Underworld: Blood Wars
Selene (Kate Beckinsale) ist eine frustrierte, innerlich geschundene Vampirdame geworden, die alles verloren hat, die Liebe, das Kind, den Rückhalt und die Position als Todeshändlerin, die sie früher aus ihrer Vampirfamilie bezogen und auch sehr geschätzt hat. Dafür ist sie eine Hybridin, die von Vampiren und Lykanern (Werwölfen) gleichermaßen gejagt wird. Wo sich ihre Tochter Eve befindet, die als Hybrid geboren wurde, weiß sie selbst nicht, denn sie will sie nicht in Gefahr bringen. Und beide Widersacher kommen näher.
Ein Lykaner im Dienst von Marius (Tobias Menzies) schafft es, David (Theo James) einen Peilsender einzuschießen. Sie hoffen, auf diese Weise an Selene heranzukommen und über sie den Weg zu Eve zu finden. Die Vampire, unter der Führung von Semira (Lara Pulver, manchem vielleicht als die mysteriöse Irene Adler aus „Sherlock“bekannt) und Thomas (Charles Dance, „Game of Thrones“), wählen einen anderen Ansatz. Unter dem Vorbehalt, begnadigt zu werden und den Vampirnachwuchs trainieren zu dürfen, kommt Selene zum Östlichen Orden. Aber so wenig überraschend wie manch anderes: Es ist eine Falle. Dank David kann Selene entfliehen und sie suchen Unterschlupf beim Nördlichen Orden.
Alternative Vampire
Unter einem Nordlicht ist ja bekanntlich alles irgendwie magischer. Zumindest ist es immerhin etwas anders, denn die nordischen Vampire tragen nicht die dunkle Lack-Leder-Latex-Mode, die man von den anderen Vampiren der Reihe kennt. Sie mögen es eher metallisch, hell und mit Fell. Außerdem haben sie noch Fähigkeiten die Selene zunächst verblüffen, und sind auch ansonsten anders.
Kaum ein paar Sätze gewechselt, eröffnen sie David, der seine Mutter nicht kannte, dass diese eine Älteste war. Außerdem nehmen sie gern Gift, um auf spirituelle Reisen zu gehen, reden von Frieden und wirken generell ein wenig abgespact, auch wenn das Ziel wohl eher nordisch-magisch war. Auf jeden Fall hält der Frieden nicht lange an, denn der Krieg folgt Selene und David, und die Nordlichter könnten demnächst einen Inneneinrichter gebrauchen. Außerdem wird manches enthüllt. Während sich diese Handlung entfaltet, weiß man als Zuschauer irgendwie nicht so ganz, was einen das alles angeht. Zwar wirkt Semira zu Beginn noch etwas erfrischend mit ihrer Ausstrahlung von eleganter, und angenehm unsympathischer Dekadenz, aber das verliert sich. Auch die nordischen Vampire führen dem Franchise, das sich bereits in der fünften Runde befindet, nichts wirklich Neues hinzu, nicht einmal als Selene einen eigentlich transformativen Prozess durchmacht und ein neues Element in die Geschichte gebracht wird. Man sieht den Ansatz, er wirkt aber wie nichts Halbes und nichts Ganzes. Und so bleibt „Underworld: Blood Wars“für einen Vampirfilm verblüffend blutarm.
Der gewisse Adrenalinkick, den die zugegeben schon immer etwas düsterkitschige Reihe am Anfang noch unter anderem durch die Kampfszenen und Effekte zu geben vermochte, bleibt aus. Das heißt nicht, das der Film schlecht ist. Man kann zum Beispiel der Ästhetik und der Atmosphäre noch immer einiges abgewinnen. Die dunklen Settings, die Blautöne und schicken Klamotten machen tatsächlich sehr viel her. Zwischenzeitlich gibt es in den Kämpfen auch ein paar gute „Moves“. Allerdings bräuchte man entweder einen emotionalen Bezug oder einen richtigen Adrenalinkick, um mit Begeisterung dabei zu bleiben. Die Synchronisation ist auch nicht immer ganz lippensynchron. Es reicht eben nicht, schöne Menschen in stylisher Kleidung kämpfen zu sehen, auch wenn man ihnen gerne zuschaut.