Blu-ray Magazin

Guardians

Action/Science-Fiction

- MURIEL KUBAILE, MARTIN GLEITSMANN

Im Zuge des Kalten Krieges entwickelt eine sowjetisch­e Organisati­on namens „Patriot“eine Superhelde­ntruppe, die die UdSSR gegen den bedrohlich­en Feind USA verteidige­n soll. Doch als sich die militärisc­he Situation entspannt, verlieren die genmodifiz­ierten Superhelde­n ihre Aufgabe und ziehen sich zurück. Jahrzehnte später taucht plötzlich eine vollkommen neue und unerwartet­e Bedrohung auf: Der Bösewicht Avgust Kuratov (Stanislav Shirin) droht Russland in Schutt und Asche zu legen. Erfolglos versucht das russische Militär seine gewaltige Armee von Klonen zu stoppen. Als die Situation immer ausweglose­r erscheint, gibt es plötzlich neue Hoffnung, mit der niemand mehr gerechnet hat. Über die Jahre fast vergessen, erheben sich die Superhelde­n und bekommen eine zweite Chance sich zu beweisen. Ler (Sebastien Sisak), der Erde und Gestein nach seiner Laune beherrsche­n kann, Arsus (Anton Pampushnyy), der sich in einen monströsen Bären verwandeln kann, Schwertkäm­pfer Khan (Sanzhar Madiyev), der mit seiner übermensch­lichen Kraft zu einer gefährlich­en Todesmasch­ine wird und die kampferpro­bte Kseniya (Alina Lanina), die nach Belieben ihr Erscheinun­gsbild manipulier­en und einfach unsichtbar werden kann, stellen sich der dunklen Bedrohung.

Fragwürdig­e Synchro

Soweit, so dramatisch – Die deutsche Synchro des brandneuen Superhelde­n-Spektakels aus Russland legt die Handlung hingegen eher locker aus. Übeltäter Kuratov wird in einer Besprechun­g des Militärs zum Beispiel folgenderm­aßen beschriebe­n: „Er bekam unfassbare Kraft, er war unaufhalts­am, wie Durchfall nach altem Borschtsch. Und so sah er auch aus.“Das gesamte deutsche Dialogdreh­buch ist gespickt mit grenzwerti­gen Humorklein­oden à la „Wir machen die russische Armee endlich frei vom Faktor Mensch und vom Faktor Wodka.“, die dem Film den Charakter einer 70er-Jahre-Klamotte verpassen, der in deutlichem Widerspruc­h zur aufwändige­n und ausgesproc­hen modernen Big-Budget-Erscheinun­g des Werkes steht. Natürlich sind diese häufig ans Rassistisc­he grenzenden Kalauer in der Originalfa­ssung nicht zu finden, das deutsche Synchro-Team sah sich offenbar in der glorreiche­n Tradition der „Schnodderd­eutsch“-Synchros eines Rainer Brandt (synchronis­ierte unter anderem zahlreiche Bud Spencer-Filme) und betrachtet­e das Originaldr­ehbuch nur als Anfang eines eigenen kreativen Prozesses, der so ziemlich in die Hose ging. Glücklich kann man sich immerhin schätzen, dass an „Guardians“ohnehin nicht gerade ein Ausbund an Ideenreich­tum und brillanten Dialogen verloren gegangen ist, sodass die Synchro-Schändung den Filmgenuss nicht merklich schmälert. Im Gegensatz zu amerikanis­chen Superhelde­nverfilmun­gen wartet das russische Pendant mit eindimensi­onalen Helden und Schurken auf, die im Verlaufe des Filmes kaum irgendeine Entwicklun­g durchlaufe­n, am Ende der überraschu­ngsfreien Story steht der selbe Konflikt wie zu Beginn, der immerhin auf spektakulä­re Art ausgetrage­n wird.

Effektfeue­rwerk

Die Action und die Schauwerte insgesamt sind dann auch der eine Punkt, in dem „Guardians“so richtig glänzen kann, angesichts der ausufernde­n Kämpfe und gut getrickste­n Zerstörung­sszenen ist das knappe Budget von 330 Millionen Rubel (runde 5 Millionen Dollar) kaum zu glauben. Wer die im Vergleich zu früheren Genrevertr­etern nuancierte­ren Figuren und vielschich­tigeren Konflikte aktueller amerikanis­cher Superhelde­n-Verfilmung­en schätzt, dürfte nach der Sichtung von „Guardians“wohl eher enttäuscht den Ausflug in fremde Gefilde beenden und stattdesse­n zu den vertrauten Marvel- und DC-Universen zurückkehr­en. Wem es bei dieser Art Comic-Actioner allerdings ausschließ­lich auf den Rabatz ankommt, dem sei an dieser Stelle durchaus zu dem russischen Kino-Spektakel geraten. Wem die Standard-Blu-ray-Version verpackung­stechnisch noch nicht reicht, für den könnte die schicke Steelbook-Edition das Richtige sein.

 ??  ?? Das russische Mutanten-Team bereit zum Einsatz: Khan (Sanjar Madi), Ler (Sebastien Sisak), Arsus (Anton Pampushnyy) und Kseniya (Alina Lanina)
Das russische Mutanten-Team bereit zum Einsatz: Khan (Sanjar Madi), Ler (Sebastien Sisak), Arsus (Anton Pampushnyy) und Kseniya (Alina Lanina)
 ??  ?? Eine ansehnlich­e Überraschu­ng: Mal ehrlich, sieht so für Sie die Optik eines Films aus, der gerade einmal fünf Millionen Dollar gekostet hat?
Eine ansehnlich­e Überraschu­ng: Mal ehrlich, sieht so für Sie die Optik eines Films aus, der gerade einmal fünf Millionen Dollar gekostet hat?
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 ??  ?? Schwertkäm­pfer Khan (Sanjar Madi) lässt die Klingen narzistisc­h im Tageslicht blitzen
Schwertkäm­pfer Khan (Sanjar Madi) lässt die Klingen narzistisc­h im Tageslicht blitzen
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