Logan – The Wolverine
Nur wenige Schauspieler werden mit einer Rolle so stark in Verbindung gebracht wie Hugh Jackman mit Wolverine. Seit seinem ersten Auftritt in „X-Men“aus dem Jahr 2000 hat der Australier den Mutanten mit den Adamantium-Klingen verkörpert und ist dem Charakter treu geblieben. Genau 17 Jahre und rekordverdächtige neun Filmauftritte später verabschiedet sich Jackman in „Logan – The Wolverine“nun auf fulminante Weise von seiner Paradefigur. Und genau wie der Schauspieler, so hat auch seine Rolle im Laufe der Zeit mehr Facetten erhalten, die hier mal nicht unter schnellen Schnitten und massenhaft CGI begraben werden. „Logan“ist geerdeter, erwachsener und so charaktergetrieben wie fast kein anderer Film im Genre. Regisseur James Mangold hat aber nicht einfach nur eine sehr gute Comic-Verfilmung mit Marvel-Lizenz erschaffen, sondern einen schlicht genialen Film. Punkt. Das finale (?) Kapitel der Wolverine-Ära ist ein moderner, beinharter und hochemotionaler Noir-Western, der über die Genregrenzen hinaus zum Besten zählt, was man dieses Jahr im Kino zu sehen bekommen hat.
Spiel mir das Lied vom Tod
Handlungstechnisch entfernen sich die Macher von den bisherigen Comic-Wurzeln und nähern sich eher der achtteiligen „Old Man Logan“-Reihe an: In der nahen Zukunft sind Mutanten so gut wie ausgestorben und nur einige krude Comichefte erzählen von ihren Abenteuern. Der sichtlich gealterte Logan (Hugh Jackman) arbeitet mittlerweile als Chauffeur nahe der mexikanischen Grenze und kümmert sich um seinen Mentor Charles Xavier (Patrick Stewart), der an einer neurodegenerativen Krankheit leidet. Als eine Frau Logan eines Tages bittet, ihre Tochter Laura (Dafne Keen) gegen Bezahlung nach North Dakota zu bringen, gerät der ehemalige X-Man ins Visier einer Söldnertruppe der Firma Alkali-Transigen, die das Mädchen jagt. Denn wie sich heraus stellt, ist Laura kein einfaches Kind, sondern ein Klon, der aus Logans DNS kreiert wurde und als menschliche Waffe dienen soll. Logan beschließt daraufhin, mit Laura und Prof. X zur kanadischen Grenze zu fliehen – dort soll es einen Zufluchtsort für die letzten Mutanten geben.
Erbarmungslos
Die Science-Fiction-Anleihen von Filmen wie „Children Of Men“sind zwar nicht von der Hand zu weisen, doch „Logan“ist im Kern viel mehr an die alten Western angelehnt, in denen ein alter, einsamer Revolverheld ein letztes Mal ausreitet, um das Richtige zu tun. Mangold gestaltet diesen Ritt derart packend und actiongeladen, dass man nur wenig Zeit zum Luftholen bekommt. Die Kämpfe sind kraftvoll inszeniert und dabei stellenweise ultrabrutal, aber nie auf das blanke Spektakel ausgelegt, sondern werden immer organisch mit den Charakteren und ihrer Entwicklung verbunden. Doch zwischen all der harten Action und den beeindruckend gestalteten Verfolgungsjagden sind es am Ende eben doch die ruhigen Momente, die „Logan“zu etwas Besonderem machen und selbst hartgesottenen Filmfans eine kleine Träne entlocken werden. Ein riskanter Schritt für das eigentlich von Explosionen und Set-Pieces lebende Superhelden-Genre – aber einer, der sich ausgezahlt hat.
Dass das letzte Wolverine-Abenteuer diesen Weg so erfolgreich geht, liegt natürlich auch an Hugh Jackman, der eine der besten Leistungen seiner Karriere abliefert. Wie ein alter Löwe (oder in diesem Fall ein Vielfraß), der sich ein letztes Mal zum Kampf aufbäumt, so zeigt auch der Australier zum Schluss noch einmal, wie viel Emotionalität in seiner Figur schlummert. Patrick Stewart mimt seinen mächtigen Telepathen (auch zum letzten Mal) herzergreifend zerbrechlich, während Dafne Keen in ihrem Filmdebüt als wortkarger Wolverine-Klon eine würdige Nachfolge für Jackmans Rolle in kommenden „X-Men“-Filmen antritt. Ob die allerdings auf die selbe Art gemacht werden wie zuvor, darf bezweifelt werden. Denn „Logan“hat das Genre nachhaltig verändert und eindrucksvoll gezeigt, welche erzählerische Tiefe Superhelden-Stories haben können, wenn man sie eben nicht nur auf Effekthascherei und Popcorn-Kino-Qualität trimmt. Wer übrigens mehr als nur die reine Film-Disc haben möchte, die es ab dem 13.07. auf DVD, Blu-ray und UHD-Blu-ray geben wird, der sollte sich die limitierte Steelbook-Edition der Blu-ray anschauen, die zusätzlich eine Disc mit der schwarz-weißen „Logan Noir“-Version sowie über 90 Minuten Bonusfeatures (inklusive entfallener Szenen und einer Behind-The-Scenes Dokumentation) beinhalten wird.