Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Wieder Hoffnung im Abstiegskampf
Handball-Bundesliga: Mit neuem Trainerteam gelingt dem Bergischen HC bei HBW Balingen-Weilstetten der erste Sieg in diesem Jahr.
SOLINGEN/WUPPERTAL Der Bergische HC hat es geschafft. Nach der Freistellung von Coach Jamal Naji und der Etablierung des neuen Trainerteams mit Arnor Gunnarsson, Markus Pütz sowie Fabian Gutbrod ist den Bergischen der erste Sieg in der Handball-Bundesliga seit 132 Tagen gelungen. Die Niederlagen-Serie von zwölf Spielen endete durch das 25:21 (11:12) bei Bundesliga-Tabellenschlusslicht HBW Balingen-Weilstetten.
Die BHC-Besetzung war dünn. Aron Seesing war noch nicht bereit für sein Comeback, Isak Persson
„Balingen hat von unserer schlechten Chancenverwertung profitiert“
Fabian Gutbrod Der Sportkoordinator in der Pause
fehlte kurzfristig mit Verdacht auf eine Gehirnerschütterung. Soeren Servos aus der A-Jugend war als Rückraum-Ergänzung dabei, weil Linus Arnesson und Eloy Morante Maldonado erwartungsgemäß verletzt fehlten.
Auf der Spielmacher-Position lastete also viel Verantwortung auf den Schultern Tomas Babaks. Der fand aber von allen BHCern sofort am besten in Spiel. Seine ersten vier Abschlüsse saßen, während Yannick Fraatz, Djibril M‘Bengue, Lukas Stutzke und Frederik Ladefoged Chancen liegenließen und damit an die vergangenen sieglosen Wochen erinnerten.
Die Bergischen lagen zwar 1:5 hinten, arbeiteten sich aber ins Spiel hinein. Nicht nur Mohamed El-Tayar entschärfte im Balinger Gehäuse Bälle, dasselbe gelang mit zunehmender Spieldauer auch Löwen-Schlussmann Christopher Rudeck. Den ersten Ausgleich erzielte Ladefoged beim 9:9.
Schön anzusehen war die Partie freilich nicht. Es ging beidseitig mitunter verkrampft zu, das Niveau war schwach. Doch es blieb bis zur Halbzeit eng. Babak bekam eine Pause, phasenweise agierten die Gäste mit Stutzke und Andersen, also ohne gelernten Spielmacher, im Rückraum. Letztgenannter bekam viel Vertrauen, ließ es auch zwei Mal erfolgreich krachen, spielte aber auch nicht plötzlich völlig befreit auf.
Zur Pause lagen die Bergischen mit 11:12 weiterhin in aussichtsreicher Position. El-Tayar parierte 45 Prozent der BHC-Würfe – eine Quote, die kaum zu halten sein dürfte. So sagte auch Sportkoordinator Gutbrod in der Pause: „Balingen hat von unserer schlechten Chancenverwertung profitiert.“
Zwar drehte der BHC auch nach Wiederanpfiff nicht magisch auf, doch er wurde defensiv noch stabiler und bekam massive Unterstützung von Rudeck, der gleich zwei Mal Schüsse aus sechs Metern parierte. Noah Beyer besorgte die erste Gäste-Führung in der 33. Minute per Gegenstoß, Ladefoged erhöhte in Unterzahl auf 14:12.
Die Bergischen hatten ihren Gegner nun da, wo sie ihn haben wollten. Sie rührten in der Abwehr Beton an, hatten einen starken Rückhalt zwischen den Pfosten und
konnten es sogar verkraften, dass Andersen einen Konter und Beyer einen Siebenmeter vergab. Der war zuvor gefoult worden, wofür Daniel Ingason eine harte Rote Karte kassiert hatte. Entsprechend aufgeheizt war die Stimmung in der Halle. Beyer
blieb trotzdem cool und nutzte seine nächsten beiden Chancen von außen.
Lukas Stutzke stellte mit einem Fernwurf-Kracher zum 19:14 die Weichen. Es dauerte bis zur 46. Minute, ehe Balingen seinen dritten
Treffer der Halbzeit erzielt hatte. HBW kam zwar noch einmal zurück, El-Tayar blieb in Topform, die BHC-Abschlüsse waren zudem nicht mehr ganz so zwingend. Aber als die Partie beim 20:17 aus BHCSicht hätte kippen können, war Rudeck mal wieder zur Stelle. Und Yannick Fraatz stibitzte seinem Gegner die Kugel bei dessen Gegenstoß aus der Hand.
Und dann lief es auch vorne wieder. Die Gäste zogen davon und ließen sich nicht mehr beirren. „Ich bin zum einen erleichtert und zum anderen wahnsinnig stolz“, meinte Gutbrod. „Natürlich wegen des Sieges, aber vor allem aufgrund der Art und Weise. Warum das lange nicht so war und jetzt wieder da war, ist egal. Fakt ist, dass ich 13 Jungs gesehen habe, die zusammen Freude hatten.“