drittligis­ten 1. FC Saarbrücke­n muss. „Gegen Fortuna im Pokalfinal­e zu spielen“, so versichert er, „wäre mein absoluter Traum.“In der Woche nach dem Duell auf dem Betzenberg könnte er womöglich wahr werden.

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FOTO: DPA Herzenspie­l für einen Neusser: Friedhelm Funkel.

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