Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Ein Blick in eine (teilweise) versunkene Welt
Die aktuelle Sonderausstellung zur Radevormwalder Gastronomiegeschichte im Heimatmuseum ist eine nostalgische Zeitreise.
Das Radevormwalder Heimatmuseum an der Hohenfuhrstraße ist immer einen Besuch wert. Doch mit den Sonderausstellungen zu verschiedenen Aspekten der Stadtgeschichte ist dem Heimat- und Verkehrsverein in den vergangenen Jahren immer wieder ein Coup gelungen – beispielsweise die Dokumentation zur Sportgeschichte der Bergstadt mit den internationalen Erfolgen Rader Sportler in den 1970er und 1980er Jahren. Oder der Rückblick auf die Teilnahme eines Radevormwalder Teams an der europäischen Fernseh-Show „Spiel ohne Grenzen“.
Die aktuelle Ausstellung zur Gastronomiegeschichte der Stadt entpuppt sich ebenfalls als Erfolg, daher haben die Verantwortlichen beschlossen, sie noch bis Mitte August zu verlängern. Für die Menschen vor Ort sind viele Erinnerungen mit den ehemaligen Kneipen und Gaststätten verknüpft – nicht nur an das Feierabendbier und gesellige Abende, sondern auch an Familienfeiern wie Hochzeiten und runde Geburtstage. Und auch wenn man um einen Angehörigen oder Weggefährten trauerte, traf man sich nach der Beerdigung meist noch in einer Gaststätte und tauschte Erinnerungen an den oder die Verstorbene aus.
Das alles gibt es heute noch, sicher. Aber die Welt der Gastronomie ist auch in Radevormwald geschrumpft. Ein Blick auf die Karte, die in den Ausstellungsräumen zu sehen ist, gibt einen Eindruck davon, wie vielseitig die Gaststättenlandschaft war. Hier fand wirklich jeder seine Stammkneipe und seine Lieblings-Ausflugsgaststätte.
Die klassische Eckkneipe mit Stammtisch, Musikbox, „Lohntütenball“und dem Logo des favorisierten Fußballvereins an der Wand (den man durch die Rauchschwaden nur schwer erkennen konnte), auch sie ist inzwischen ein Relikt alter Zeiten geworden. Spätestens mit dem Rauchverbot verloren die Kneipen ein gutes Stück Atmosphäre. Klar, gesund war die Quarzerei nicht, auch wurde damals im Alltag mehr Alkohol getrunken als heute, oft mit üblen Folgen. Ob die heutigen Gepflogenheiten, wo man abends nur noch selten zusammensitzt und redet, sondern vor Smartphone und Computerspielen hängt, besser fürs Seelenleben der Menschen sind, darüber lässt sich streiten.
Immerhin haben sich rund zehn Traditionsgaststätten in der Stadt und in den Außenortschaften erhalten. Wer seinen Teil dazu beitragen möchte, dass sie auch weiter florieren, der sollte sie unterstützen, indem er beispielsweise Familienfeiern und andere Anlässe dort feiert. Dann haben spätere Generationen auch noch was davon.