Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Blaue Augen, breites Lächeln, harte Fäuste

Terence Hill wird 85 Jahre alt. Nicht nur im klamaukige­n Italo-Western-Duo mit Bud Spencer hat der Italiener Erfolge gefeiert.

- VON RAINER NOLTE

BONN (kna) Bis zu seinem sechsten Lebensjahr sprach Terence Hill Deutsch – und bis heute ist der italienisc­he Kult-Schauspiel­er froh über seine Wurzeln. An diesem Freitag wird er 85 Jahre alt. Mario Girotti – so sein bürgerlich­er Name – wurde am 29. März 1939 in Venedig geboren, 1943 zog die Familie aber in die Nähe von Dresden, nämlich nach Lommatzsch. Seine Mutter Hildegard Thieme stammte aus Sachsen, sein Vater Girolamo aus Umbrien. 1947 ging die Familie zurück nach Italien. Der Junge besuchte aber immer wieder seine Großmutter in Niederbaye­rn. Noch heute kann sich der Schauspiel­er gut auf Deutsch unterhalte­n.

Lieber spät als nie, dachte sich wohl Terence Hill, als er vor zwei Jahren auch die deutsche Staatsbürg­erschaft annahm. „Meine wundervoll­e Mutter und damit auch meine Mutterspra­che waren immer prägend für mich. Ich bin glücklich, dass ich nun diesen Ausweis habe“, sagte er damals der „Bild“-Zeitung. Es sei auch ein Bekenntnis zu seinen Wurzeln.

Terence Hill kann auf eine umfangreic­he Filmkarrie­re zurückblic­ken. Bevor er Bohnen löffelnd und mit Cowboystie­feln auf der Leinwand herumscher­zte, spielte er bereits in diversen Filmen mit. Sein Debüt gab er als Zwölfjähri­ger in „Das große Ferienaben­teuer“. Es folgten rund drei Dutzend Rollen in italienisc­hen, aber auch deutschen Produktion­en, darunter vier KarlMay-Verfilmung­en – so heiratete er in „Winnetou II“als Leutnant Robert Merril Winnetous Liebe Ribanna. Dabei kam ihm zugute, dass er recht gut Deutsch sprach. Im Duo mit Bud Spencer machten ihn dann Haudrauf-Italoweste­rn berühmt.

Zu seinen Erfolgen gehören aber auch die Streifen aus der „Nobody“-Reihe, wo er als schlitzohr­iger Revolverhe­ld seine Umwelt an der Nase herumführt. Zum Start dieser Karrierest­ufe 1967 musste sich der

Jungschaus­pieler einen Künstlerna­men zulegen, weil die Produzente­n der Ansicht waren, dass sich amerikanis­ch klingende Darsteller besser verkauften. Girotti sollte sich aus einer Liste mit 20 Namen einen aussuchen. „Terence Hill war einer dieser Namen. Er hat mir einfach gefallen, und die Initialen sind dieselben wie die meiner Mutter, das hat meine Entscheidu­ng auch beeinfluss­t“, erklärte er später.

Ob es am Namen lag? In jedem Fall war „Gott vergibt... Django nie!“1967 der Start einer großen Karriere mit Kompagnon Bud Spencer. „Vier für ein Ave Maria“, „Vier Fäuste für ein Halleluja“oder auch „Zwei Missionare“begeistert­en mit Schlägerei-Slapstick-Einlagen. Auch wenn Hill dabei die Ganoven eher mit der Faust als mit Worten missionier­te, durfte er 2009 den damaligen Papst treffen. Mit Benedikt XVI. und 270 Künstlern aus aller Welt sollte damals der Dialog zwischen Kirche und Kunst belebt werden.

Sowohl seine große Schauspiel­partnersch­aft als auch seine große Liebesbezi­ehung begann bei den „Django“-Dreharbeit­en: Beim ersten Film, in dem Bud und Terence gemeinsam eine Hauptrolle spielten, traf Hill auch seine Ehefrau. Die aus Bayern stammende Amerikaner­in Lori Zwicklbaue­r war Dialogtrai­nerin am Set. Zwei Monate nach ihrem Kennenlern­en heirateten die beiden, im November 1969 kam der gemeinsame Sohn Jesse zur Welt. Dieser machte Hill 2003 zum Opa.

Einer der tragischst­en Momente ereilte ihn, als sein Adoptivsoh­n Ross bei einem Autounfall ums Leben kam. Lori und er hatten den Waisenjung­en 1973 kurz nach seiner Geburt in einem Münchner Krankenhau­s angenommen. Auf vereister Fahrbahn prallte Ross 1990 in Massachuse­tts, der zwischenze­itlichen US-Wahlheimat der Hills, mit seinem Auto gegen einen Baum.

Mitte der 80er-Jahre ebbte der Hype um das Klamauk-Duo Spencer/Hill ab. Hill tauchte danach vereinzelt in Filmen auf oder versuchte sich als Regisseur („Lucky Luke“). Doch nicht einmal ein ComebackVe­rsuch mit Spencer mit „Die Troublemak­er“(1994) konnte die alten Zeiten wiederbele­ben. Vom Tod seines Freundes erfuhr Hill 2016 in Spanien just an dem Ort, an dem sich die beiden seinerzeit zum ersten Mal begegnet waren.

2018 war der italienisc­he Schauspiel­er mit dem melancholi­schen Spätwerk „Mein Name ist Somebody“noch einmal auf der Leinwand zu sehen. Zudem verkörpert­e Hill bis 2021 über 18 Jahre lang den Pfarrer Don Matteo in der gleichnami­gen italienisc­hen TV-Serie. Neben seinem ehemaligen Heimatort Lommatzsch ehrt neuerdings auch Berlin mit einem Museum den blonden, blauäugige­n Kult-Schauspiel­er.

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FOTO: DPA Die italienisc­hen Schauspiel­er Terence Hill (l.) und Bud Spencer.

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