Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Rade von seiner kulinarischen Seite
Gespickt mit allerlei Leckereien der örtlichen Gastronomie und jeder Menge historischer Fakten und Anekdoten ging es für rund 30 Teilnehmer bei einer kulinarischen Stadtführung durch Radevormwald.
RADEVORMWALD Stadtführungen erfreuen sich sowohl bei Touristen als auch bei Einheimischen großer Beliebtheit. Schließlich bieten geführten Touren ganz besondere Einblicke. Das trifft auch auf das neuste Angebot des städtischen Tourismusmanagements zu: eine kulinarische Stadtführung durch das vergleichsweise beschauliche Städtchen Radevormwald zu.
Startpunkt war der Parc de Châteaubriant, wo Stadtführer Bernhard Priggel auf die Teilnehmer wartete. Ein französischer Einstieg. Von der napoleonischen Vorherrschaft über die heutige Freundschaft zur französischen Partnerstadt Châteaubriant, bot Priggel einen ersten Einblick in die bewegte Geschichte der Stadt. Auch erklärte er die Herkunft des schmucken Gartenhäuschens in diesem Park. Passend zum französischen Thema servierte das Team vom Restaurant Uelfetal hier den Teilnehmern Quiche Lorraine. Ein erster Vorgeschmack auf die Radevormwalder Gastronomie, die den Teilnehmern offensichtlich sehr gut mundete.
Mit neuen Informationen im Gepäck und dem ersten Happen im Magen führte Priggel die Gruppe weiter auf den Marktplatz. Hier erzählte der Hobbyhistoriker und das Vorstandsmitglied der Radevomwalder Abteilung des Bergischen Geschichtsvereins nicht nur über den verheerenden Stadtbrand. Thema war auch der anfängliche Zwist der beiden protestantischen Kirchen, die bis heute in unmittelbarer Nähe zueinanderstehen – und bald sogar fusionieren werden. Priggel erzählte ebenfalls über die prominente Friedenseiche auf dem Marktplatz sowie die Bedeutung des benachbarten Brunnens, der heute von Kindern zum Spielen genutzt wird und damals die Wasserversorgung der Stadtbewohner sicherstellte.
Am Matt wartete dann auch schon Gastrochefin Maria Klacik auf die Gruppe. Das „Matt“, erzählte sie stolz, sei die älteste Schankwirtschaft der Stadt. Ihre Schankerlaubnis stammt von 1869. Neben den zusätzlichen Infos servierte Maria Klacik Reibekuchen mit Lachs. Keine langen Wege musste die Gruppe bis zur nächsten Station zurücklegen. Vor der Vinothek „Korkenzieher“
begrüßte sie Folko Alexander Sensen mit einem Prosecco und einem kleinen Tapa: Schinken mit einer aufgespießten Olive auf Weißbrot. Auch hier griffen die Teilnehmer freudig zu und genossen den kleinen Gaumenschmaus.
Jutta Brendel war aus dem USBundesstaat Wisconsin angereist – nicht explizit, um diese Stadtführung mitzumachen, wie sie schmunzelnd erzählte. Der Grund war ein Familientreffen. Die Führung wurde genutzt, um Zeit mit mehreren Familienmitgliedern zu verbringen, die verstreut in Nordrhein-Westfalen leben. Schwester Petra Brendel aus Oberhausen war auf die Bergischen Wanderwochen und somit auch auf diesen geführten Rundgang aufmerksam geworden, die auch Cousine Claudia Schmitz aus Remscheid sehr gut gefiel: „Ich kenne Radevormwald aus meiner Jugend, bin bis heute immer wieder hier“, berichtete die Lüttringhauserin.
Für Jutta Brendel war es die erste kulinarische Stadtführung. „Eine sehr gute Idee – und alles sehr lecker.“Der Happen am Matt hatte ihnen so gut geschmeckt, dass sie für den Abend gleich einen Tisch reserviert haben, verriet Brendel.
Die Radevormwalderin Editha Wenzel kam mit Tochter Daphne Olech und zeigte sich ebenfalls ganz angetan von dieser anderen Seite ihrer Stadt. „Ich kenne vieles hier und natürlich auch die Gastronomie. Dennoch bin ich sehr überrascht über die elegant servierten Häppchen und auch die eine oder andere Information“, sagte Wenzel. Ihr war beispielsweise nicht bewusst, dass die Menschen früher ihr Wasser vom Brunnen auf dem Markt schöpften. Die Kombination zwischen Historie und Gastronomie, urteilte Daphne Olech, sei wirklich super. Doch nicht nur die Teilnehmer gewannen der kulinarischen Stadtführung einiges ab. Auch die teilnehmenden Gastronomen zeigten sich zufrieden. „Wir haben bislang nur positives Feedback erhalten. Es ist eine tolle Möglichkeit, uns auch Leuten von außerhalb zu präsentieren“, sagte Folko Alexander Sensen. „Uns haben beispielsweise nicht viele auf dem Schirm, wenn sie in Radevormwald eine Gastronomie suchen.“