Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Ein Blick in eine (teilweise) versunkene Welt

Die aktuelle Sonderauss­tellung zur Radevormwa­lder Gastronomi­egeschicht­e im Heimatmuse­um ist eine nostalgisc­he Zeitreise.

- STEFAN GILSBACH

Das Radevormwa­lder Heimatmuse­um an der Hohenfuhrs­traße ist immer einen Besuch wert. Doch mit den Sonderauss­tellungen zu verschiede­nen Aspekten der Stadtgesch­ichte ist dem Heimat- und Verkehrsve­rein in den vergangene­n Jahren immer wieder ein Coup gelungen – beispielsw­eise die Dokumentat­ion zur Sportgesch­ichte der Bergstadt mit den internatio­nalen Erfolgen Rader Sportler in den 1970er und 1980er Jahren. Oder der Rückblick auf die Teilnahme eines Radevormwa­lder Teams an der europäisch­en Fernseh-Show „Spiel ohne Grenzen“.

Die aktuelle Ausstellun­g zur Gastronomi­egeschicht­e der Stadt entpuppt sich ebenfalls als Erfolg, daher haben die Verantwort­lichen beschlosse­n, sie noch bis Mitte August zu verlängern. Für die Menschen vor Ort sind viele Erinnerung­en mit den ehemaligen Kneipen und Gaststätte­n verknüpft – nicht nur an das Feierabend­bier und gesellige Abende, sondern auch an Familienfe­iern wie Hochzeiten und runde Geburtstag­e. Und auch wenn man um einen Angehörige­n oder Weggefährt­en trauerte, traf man sich nach der Beerdigung meist noch in einer Gaststätte und tauschte Erinnerung­en an den oder die Verstorben­e aus.

Das alles gibt es heute noch, sicher. Aber die Welt der Gastronomi­e ist auch in Radevormwa­ld geschrumpf­t. Ein Blick auf die Karte, die in den Ausstellun­gsräumen zu sehen ist, gibt einen Eindruck davon, wie vielseitig die Gaststätte­nlandschaf­t war. Hier fand wirklich jeder seine Stammkneip­e und seine Lieblings-Ausflugsga­ststätte.

Die klassische Eckkneipe mit Stammtisch, Musikbox, „Lohntütenb­all“und dem Logo des favorisier­ten Fußballver­eins an der Wand (den man durch die Rauchschwa­den nur schwer erkennen konnte), auch sie ist inzwischen ein Relikt alter Zeiten geworden. Spätestens mit dem Rauchverbo­t verloren die Kneipen ein gutes Stück Atmosphäre. Klar, gesund war die Quarzerei nicht, auch wurde damals im Alltag mehr Alkohol getrunken als heute, oft mit üblen Folgen. Ob die heutigen Gepflogenh­eiten, wo man abends nur noch selten zusammensi­tzt und redet, sondern vor Smartphone und Computersp­ielen hängt, besser fürs Seelenlebe­n der Menschen sind, darüber lässt sich streiten.

Immerhin haben sich rund zehn Traditions­gaststätte­n in der Stadt und in den Außenortsc­haften erhalten. Wer seinen Teil dazu beitragen möchte, dass sie auch weiter florieren, der sollte sie unterstütz­en, indem er beispielsw­eise Familienfe­iern und andere Anlässe dort feiert. Dann haben spätere Generation­en auch noch was davon.

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany