Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Wohnen im ehemaligen Kabelwerk
Rund 200 neue – auch geförderte – Wohnungen könnten auf dem Gelände des ehemaligen Kabelwerks Theisen in Hochfeld entstehen.
HOCHFELD Es gibt weder ein fertiges Konzept noch einen exakten Zeitplan. Was sich zunächst etwas enttäuschend anhört, könnte aber auch eine Chance für Hochfeld sein. Darin waren sich am Freitag alle Beteiligten einig: Oberbürgermeister Sören Link als Vertreter der Stadt, Gebag-Chef Bernd Wortmeyer und Stefan Ansbach, Vorstand der Montag Stiftung Urbane Räume. Die drei unterzeichneten eine Absichtserklärung über die künftige Kooperation.
Aufgaben gibt es reichlich: Bereits 2017 hatte die Gebag das Gelände gekauft, 2020 gab es bereits einen Planungswettbewerb – „und dann kam die große Baukrise“, wie Bernd Wortmeyer es nannte. Der siegreiche Planungsentwurf soll nun zwar auch weiterhin eine Rolle spielen, doch nun soll das Ganze noch eine Nummer größer ausfallen. Denn zwischenzeitlich hat das städtische Wohnungsbauunternehmen auch Immobilien im Umfeld aufgekauft, sodass das Gesamtareal rund drei Hektar, also größer als vier Fußballfelder ist. Dazu gehören auch das Gelände der Grundschule Friedenstraße, der benachbarte, denkmalgeschützte Hochbunker, ein vermutlich abzureißendes Mehrfamilienhaus an der Friedenstraße und die Direktorenvilla der Kabelwerke.
Mario Reimer, Projektleiter der Gebag, führte am Freitag über das rund 30.000 Quadratmeter große Areal. Mit dabei: Nils-Christoph Ebsen und Ibrahim Yetim, die Geschäftsführer von Urbane Zukunft Ruhr. Sie erhoffen sich von dem Vorhaben starke Impulse für „ihren“Stadtteil Hochfeld.
Die Zusammenarbeit mit der gemeinnützig arbeitenden Stiftung bietet für alle Beteiligten eine Menge Vorteile: Die Gebag als Eigentümerin verpachtet das Areal im Wege des Erbbaurechts an die Stiftung, die dort dann ein zukunftsweisendes Quartier entwickelt. Aufgrund der Gemeinnützigkeit zahlt die Stiftung keinen Erbbauzins, stellt aber das Initialkapital zur Entwicklung zur Verfügung. Konkrete Summen konnte Stiftungs-Chef Stefan Anspach aber bislang noch nicht nennen. Auch eine Kindertagesstätte soll auf dem Gelände entstehen, von den rund 200 Wohnungen könnten viele öffentlich gefördert werden und somit dem sozialen Wohnungsbau zugutekommen, erklärte Bernd Wortmeyer. Daneben sind auch Gewerbeund Dienstleistunseinheiten geplant. Ob und wie der Hochbunker künftig genutzt werden kann, ist aber noch offen.
Der Vorteil des Vorhabens liegt auch darin, dass keine neuen Grünflächen versiegelt werden müssen – im Gegenteil: „Der Schulhof der Grundschule lässt sich sicher noch verbessern, entsiegeln und grüner gestalten“, hofft Mario Reimer. Auch die Erschließung ans Kanalnetz oder an die Fernwärme braucht nicht aufwendig neu erstellt werden.
Auch wenn es zur Umsetzung mangels eines Gesamtkonzepts noch keinen exakten Zeitplan gibt, versprach Stefan Anspach, dass man bis zur Internationalen Garten Ausstellung (IGA) 2027 schon etwas sehen können von der künftigen Entwicklung. „Wir meinen das schon ernst und verfolgen das mit Nachdruck“, sagte Oberbürgermeister Sören Link.