Cineast dreht Dokumentation über Wanderkinos
Wolfram Hannemann drehte unter anderem in Asperg und Freiberg einen Film über Wanderkino-Betreiber.
Ludwigsburg. „Da steckt so viel Leidenschaft drin und viel Arbeit. Sie machen alles selbst, vom Aufbau der Leinwand und des Projektionsapparats, über den Verkauf von Popcorn sowie der Eintrittkarten an der Kasse. Das muss Liebe zum Kino sein“, sagt Wolfram Hannemann im Gespräch mit der BZ. Der gebürtige Ludwigsburger ist ein wahrer Cineast. Das Kino ist ein wichtiger Teil im Leben des 63-Jährigen. Er schreibt nicht nur Filmkritiken und betreibt einen YouTube-Kanal, auf dem er kurze Dokumentationen veröffentlicht, er ist auch Regisseur abendfüllender Dokus. Und so kam es, dass er einen Film über zwei ebenso leidenschaftliche Kinoliebhaber
drehte: Gerhard Göbelt und Klaus Friedrich. Die beiden betreiben Wanderkinos. Göbelt das MoKi Ludwigsburg und Friedrich das Mobile Kino Esslingen. Doch noch etwas verbindet die beiden: Sie gehen bald in Rente. „Es sind die beiden letzten privatwirtschaftlich betriebenen Wanderkinos in Baden-Württemberg. Da es keine Nachfolger für sie gibt, droht damit auch noch das letzte Stück Kultur in vielen kleinen Gemeinden wegzubrechen“, befürchtet Hannemann. Grund genug für den Filmemacher, die Lebensleistung der beiden in seinem Film „Kultourhelden“zu würdigen.
Die Dreharbeiten haben im Juni 2020 begonnen – inmitten des Teillockdowns. Das habe Vorund Nachteile gehabt, berichtet der Regisseur. Einerseits habe er nur wenige Fahrtermine der beiden mit der Kamera begleiten können, andererseits aber habe er sich voll und ganz auf den Film konzentrieren können. Von der ersten Klappe bis zur Filmpremiere war Wolfram Hannemann gut ein Jahr mit Dreh und Nachbearbeitung beschäftigt. Neben dem Filmmaterial vom Aufbau einzelner Wanderkino-Vorstellungen, unter anderem auch in Asperg und Freiberg, hat der Filmemacher auch Interviews mit den beiden geführt. Dabei sitzen die Wanderkino-Betreiber im Central-Theater
am Esslinger Rossmarkt, dem ältesten erhaltenen Kino Baden-Württembergs.
Seit den 1980er-Jahren sind die beiden Protagonisten hauptberuflich mit ihren Wanderkinos unterwegs. „Die ersten 15 Jahre lief ’s phantastisch, dann wurden die Besucherzahlen rückläufig. Wie leider in allen Kinos“, sagt Hannemann. Vor allem früher sei das oftmals die einzige Chance für Kultur im ländlichen Raum gewesen, erklärt er. Natürlich gebe es mittlerweile Filme auch anderswo zu sehen. Aber ein Streaming-Dienst etwa könne niemals leisten, was eine Kinovorstellung biete. „Kinoerlebnis ist im Heimkino nicht reproduzierbar. Das gemeinsame Schauen und die Reaktion der anderen Besucher, die Atmosphäre mit der Bildgröße und dem Ton. Das macht Kino aus“, sagt Hannemann.
Info Der 105-minütige Dokumentarfilm „Kultourhelden“wird am Donnerstag,
18. November, um 19.30 Uhr im Ludwigsburger Luna-Filmtheater gezeigt. Im Anschluss findet ein Filmgespräch mit Filmemacher Wolfram Hannemann sowie Gerhard Göbelt, einem der Protagonisten, statt. Die Moderation übernimmt Filmpublizist Kay Hoffmann vom Haus des Dokumentarfilms. Karten kosten 10, ermäßigt 6 und 7 Euro.