Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Die Rolle der bergischen Soldaten
Über das Verhalten bergischer Bürger und Soldaten referierte Dr. Dirk Ziesing.
RADEVORMWALD Das Bergische Land mag heute ein Stück Idylle sein, doch allein in den vergangenen 200 Jahren war es stets ein hart umkämpftes Gebiet. Napoleon, die Preußen, das Erbe der verschiedenen Herrscher ist bis heute im Stadtbild ersichtlich. Doch die wehrenden Koalitions- und Befreiungskriege hinterließen zahlreiche Opfer. Denn auch bergische Soldaten und Männer der einfachen Bevölkerung Radevormwalds beteiligten sich von 1812 bis 1815 an den ver- schiedenen Feldzügen. Zunächst 1812 unter der Herrschaft Napoleons zogen bergische Soldaten beim Russlandfeldzug mit. Von 600.000 Soldaten, die damals zur „Grand Armée“zählten, kehrten lediglich 80.000 zurück. Das Kontingent an deutschen Streitkräften wurde dabei nahezu vollständig vernichtet, wie Dr. Dirk Ziesing vergangenen Freitag beim Vortragsabend des Bergischen Geschichtsvereins Abteilung Radevormwald im Bürgerhaus berichtete.
Drei bekannte Opfer aus Radevormwald waren damals Johann Peter Friedrich Bernhard (1785–1812), der bei Charkiw in der Ukraine fiel. Christoph Huckebeck (1786–1812), der 670 Kilometer nordöstlich von Moskau fiel und Johan Grafe (1786– 1813), der ebenfalls sein Leben auf dem Weg durch das ehemalige Zarenreich verlor. Ab 1814 kämpften bergische Soldaten nicht mehr für Napoleon, sondern schlossen sich den preußischen Truppen an und versuchten sich als Bergische Regimente von der französischen Vorherrschaft zu befreien. Das erste bergische Opfer der Befreiungskriege war Johann Arnold Assmann, ein Wermelskirchener, der am 20. Mai 1814 fiel. Das erste Opfer von vielen. Darunter Söhne der Familie Wild, Eicker und Oberhoff. Unter den bergischen Überlebenden befinden sich bekannte Rader Familiennamen wie Rocholl, Lambeck, Holberg, Feldermann und Lüdorf.
1814, als sich die bergischen Soldaten den Preußen anschlossen, kämpften diese noch mit weißen
Uniformen nach französischem Vorbild. Erst ab 1815 erhielten auch die bergischen Truppen Uniformen nach preußischem Muster in Blau. Eingezogen wurden alle Männer zwischen 17 und 40 Jahren, die mindestens fünf rheinische Fuß (1,57 m) groß waren, also groß genug, um das Vorderladergewehr zu bedienen. Warum die Größe so wichtig war, stellte der Referent eindrucksvoll dar, hatte er doch ein solch antikes Gewehr dabei.
Detailreich schilderte Ziesing bei seinem Vortrag auch Feldzüge und Schlachten, die preußisch-bergische Truppen gegen Napoleon an der belgisch-französischen Grenze austrugen, und die der französische Kaiser schließlich am 18. Juni 1815 in Waterloo verlor.