Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Heiraten im Mai – noch immer beliebt?
Der Wonnemonat war bei jungen Paaren vor 50 und 60 Jahren so beliebt, dass viele den Bund fürs Leben eingingen. In Radevormwald feiern aktuell außergewöhnlich viele Paare Gold- oder Diamanthochzeit. Ist der Mai auch heute noch fürs Heiraten die erste Wahl?
RADEVORMWALD Früher mag es so gewesen sein, dass der Tag der Trauung eher zufällig gewählt wurde. Äußere Gründe mögen eine Rolle gespielt haben, etwa der geplante Umzug in die gemeinsame Wohnung. Einige haben sich offensichtlich ganz bewusst für den Wonnemonat Mai entschieden. Eine Zeit, in der es prächtig blüht und die Bäume sich endgültig belauben. Ein Monat, den man gern im Freien verbringt.
Vor 60 Jahren, also im Mai 1964, gingen sieben bis heute in Radevormwald beheimatete Paare den Bund fürs Leben ein. Das zeigt die aktuelle Jubilarliste – all diese Eheleute feiern in diesem Monat ihre Diamanthochzeit. Auch zehn Jahre später, man schrieb das Jahr 1974, gab es im Mai auffallend viele Eheschließungen. Fünf goldene Hochzeiten standen und stehen in diesem Monat an. Für Radevormwald sind das jede Menge Jubilare für einen Monat. Früher, so erzählen viele langjährige Paare, die in einer völlig anderen Zeit geheiratet haben, waren die Trauungen intim, wurden nach dem Standesamt oder Kirche in kleinen Gaststätten gefeiert oder im heimischen Garten, falls man über einen solchen verfügte. Und da war es wichtig, dass das Wetter einigermaßen mitspielte.
Heute sind es große Festsäle, besondere Locations mit traumhaften Ambiente, die den unvergesslichen Tag optisch schmücken sollen. Das lassen sich Paare einiges kosten. In einer jüngsten Studie von WeddyPlace aus diesem Jahr gab die Hälfte der befragten Paare an, bis zu 15.000 Euro für ihre Hochzeit auszugeben, bei 37 Prozent waren es sogar bis zu 25.000 Euro.
Geplant wird mit viel Vorlaufzeit der vermeintlich schönsten Tage im Leben zweier Liebenden. Nicht selten trudeln die Einladungskarten ganze zwei Jahre im Vorfeld bei den Gästen ein. „Save the date“steht dann häufig in großen Lettern. Genug Zeit, um sich diesen besonderen Tag der Paare freizuhalten und für die anfallenden Kosten zu sparen. Denn Hochzeiten sind für niemanden günstig. Dass eine Hochzeit dann auch mal in die Urlaubszeit fällt, ist kein Grund, um nicht zu erscheinen, schließlich kommen die Einladungen frühzeitig an.
„Der Monat Mai ist nicht mehr der gefragteste Hochzeitsmonat in Radevormwald.“
Flora Treiber Referentin der Stadt
Diese Tendenz bestätigt auch das Radevormwalder Standesamt. „Der Monat Mai ist nach Rücksprache mit unserem Standesamt nicht mehr der gefragteste Hochzeitsmonat in Radevormwald“, berichtet Flora Treiber, Referentin der Stadt. „Die Brautpaare planen lieber mit mehr Wettersicherheit und heiraten deswegen besonders gerne in den Sommermonaten.“
Das deckt sich auch mit den Informationen aus den Kirchen, die mit einer rückläufigen Anzahl an Trauungen zu kämpfen haben. Viele Paare setzen heute offensichtlich verstärkt auf so genannte Freie Trauungen. Jene, die sich trotzdem in der Kirche vor Gott das Ja-Wort geben, tun das in Radevormwald verteilt zwischen Mai und Oktober, berichtet Petra Basinger vom Gemeindeamt der Protestanten für Radevormwald-Dahlerau.
Auch die katholische Gemeinde bestätigt diese Tendenz. „Früher war der Mai beliebter, heute heiraten die Paare eher im Oktober“, erklärt Pfarramtssekretärin Sabine Müller. Dann aber seltener in Radevormwald, sondern lieber an außergewöhnlichen Orten, etwa der Klosterkirche St. Maria Magdalena in Wuppertal-Beyenburg.
Im Radevormwalder Standesamt würden pro Jahr rund 100 Trauungen von den drei städtischen Mitarbeiterinnen Sandra Rausch, Karolin Kowalewski und der Gleichstellungsbeauftragten Ramona Theis durchgeführt, berichtet Flora Treiber. Die meisten Trauungen würden mit Abstand im Gebäude Burgstraße 8, im alten Pastoratshaus, stattfinden. Es gilt als schönstes bergisches Fachwerkhaus der Stadt. „Allerdings sind auch unsere anderen Locations, wie das Gartenhäuschen im Parc de Chateaubriant oder die Museen (Bismarck-Zweiradmuseum, Heimatmuseum und Museum für Asiatische Kunst) sehr beliebt“, betont Treiber.