Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Heiraten im Mai – noch immer beliebt?

- VON CRISTINA SEGOVIA-BUENDÍA

Der Wonnemonat war bei jungen Paaren vor 50 und 60 Jahren so beliebt, dass viele den Bund fürs Leben eingingen. In Radevormwa­ld feiern aktuell außergewöh­nlich viele Paare Gold- oder Diamanthoc­hzeit. Ist der Mai auch heute noch fürs Heiraten die erste Wahl?

RADEVORMWA­LD Früher mag es so gewesen sein, dass der Tag der Trauung eher zufällig gewählt wurde. Äußere Gründe mögen eine Rolle gespielt haben, etwa der geplante Umzug in die gemeinsame Wohnung. Einige haben sich offensicht­lich ganz bewusst für den Wonnemonat Mai entschiede­n. Eine Zeit, in der es prächtig blüht und die Bäume sich endgültig belauben. Ein Monat, den man gern im Freien verbringt.

Vor 60 Jahren, also im Mai 1964, gingen sieben bis heute in Radevormwa­ld beheimatet­e Paare den Bund fürs Leben ein. Das zeigt die aktuelle Jubilarlis­te – all diese Eheleute feiern in diesem Monat ihre Diamanthoc­hzeit. Auch zehn Jahre später, man schrieb das Jahr 1974, gab es im Mai auffallend viele Eheschließ­ungen. Fünf goldene Hochzeiten standen und stehen in diesem Monat an. Für Radevormwa­ld sind das jede Menge Jubilare für einen Monat. Früher, so erzählen viele langjährig­e Paare, die in einer völlig anderen Zeit geheiratet haben, waren die Trauungen intim, wurden nach dem Standesamt oder Kirche in kleinen Gaststätte­n gefeiert oder im heimischen Garten, falls man über einen solchen verfügte. Und da war es wichtig, dass das Wetter einigermaß­en mitspielte.

Heute sind es große Festsäle, besondere Locations mit traumhafte­n Ambiente, die den unvergessl­ichen Tag optisch schmücken sollen. Das lassen sich Paare einiges kosten. In einer jüngsten Studie von WeddyPlace aus diesem Jahr gab die Hälfte der befragten Paare an, bis zu 15.000 Euro für ihre Hochzeit auszugeben, bei 37 Prozent waren es sogar bis zu 25.000 Euro.

Geplant wird mit viel Vorlaufzei­t der vermeintli­ch schönsten Tage im Leben zweier Liebenden. Nicht selten trudeln die Einladungs­karten ganze zwei Jahre im Vorfeld bei den Gästen ein. „Save the date“steht dann häufig in großen Lettern. Genug Zeit, um sich diesen besonderen Tag der Paare freizuhalt­en und für die anfallende­n Kosten zu sparen. Denn Hochzeiten sind für niemanden günstig. Dass eine Hochzeit dann auch mal in die Urlaubszei­t fällt, ist kein Grund, um nicht zu erscheinen, schließlic­h kommen die Einladunge­n frühzeitig an.

„Der Monat Mai ist nicht mehr der gefragtest­e Hochzeitsm­onat in Radevormwa­ld.“

Flora Treiber Referentin der Stadt

Diese Tendenz bestätigt auch das Radevormwa­lder Standesamt. „Der Monat Mai ist nach Rücksprach­e mit unserem Standesamt nicht mehr der gefragtest­e Hochzeitsm­onat in Radevormwa­ld“, berichtet Flora Treiber, Referentin der Stadt. „Die Brautpaare planen lieber mit mehr Wettersich­erheit und heiraten deswegen besonders gerne in den Sommermona­ten.“

Das deckt sich auch mit den Informatio­nen aus den Kirchen, die mit einer rückläufig­en Anzahl an Trauungen zu kämpfen haben. Viele Paare setzen heute offensicht­lich verstärkt auf so genannte Freie Trauungen. Jene, die sich trotzdem in der Kirche vor Gott das Ja-Wort geben, tun das in Radevormwa­ld verteilt zwischen Mai und Oktober, berichtet Petra Basinger vom Gemeindeam­t der Protestant­en für Radevormwa­ld-Dahlerau.

Auch die katholisch­e Gemeinde bestätigt diese Tendenz. „Früher war der Mai beliebter, heute heiraten die Paare eher im Oktober“, erklärt Pfarramtss­ekretärin Sabine Müller. Dann aber seltener in Radevormwa­ld, sondern lieber an außergewöh­nlichen Orten, etwa der Klosterkir­che St. Maria Magdalena in Wuppertal-Beyenburg.

Im Radevormwa­lder Standesamt würden pro Jahr rund 100 Trauungen von den drei städtische­n Mitarbeite­rinnen Sandra Rausch, Karolin Kowalewski und der Gleichstel­lungsbeauf­tragten Ramona Theis durchgefüh­rt, berichtet Flora Treiber. Die meisten Trauungen würden mit Abstand im Gebäude Burgstraße 8, im alten Pastoratsh­aus, stattfinde­n. Es gilt als schönstes bergisches Fachwerkha­us der Stadt. „Allerdings sind auch unsere anderen Locations, wie das Gartenhäus­chen im Parc de Chateaubri­ant oder die Museen (Bismarck-Zweiradmus­eum, Heimatmuse­um und Museum für Asiatische Kunst) sehr beliebt“, betont Treiber.

 ?? FOTO: DPA ?? Ist der Mai in Radevormwa­ld noch der klassische Hochzeitsm­onat? Unsere Redaktion fragte nach.
FOTO: DPA Ist der Mai in Radevormwa­ld noch der klassische Hochzeitsm­onat? Unsere Redaktion fragte nach.

Newspapers in German

Newspapers from Germany