Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Weihbischof fordert zum „Vorgehen“auf
Im Rahmen der Visitation feierte Ansgar Puff eine Messe in Hückeswagen.
HÜCKESWAGEN Weihbischof Ansgar Puff zeigt sich bei seinen Visitationen als nahbaren Menschen, dem man sein Herz ausschütten kann. Allein seine Stimme strahlt Ruhe und Zuversicht aus – so auch bei seinem Besuch in Hückeswagen am Samstagabend. Nach der Heiligen Messe in der katholischen Pfarrkirche St. Mariä Himmelfahrt, die er mit Pastor Marc D. Klein und Pfarrvikar Michael Weiler hielt, lud er die rund 50 Kirchenbesucher zu einem Austausch ins Gemeindehaus ein. Dort sorgte er zunächst dafür, dass keiner hungrig und durstig blieb. Mit einem Tablett belegter Brötchen vom Buffet zog er von Tisch zu Tisch. Damit war das Eis sofort gebrochen.
Der Grund für den Austausch mit der Gemeinde ist die neue pastorale Einheit mit dem Namen „Sendungsraum Oberberg-Nord“, die sich per erzbischöflichem Dekret vom 25. August 2023 aus den bisher eigenständigen katholischen Kirchengemeinden
Lindlar, Wipperfürth, Radevormwald, Hückeswagen und Marienheide zusammensetzt.
„Wir befinden uns als Kirche in einer großen Umbruchsituation“, begann Ansgar Puff den Gesprächsabend. Die Kirchen seien nicht mehr so gut besucht wie früher, und auch Eltern ließen ihre Kinder seltener taufen. „Wir werden zahlenmäßig kleiner werden, doch auch eine Minderheit kann prägen“, äußerte sich der Bischof optimistisch. Den Umbruch sehe er als eine Wiedergeburt der Kirche.
Seine Frage an die Gemeindemitglieder laute daher: „Was müsste bewahrt und was erneuert werden?“Ein Großteil der Messebesucher war mit ins Gemeindehaus gekommen und äußerte sowohl Bedenken als auch Anregungen. „Die Seelsorge muss unbedingt erhalten bleiben, damit niemand mit seinen Sorgen alleine bleibt“, lautete ein Wunsch. Die Kirche als Ort der Stille solle ebenso bewahrt werden wie die Vielfalt.
„Menschen finden auf unterschiedlichen Wegen zu Gott. Diese Vielfalt sollten wir im Blick haben“, sagte die scheidende Gemeindereferentin, Jutta Grobe. Gewünscht wurden aber auch alternative Formen des Gottesdienstes. „Mit anderen Formaten, Liedern und Texten können diejenigen, die in den Messfeiern verlorengegangen sind, angesprochen werden“, sagte Ute Hermann, Lotsin der Pfarrcaritas. Zum Punkt „Erneuerung“regte eine Teilnehmerin modernere Liedbegleitungen mit Gitarre an. „Mit der Orgel habe ich mich heute schwergetan“, fügte sie hinzu. Von einem „Gebet zur Nacht“mit Gitarre am Lagerfeuer berichtete ein Gemeindemitglied,
„Wir werden zahlenmäßig kleiner werden, doch auch eine Minderheit kann prägen“
das Erfahrungen mit der Urlaubsseelsorge hat. „Man kommt im Urlaub leichter ins Gespräch und hat keine Berührungsängste.“
Weihbischof Ansgar Puff hörte geduldig zu, ohne jedoch zu werten. Am Ende forderte er die Zuhörer auf, selbst tätig zu werden. „Wenn sie eine Idee haben, dann tun Sie sich zusammen und machen Sie es – es wird Früchte tragen“, sagte Puff. „Vielleicht möchten die Menschen aber auch geführt werden“, lenkte eine Christin ein, worauf der Weihbischof antwortete: „Der Hirte muss nicht vorweg gehen, sondern hinter der Herde. Sie weiß, wo es langgeht – der Hirte muss darauf achten, dass niemand verlorengeht.“
Mit diesen Schlussworten dankte er den Anwesenden für ihre Zeit, Gedanken, Anregungen und ihren Glauben. Bereits am 16. April hatten sich die Kirchenvorstände und der Pfarrgemeinderat zum Austausch mit dem Weihbischof im Radevormwalder Caritashaus getroffen. Weitere Treffen sollen folgen.
Ansgar Puff Weihbischof