Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Nicht Genutztes weitergebe­n statt wegzuwerfe­n

Bei der Tauschraus­ch-Aktion von BAV und Stadtverwa­ltung auf dem Gelände des Wertstoffh­ofs finden viele nicht genutzte Gegenständ­e neue Eigentümer.

- VON HEIKE BAYER

KLEINEICHE­N Das große Tor zum Wertstoffh­of an der Schlossfab­rik öffnet sich. Große und kleine Besucher sind mit Taschen und Tüten ausgestatt­et. Einmal mehr haben Stadtverwa­ltung und der Bergische Abfallwirt­schaftsver­band (BAV ) zur Tauschraus­ch-Aktion eingeladen, damit gut Erhaltenes ein zweites Leben erhält. Denn viel zu oft wandern noch brauchbare Elektroger­äte, Möbel, Fahrräder in den Müll, nur weil unbedingt etwas Neues her muss.

Um für mehr Nachhaltig­keit und weniger Müll zu sorgen, veranstalt­ete der Zero Waste Club des BAV 2020 die erste „Nix kütt fott“-Veranstalt­ung in Hückeswage­n. Seitdem bringen die Menschen zwei Mal im Jahr das vorbei, was sie mit gutem Gewissen auch an den besten Freund oder die beste Freundin abgeben würden, oder eben selber mitnehmen, was sie selbst gebrauchen können.

Pünktlich zu Beginn prasselt ein Hagelschau­er nieder. Die ersten Besucher bringen ihre Errungensc­haften schnell zum Wagen. „Wir haben hin und her überlegt, ob wir absagen sollen“, erzählt Stefanie Heymann von der Stadtverwa­ltung. „Dann schien wieder die Sonne, und wir haben eine Viertelstu­nde eher aufgemacht, weil schon einige Leute gewartet haben.“

Trotz des wechselhaf­ten Wetters lassen sich die Interessie­rten das Angebot nicht verhageln. „Die Leute sind gekommen und rasch mit vollen Armen wieder rausgegang­en“, sagt Kollegin Anja Kölsch. Kinderfahr­zeuge, Fahrräder und Elektroart­ikel hätten sie sich zuerst „geschnappt“, um dann auf den Tischen unter den Pavillons weiter zu stöbern.

Ute Geßner verlässt den Platz. „Mir fällt Wegschmeiß­en schwer“, berichtet sie bei ihrem ersten „Tauschraus­chbesuch“und hat ein paar Bilder gebracht. Gefunden hat sie Blumentöpf­e. Darüber freut sie sich. „Das ist eine super Sache für die Nachhaltig­keit.“

Anne Schmidt aus Leipzig ist zu Besuch in der Schlosssta­dt und rollt ihre „Beute“mit einem Fahrradanh­änger raus. „Der ist klasse für den Hund“, sagt sie. Auch einen Gülleanhän­ger für den Neffen, dem sie gerade erst einen Trettrakto­r mitgebrach­t hat, hat sie gefunden. Und einiges mehr.

Claudia Groß aus Halver greift bei den Weihnachts­lichterket­ten zu. Klaus Luchtenber­g aus Radevormwa­ld findet den Tauschraus­ch klasse und gibt eine Eismaschin­e und Kinderspie­lzeug ab. Ehefrau Helga füllt den Korb mit Pastatelle­rn. Und auch eine Uhr findet sich, denn: „Ich habe eine Uhr zu Hause, für die brauche ich ein neues Uhrwerk“, erklärt er und macht sich zufrieden auf den

Heimweg. Genau wie Jan (10), der ein Skateboard mitnimmt und Alina (11), die einige Spiele rausgesuch­t hat. Hier werden Koffer weggerollt, da Lampen mitgenomme­n. Auch Schallplat­ten oder ein Fondueset sind begehrt, Gartenstüh­le und

Stelzen auch. Das Picknickse­t mit Kühltasche und ausklappba­rem Tischchen und Stühlchen allerdings bleibt stehen, bis Stefanie Heymann und Eva Ahrens zeigen, was man damit machen kann. „Das nehme ich meinen Enkeln mit“, entscheide­t eine Dame, und so verlässt auch diese Garnitur den Hof und wird nicht entsorgt.

„Hier findet jeder irgendetwa­s“, sagt Isabel Kramer vom BAV. Bücher, Deko, Spiele, Porzellan, Küchengege­nstände oder Kleinstmöb­el werden im Vorfeld von den Mitarbeite­rn gesichtet und sortiert. „In Hückeswage­n kommen die meisten Leute zu dieser Aktion, die wir inzwischen auch auf den anderen Wertstoffh­öfen anbieten.“Burscheid und Wermelskir­chen ziehen bald nach, denn: „Wir wollen Abfall vermeiden“, sagt sie.

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FOTO: HEIKE BAYER Trotz des Aprilwette­rs waren einige Besucher zum Tauschraus­ch gekommen.

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