Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Schöne Aussichten rund um Schloss Burg
In der Vergangenheit gehörte Burg an der Wupper mit Schloss Burg zu den beliebtesten Ausflugszielen weit und breit. Inzwischen erfreuen sich die kleinen Stadtteile Ober- und Unterburg wieder steigender Popularität.
BURG An diesem sonnigen Frühlingsmorgen geben zunächst Bauarbeiter den Ton an. Seit Jahren wird Schloss Burg saniert. Bund, Land und Eigentümerstädte stecken einen zweistelligen Millionenbetrag in das bergische Wahrzeichen, das im Solinger Osten hoch über dem Tal der Wupper thront – und das mittlerweile an vielen Stellen in neuem Glanz erstrahlt. Rund ein Jahr noch, dann werden die Arbeiten abgeschlossen sein. Wobei nicht allein das historische Gemäuer augenblicklich eine Art Wiedergeburt erlebt. Vielmehr ist auch der kleine Stadtteil Burg mit seinen Orten Unter- und Oberburg dabei, sich neu zu erfinden.
Einer, der die Entwicklung aus eigener Anschauung kennt, ist Andreas Jäger. Der Hotelkaufmann ist seit 20 Jahren Betreiber des Traditionsrestaurants „Zur Schönen Aussicht“in Oberburg. Das Haus gibt es seit 300 Jahren. Und die Familie von Gastronom Jäger lässt sich sogar bis in das 16. Jahrhundert in Burg nachweisen, sodass die Jägers mit Recht von sich behaupten können, Ur-Burger zu sein.
Jedenfalls hat Andreas Jäger mit seinen 60 Jahren noch die alte Zeit in Burg mitbekommen. Ab den 1950er Jahren und bis in die 1970er Jahre gehörten Schloss Burg und die zahlreichen gastronomischen Betriebe im Umfeld zu den beliebtesten Reisezielen nicht nur in der Region, sondern weit darüber hinaus. „Es kamen viele Busse mit Touristen“, erinnert sich Andreas Jäger an die „goldenen Zeiten“von Burg, als Restaurants und Cafés in zweistelliger Zahl die Gäste im Ort empfingen.
So viele Betriebe gibt es heutzutage nicht mehr. Doch die Touristen kommen seit einigen Jahren wieder vermehrt ins Bergische Land – und damit auch nach Burg, das wie früher mit zahlreichen pittoreske Motiven aus Fachwerk, Schiefer und grünen Fensterläden glänzt, die die Gäste in ihren Bann ziehen.
Wie zum Beispiel ein Ehepaar, das an diesem Vormittag aus Essen angereist ist. „Wir fahren oft hierher““, sagt die Frau, für die der Abstecher aus dem Ruhrgebiet stets eine ganz persönliche Reise in die eigene Jugend ist.
„Ich stamme aus Remscheid und habe schon als Kind mit meinen Großeltern Ausflüge nach Schloss Burg unternommen“, berichtet die Wahl-Esserin, die es der Liebe wegen vor mehr als 30 Jahren ins Ruhrgebiet verschlagen hat.
Und die immer wieder in die Heimat zurückkehrt. Zuerst kam das Ehepaar mit dem Auto sowie den zwei Kindern auf dem Rücksitz nach Burg. Die Kinder sind inzwischen erwachsen. Doch die Eltern sind dem Ausflugsziel im Bergischen treu geblieben. „Nur dass wir heute nicht mehr mit dem Auto anreisen, sondern mit dem Motorrad“, sagen die Eheleute, die damit zu einer der zahlenmäßig größten Besuchergruppen gehören.
Tatsächlich bieten sich Schloss Burg und Burg selbst als Ziel für Motorradtouren geradezu an. Das weiß auch Andreas Jäger. Denn immerhin, so der Gastronom, sei die bergische Region mit ihrer Natur und in Nachbarschaft zu den Großstädten im Ruhrgebiet und zu den rheinischen Metropolen Düsseldorf sowie Köln für viele Menschen in kurzer Zeit erreichbar. Wobei längst nicht nur Besucher auf schweren Maschinen den Weg nach Burg finden. Vielmehr gehören mittlerweile auch etliche Rad- und E-Bike-Fahrer zu den Besuchern.
„Viele verbinden einen Ausflug zur Müngstener Brücke mit einem Ausflug nach Burg“, sagt Christina Jäger, die das Café-Restaurant „Zur Schönen Aussicht“seit einiger Zeit zusammen mit ihrem Vater leitet. Gemeinsam führen die Jägers das Traditionshaus in die Zukunft, die in Burg zunehmend Gestalt annimmt. So wartet die „Schöne Aussicht“zwar nach wie vor mit der berühmten Bergischen Kaffeetafel sowie mit den nicht minder bekannten Waffeln auf. Aber daneben sowie neben der warmen Küche gibt es auch immer wieder besondere Events, die sich bei den Gästen ebenfalls großer Beliebtheit erfreuen.
Dazu gehören in der kalten Jahreszeit Bergische Kaffeetafeln, bei denen ein Burger Original die Besucher mit Anekdoten aus dem Bergischen Land unterhält – oder im Sommer Grillfeste, von denen das nächste am Samstag, 8. Juni, ab 18.30 Uhr steigt.
Ferner ist Burg bei festlichen Anlässen als Location sehr beliebt. „Bei uns finden viele Hochzeiten statt“, sagt Christina Jäger. In den kommenden Monaten werden in einem Nachbarhaus Wohnungen übernehmen. Die frisch Vermählten haben somit die Möglichkeit, die Hochzeitsnacht im Schatten von Schloss Burg zu verbringen.
Also mehr als schöne Aussichten in Burg. Ohnehin hat der ganze Stadtteil mit Ober- und Unterburg zuletzt einen spürbaren Aufschwung mit neuen gastronomischen Betrieben genommen, die sich nach Beendigung der Bauarbeiten an Schloss Burg noch steigender Beliebtheit erfreuen dürften – zumal es speziell in Oberburg im Café-Restaurant „Schöne Aussicht“und in den anderen Betrieben den fantastischen Ausblick weit über die bergische Landschaft automatisch zu Kaffeetafel und Waffeln dazu gibt.