Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Mit frischen Ideen und Angeboten
Nach der Corona-Pandemie musste sich die Radevormwalder Jugendherberge neu aufstellen. Für die neue Saison hat sich das Team um Regionalleiter Bernd Claessen viele neue Angebote für Sportler, Musiker und Familien einfallen lassen.
RADEVORMWALD Erst kürzlich hat die Jugendherberge dank finanzieller Unterstützung durch die Kreissparkassen-Stiftung ein neues Klavier erhalten (wir berichteten). Ein Instrument, das nicht nur einen prominenten Platz im Haus erhalten hat, sondern das künftig für viele gesellige Abende sorgen und neue Übernachtungsgäste ins idyllische Radevormwald locken will. Denn das Team um Regionalleiter Bernd Claessen hat sich für Radevormwald vorgenommen, die Zielgruppe zu erweitern.
Bislang waren es zu 90 Prozent Schulen und Gruppen, die eine der ältesten Herbergen Deutschlands – laut Historiker Kalle Holzfuß auch der Welt – für ihre Ausflüge und Klassenfahrten ins Bergische nutzten. „Die restlichen Wochenenden haben wir dann versucht, mehr Familien zu uns zu locken“, erklärt Claessen. Diese Zielgruppe soll mit den neuen Angeboten und der neuen Saison verstärkt angesprochen werden. Denn sonst würde das Haus in den Schulferien ziemlich verwaisen.
Vor der Corona-Pandemie zählte die Jugendherberge jährlich auch etwa 3000 Übernachtungen, die über Fußballfreizeiten generiert wurden. Diese seien allerdings ersatzlos weggefallen. Auch deswegen musste sich das Team etwas Neues einfallen lassen. Mit dem Klavier etwa möchte sich die Jugendherberge unter anderem bei Chören und Musikgruppen stärker noch als bislang anbieten.
„Die Herberge bietet eine gute, preisgünstige Möglichkeit für Probewochenenden“, wirbt Claessen. In der Nebensaison, von November bis Februar, könnten größere Orchester und Gemeinschaften ab 60 Personen sogar die komplette Jugendherberge exklusiv für sich buchen. „Ihnen stehen dann sechs Probenräume plus Disco zur Verfügung“, sagt er. Die Musikerpauschale beginnt ab 79 Euro. Für 99 Euro etwa lassen sich zwei Übernachtungen in Vollpension buchen. „Das ist das preiswerteste Angebot im Landesverband“, sagt Claessen.
Doch nicht nur Musiker sollen das rustikale Ambiente mitten im
Grünen genießen. Seit Anfang des Jahres ist die Radevormwalder Jugendherberge auch als „Bed & Bike“-Unterkunft vom ADFC zertifiziert. „Um diese Zertifizierung zu erhalten, mussten wir bestimmte Kriterien erfüllen“, erklärt der Regionalleiter. Unter anderem besitzt die Herberge einen Trockenraum mit Waschmöglichkeiten, in dem Übernachtungsgäste ihre Kleidung waschen und trocknen können. Außerdem stellt die Herberge Radkarten sowie Werkzeug für eine einfache Fahrradreparatur zur Verfügung, ebenso wie sichere Unterstellräume. Auch zusätzliche Akkuladeschränke für E-Bikes wurden im Zuge der Zertifizierung angeschafft, denn die elektrifizierten Räder dürfen aus Sicherheitsgründen nicht in die Schlafräume mitgenommen werden. Durch die Zertifizierung als „Bed & Bike“- Unterkunft, erklärt Claessen, werde die Radevormwalder Jugendherberge nicht nur vom ADFC, sondern zusätzlich in bestimmten Foren für Radfahrer beworben.
Erste Erfahrungswerte als Radfahrer-Unterkunft konnte die Herberge bereits Anfang des Jahres während der Deutschen Meisterschaft im Cyclocross sammeln. „Wir konnten an jenem Wochenende insgesamt 20 Rennställe beherbergen, und alle waren sehr zufrieden mit uns“, berichtet Claessen erfreut.
In Zukunft will der Regionalleiter wieder verstärkt auch für Familien attraktive Angebote schnüren. Wochenendausflüge ins Grüne mit Begleitprogramm im Bergischen wären denkbar, ebenso wie besondere Spezialangebote etwa zu Ostern, wie derzeit, wo sich Familien (zwei Erwachsene und bis zu drei Kinder) etwa für 229 Euro schon eine dreitägige Familienauszeit (inklusive Frühstück und Osterprogramm) gönnen können. Etwa 50 Personen hätten dieses Oster-Special für dieses Jahr bereits gebucht, sagt Claessen.
Im kommenden Jahr, daran arbeitet das Team derzeit, würde Claessen in Radevormwald gerne eine Pferdefreizeit für Kinder anbieten. „Im Sommer verbringen bis zu 6000 Mädchen und Jungen ihre Ferien in den Unterkünften des Landesverbandes“, sagt er. Davon solle auch die Bergstadt profitieren. Derzeit sei das Team noch in Gesprächen mit einem naheliegenden Pferdehof, wo die Kinder dann tagsüber in den Kontakt mit den Tieren treten können. „Ich stelle mir vor, dass sie in dieser Ferienfreizeit dann lernen, die Pferde zu pflegen, zu striegeln, sie zu füttern“, erklärt er.
Ein weiteres Optimierungsfeld sieht Claessen in der Zusammenarbeit mit den unmittelbaren Nachbarn und Akteuren vor Ort, wie etwa dem Bismarck-Museum oder den Wanderführern. Denkbar wäre auch eine engere Kooperation mit der Musikschule.
Darüber hinaus steht die Jugendherberge, deren Außengelände in den kommenden Monaten und Jahren rundum erneuert werden soll, etwa durch neue Spielgeräte und einer neuen Bepflanzung und Terrassierung auch als Veranstaltungsort für Familienfeiern und Jubiläen, Klassentreffen oder anderen Festen zur Verfügung, betont Claessen.
Er ist überzeugt, mit der derzeitigen Strategie auf dem richtigen Weg zu sein. „Mit dem anvisierten Gästemix aus Schulen, Musik- und Sportgruppen, Kindern und Familien liegen wir komplett richtig und können schon jetzt immer mehr auch die Wochenenden in unserem Haus füllen“, sagt er.