Guardians
Action/Science-Fiction
Im Zuge des Kalten Krieges entwickelt eine sowjetische Organisation namens „Patriot“eine Superheldentruppe, die die UdSSR gegen den bedrohlichen Feind USA verteidigen soll. Doch als sich die militärische Situation entspannt, verlieren die genmodifizierten Superhelden ihre Aufgabe und ziehen sich zurück. Jahrzehnte später taucht plötzlich eine vollkommen neue und unerwartete Bedrohung auf: Der Bösewicht Avgust Kuratov (Stanislav Shirin) droht Russland in Schutt und Asche zu legen. Erfolglos versucht das russische Militär seine gewaltige Armee von Klonen zu stoppen. Als die Situation immer auswegloser erscheint, gibt es plötzlich neue Hoffnung, mit der niemand mehr gerechnet hat. Über die Jahre fast vergessen, erheben sich die Superhelden und bekommen eine zweite Chance sich zu beweisen. Ler (Sebastien Sisak), der Erde und Gestein nach seiner Laune beherrschen kann, Arsus (Anton Pampushnyy), der sich in einen monströsen Bären verwandeln kann, Schwertkämpfer Khan (Sanzhar Madiyev), der mit seiner übermenschlichen Kraft zu einer gefährlichen Todesmaschine wird und die kampferprobte Kseniya (Alina Lanina), die nach Belieben ihr Erscheinungsbild manipulieren und einfach unsichtbar werden kann, stellen sich der dunklen Bedrohung.
Fragwürdige Synchro
Soweit, so dramatisch – Die deutsche Synchro des brandneuen Superhelden-Spektakels aus Russland legt die Handlung hingegen eher locker aus. Übeltäter Kuratov wird in einer Besprechung des Militärs zum Beispiel folgendermaßen beschrieben: „Er bekam unfassbare Kraft, er war unaufhaltsam, wie Durchfall nach altem Borschtsch. Und so sah er auch aus.“Das gesamte deutsche Dialogdrehbuch ist gespickt mit grenzwertigen Humorkleinoden à la „Wir machen die russische Armee endlich frei vom Faktor Mensch und vom Faktor Wodka.“, die dem Film den Charakter einer 70er-Jahre-Klamotte verpassen, der in deutlichem Widerspruch zur aufwändigen und ausgesprochen modernen Big-Budget-Erscheinung des Werkes steht. Natürlich sind diese häufig ans Rassistische grenzenden Kalauer in der Originalfassung nicht zu finden, das deutsche Synchro-Team sah sich offenbar in der glorreichen Tradition der „Schnodderdeutsch“-Synchros eines Rainer Brandt (synchronisierte unter anderem zahlreiche Bud Spencer-Filme) und betrachtete das Originaldrehbuch nur als Anfang eines eigenen kreativen Prozesses, der so ziemlich in die Hose ging. Glücklich kann man sich immerhin schätzen, dass an „Guardians“ohnehin nicht gerade ein Ausbund an Ideenreichtum und brillanten Dialogen verloren gegangen ist, sodass die Synchro-Schändung den Filmgenuss nicht merklich schmälert. Im Gegensatz zu amerikanischen Superheldenverfilmungen wartet das russische Pendant mit eindimensionalen Helden und Schurken auf, die im Verlaufe des Filmes kaum irgendeine Entwicklung durchlaufen, am Ende der überraschungsfreien Story steht der selbe Konflikt wie zu Beginn, der immerhin auf spektakuläre Art ausgetragen wird.
Effektfeuerwerk
Die Action und die Schauwerte insgesamt sind dann auch der eine Punkt, in dem „Guardians“so richtig glänzen kann, angesichts der ausufernden Kämpfe und gut getricksten Zerstörungsszenen ist das knappe Budget von 330 Millionen Rubel (runde 5 Millionen Dollar) kaum zu glauben. Wer die im Vergleich zu früheren Genrevertretern nuancierteren Figuren und vielschichtigeren Konflikte aktueller amerikanischer Superhelden-Verfilmungen schätzt, dürfte nach der Sichtung von „Guardians“wohl eher enttäuscht den Ausflug in fremde Gefilde beenden und stattdessen zu den vertrauten Marvel- und DC-Universen zurückkehren. Wem es bei dieser Art Comic-Actioner allerdings ausschließlich auf den Rabatz ankommt, dem sei an dieser Stelle durchaus zu dem russischen Kino-Spektakel geraten. Wem die Standard-Blu-ray-Version verpackungstechnisch noch nicht reicht, für den könnte die schicke Steelbook-Edition das Richtige sein.