Landratswahl: Wer folgt auf Rainer Haas?
Die Fraktionen bringen sich für die Wahl am Freitag in Stellung. Die SPD um Jürgen Kessing, den OB von Bietigheim-Bissingen, positioniert sich klar.
Kreistag Vor der Wahl am Freitag hat sich die SPD für Dietmar Allgaier (CDU) ausgesprochen. Trotzdem wird ein enges Rennen erwartet. Von Frank Ruppert
Wer wird Nachfolger von Rainer Haas als Landrat? Die Fraktionen im Kreistag bringen sich in Stellung für die Wahl am morgigen Freitag. Vier Kandidaten stehen zur Auswahl: Dietmar Allgaier (CDU), Gerd Maisch (Freie Wähler), Christoph Erdmenger (Grüne) und der parteilose Heiner Pfrommer.
Die SPD hat keinen Kandidaten, mit ihrer Festlegung auf Allgaier hat die Fraktion aber einen Favoriten gekürt, der nun also mit den Stimmen von CDU (26) und SPD (16) rechnen kann. Damit käme er auf 42 Stimmen, das wäre jedoch nicht die Mehrheit. 105 Kreisräte gibt es, zwei – Maisch und Allgaier dürfen nicht abstimmen – also läge eine Mehrheit bei 52 Stimmen.
„Wir haben uns alle angeschaut und dann war klar für wen wir stimmen“, erklärte der Chef der SPD-Fraktion, Jürgen Kessing, die Festlegung der Fraktion. Man habe sich alle Kandidaten angehört und Allgaier sei eben aus Sicht der SPD der beste. „Das sind nur Nuancen“, sagte Kessing zum Unterschied zum ebenfalls kommunalerfahrenen Maisch. Für taktische Spielchen, etwa indem man zuerst den Grünen-Kandidat unterstütze und dann ein Umschwenken von vornherein festlege, sei das Amt zu wichtig. „Die SPD ist eben eine der verlässlichsten politischen Größen“, begründet der OB von Bietigheim-Bissingen die Positionierung der SPD. Ob das nun die Wahl am Freitag beschleunige, weil möglichst viele auf der Seite des Gewinners sein möchten, könne er nicht sagen zumal die Wahl geheim sei.
„Die öffentliche Festlegung der SPD hat uns schon überrascht“, erklärte Rainer Gessler, Fraktionschef der Freien Wähler im Kreistag am Mittwoch auf Anfrage der BZ. Man habe mit Maisch einen guten Kandidaten. „Mich hat schon etwas überrascht, dass eine Fraktion sich zu diesem Zeitpunkt öffentlich erklärt“, sagte auch Manfred Hollenbach, Fraktionsvorsitzender der CDU. Er habe, als er von der Ankündigung gehört habe, schon etwas auf die Äußerung der SPD hin gefiebert. „Das gibt Herrn Allgaier und der CDU natürlich Rückenwind“ergänzte Hollenbach. Er schränkt aber auch ein, dass es wohl für niemanden im ersten Wahlgang reichen werde und dann stehe man vor einer anderen Situation: „Der Moment der Wahrheit ist die Verkündung des Ergebnisses des ersten Wahlgangs“, so Hollenbach. Erst dann könne man sehen, wie es weitergehe. Bei der CDU gebe es im Übrigen keine Fraktionsvorgabe für die Wahl, „aber ich habe jetzt keine Kritik an Dietmar Allgaier gehört“, sagte Hollenbach.
Auch Brigitte Muras, Fraktionssprecherin der Grünen, zeigte sich überrascht von der Festlegung der SPD. Gerade weil sich die Partei derzeit die Klimaziele so auf die Fahne schreibe, habe man bei den Grünen zumindest im ersten Wahlgang mit SPD-Stimmen für Erdmenger gerechnet, erklärte Muras gegenüber der BZ. Die Grünen selbst stünden natürlich hinter ihrem Kandidaten, gleichzeitig ließ Muras durchblicken, dass die Fraktion im Falle weiterer Wahlgänge ohne Erdmenger nicht einheitlich auf einen anderen Kandidaten festgelegt sei. Bei der FDP mit ihren acht Kreistagsmitglieder hätten einige vielleicht eher Richtung Maisch tendiert, sagte Fraktionschef Volker Godel, aber auch dort gebe es keine einheitliche Wahlvorgabe. Durch die SPD-Ansage gehe Allgaier aber nun schon mit einem Vorteil in die Wahl.
Info Die Wahl des Landrats findet im Rahmen der Kreistagssitzung im Kreishaus in Ludwigsburg am Freitag, 15. November, ab 14.30 Uhr statt. In den ersten beiden Wahlgängen ist mehr als die Hälfte der Stimmen für einen Sieg erforderlich. In einem etwaigen dritten Wahlgang reicht die einfache Mehrheit.
Heiner Pfrommer ist Sozialdezernent des Landkreises Ludwigsburg.
Dietmar Allgaier ist Erster Bürgermeister der Stadt Kornwestheim.
Christoph Erdmenger ist Abteilungsleiter im Verkehsministerium.
Gerd Maisch ist Oberbürgermeister der Stadt Vaihingen.