Elvis & Nixon
Filme, die ohne viel Tamtam einfach streng geradeaus gehen und sich zu jeder Sekunde bewusst sind, was sie sein wollen und wo ihre Stärken liegen, sind selten geworden. „Elvis & Nixon“ist glücklicherweise so ein Film. Die skurrile Komödie über das legendäre Treffen zweier Giganten der jüngeren, amerikanischen Geschichte – Elvis Presley, der King of Rock, und Ex-US-Präsident Richard Nixon – fokussiert sich voll auf seine interessanten sowie herausragend portraitierten Hauptfiguren und kokettiert geschickt immer wieder mit seiner eigenen Prämisse. Mithilfe der zwei schauspielerischen Schwergewichte Michael Shannon und Kevin Spacey hat es Regisseurin Liza Johnson so geschafft, einen Streifen mit genug politischem (und inzwischen wieder aktuellen) Subtext abzuliefern, ohne auch nur eine Sekunde lang aus dem Takt zu geraten. Herausgekommen ist eine humorvolle, leichtfüßige und oft augenzwinkernde Nacherzählung des berühmtesten, wenngleich auch bizarrsten Meetings zwischen Politik und Showbusiness, das wohl jemals stattgefunden hat.
Fakt trifft Fiktion
Ob der Besuch von Elvis Presley (Michael Shannon) im Oval Office genau so ablief wie er in „Elvis & Nixon“dargestellt wird, darf zumindest bezweifelt werden. Sicher ist aber, dass Präsident Nixon (Kevin Spacey) damals nicht das beliebteste Staatsoberhaupt war. Seine Berater, darunter der junge Egil Krogh (Colin Hanks), mussten das konservative Image des Präsidenten also dringend aufpolieren. Als dann kein Geringerer als Elvis höchstpersönlich in Washington auftaucht und den Präsidenten um ein Treffen bittet, wittert das Nixon-Team einen PR-Coup. Trotz einiger Vorbehalte empfängt Nixon den Entertainer, der ihn bittet, ihn zum Sonderagenten der Regierung zu ernennen. Denn Elvis sieht das Land angesichts von Rassenunruhen und einer Drogenepidemie in großer Gefahr und möchte helfen. Was dann folgt, ist ein Meeting zwischen zwei US-Patrioten, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Auch wenn der Nebencast, darunter Alex Pettyfer und Colin Hanks, äußerst gut agiert, so ist es wenig verwunderlich, dass die beiden Performances von Shannon und Spacey das Highlight des Films bilden. Es ist zwar etwas irritierend, Spacey nicht als Frank Underwood im Oval Office zu sehen, dennoch überzeugt er vollends mit seiner Darstellung des Watergate-Präsidenten. Überstrahlt wird er nur noch von Michael Shannon, dessen Interpretation von Elvis gleichermaßen respektvoll wie sonderbar daherkommt. Wo Spacey Nixon eher direkt anpackt, verleiht Shannon dem King of Rock im Film eine realistische Mischung aus Größenwahn und Naivität, die weltbekannte Künstler manchmal durchaus besitzen.
Einfach trifft komplex
So einfach die Narrative von „Elvis & Nixon“ist, so detailverliebt und historisch authentisch ist wiederum seine Ausstattung. Bildlich präsentiert sich der Film mit seiner natürlichen Farbpalette und soliden Schärfe dagegen eher schlicht, aber nahezu fehlerfrei. Surroundtechnisch wird dafür leider nichts geboten, da der Fokus auf den klar abgemischten Dialogen liegt. Dafür ist der mit 60er- und 70er-Jahre-Hits versehene Soundtrack über jeden Zweifel erhaben und verleiht dem Film (trotz fehlender Elvis-Nummer) ein zeitgenössisches Flair. Kurzum: „Elvis & Nixon“ist ein Film, der einfach Spaß macht. Egal, ob seine Geschichte nun hundertprozentig wahr ist oder nicht.