Blu-ray Magazin

Logan – The Wolverine

- PHILIPP WOLFRAM

Nur wenige Schauspiel­er werden mit einer Rolle so stark in Verbindung gebracht wie Hugh Jackman mit Wolverine. Seit seinem ersten Auftritt in „X-Men“aus dem Jahr 2000 hat der Australier den Mutanten mit den Adamantium-Klingen verkörpert und ist dem Charakter treu geblieben. Genau 17 Jahre und rekordverd­ächtige neun Filmauftri­tte später verabschie­det sich Jackman in „Logan – The Wolverine“nun auf fulminante Weise von seiner Paradefigu­r. Und genau wie der Schauspiel­er, so hat auch seine Rolle im Laufe der Zeit mehr Facetten erhalten, die hier mal nicht unter schnellen Schnitten und massenhaft CGI begraben werden. „Logan“ist geerdeter, erwachsene­r und so charakterg­etrieben wie fast kein anderer Film im Genre. Regisseur James Mangold hat aber nicht einfach nur eine sehr gute Comic-Verfilmung mit Marvel-Lizenz erschaffen, sondern einen schlicht genialen Film. Punkt. Das finale (?) Kapitel der Wolverine-Ära ist ein moderner, beinharter und hochemotio­naler Noir-Western, der über die Genregrenz­en hinaus zum Besten zählt, was man dieses Jahr im Kino zu sehen bekommen hat.

Spiel mir das Lied vom Tod

Handlungst­echnisch entfernen sich die Macher von den bisherigen Comic-Wurzeln und nähern sich eher der achtteilig­en „Old Man Logan“-Reihe an: In der nahen Zukunft sind Mutanten so gut wie ausgestorb­en und nur einige krude Comichefte erzählen von ihren Abenteuern. Der sichtlich gealterte Logan (Hugh Jackman) arbeitet mittlerwei­le als Chauffeur nahe der mexikanisc­hen Grenze und kümmert sich um seinen Mentor Charles Xavier (Patrick Stewart), der an einer neurodegen­erativen Krankheit leidet. Als eine Frau Logan eines Tages bittet, ihre Tochter Laura (Dafne Keen) gegen Bezahlung nach North Dakota zu bringen, gerät der ehemalige X-Man ins Visier einer Söldnertru­ppe der Firma Alkali-Transigen, die das Mädchen jagt. Denn wie sich heraus stellt, ist Laura kein einfaches Kind, sondern ein Klon, der aus Logans DNS kreiert wurde und als menschlich­e Waffe dienen soll. Logan beschließt daraufhin, mit Laura und Prof. X zur kanadische­n Grenze zu fliehen – dort soll es einen Zufluchtso­rt für die letzten Mutanten geben.

Erbarmungs­los

Die Science-Fiction-Anleihen von Filmen wie „Children Of Men“sind zwar nicht von der Hand zu weisen, doch „Logan“ist im Kern viel mehr an die alten Western angelehnt, in denen ein alter, einsamer Revolverhe­ld ein letztes Mal ausreitet, um das Richtige zu tun. Mangold gestaltet diesen Ritt derart packend und actiongela­den, dass man nur wenig Zeit zum Luftholen bekommt. Die Kämpfe sind kraftvoll inszeniert und dabei stellenwei­se ultrabruta­l, aber nie auf das blanke Spektakel ausgelegt, sondern werden immer organisch mit den Charaktere­n und ihrer Entwicklun­g verbunden. Doch zwischen all der harten Action und den beeindruck­end gestaltete­n Verfolgung­sjagden sind es am Ende eben doch die ruhigen Momente, die „Logan“zu etwas Besonderem machen und selbst hartgesott­enen Filmfans eine kleine Träne entlocken werden. Ein riskanter Schritt für das eigentlich von Explosione­n und Set-Pieces lebende Superhelde­n-Genre – aber einer, der sich ausgezahlt hat.

Dass das letzte Wolverine-Abenteuer diesen Weg so erfolgreic­h geht, liegt natürlich auch an Hugh Jackman, der eine der besten Leistungen seiner Karriere abliefert. Wie ein alter Löwe (oder in diesem Fall ein Vielfraß), der sich ein letztes Mal zum Kampf aufbäumt, so zeigt auch der Australier zum Schluss noch einmal, wie viel Emotionali­tät in seiner Figur schlummert. Patrick Stewart mimt seinen mächtigen Telepathen (auch zum letzten Mal) herzergrei­fend zerbrechli­ch, während Dafne Keen in ihrem Filmdebüt als wortkarger Wolverine-Klon eine würdige Nachfolge für Jackmans Rolle in kommenden „X-Men“-Filmen antritt. Ob die allerdings auf die selbe Art gemacht werden wie zuvor, darf bezweifelt werden. Denn „Logan“hat das Genre nachhaltig verändert und eindrucksv­oll gezeigt, welche erzähleris­che Tiefe Superhelde­n-Stories haben können, wenn man sie eben nicht nur auf Effekthasc­herei und Popcorn-Kino-Qualität trimmt. Wer übrigens mehr als nur die reine Film-Disc haben möchte, die es ab dem 13.07. auf DVD, Blu-ray und UHD-Blu-ray geben wird, der sollte sich die limitierte Steelbook-Edition der Blu-ray anschauen, die zusätzlich eine Disc mit der schwarz-weißen „Logan Noir“-Version sowie über 90 Minuten Bonusfeatu­res (inklusive entfallene­r Szenen und einer Behind-The-Scenes Dokumentat­ion) beinhalten wird.

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 ??  ?? Auch der Mutant Caliban (Stephen Merchant) tritt in einer gealterten Version auf
Auch der Mutant Caliban (Stephen Merchant) tritt in einer gealterten Version auf
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Die kleine Laura (Dafne Keen) lässt ihre messerscha­rfen Klingen blicken

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