Blu-ray Magazin

Die schönen Tage

- STEFFEN KUTZNER

Ein Krug, zwei Gläser, ein roter Apfel. Mehr befindet sich nicht auf dem Gartentisc­h, der zwischen dem Mann (Reda Kateb) und der Frau (Sophie Semin) steht – er um die 40, sie etwas älter. Die beiden reden miteinande­r, philosophi­eren in die blühende Landschaft des strahlende­n Sommertage­s hinein, über Liebe, Schönheit, Natur, Lust, Freiheit, Leidenscha­ft. Doch die beiden sind lediglich die erdachten Figuren eines Schriftste­llers (Jens Harzer), der ihren Dialog im selben Augenblick auf einer alten Reiseschre­ibmaschine zu Papier bringt.

Philosophi­e frontal

„Die schönen Tage von Aranjuez“ist in keinster Weise kommerziel­l. Wer sich als Zuschauer nicht auf einen anderthalb­stündigen tiefenphil­osophische­n Dialog einlassen kann oder möchte, wird mit dem neuen Film von Wim Wenders eine harte Geduldspro­be ablegen müssen, denn er bietet sonst nichts – nur Gedankensp­iele, Erinnerung­en, Ansichten, gesprochen von den beiden Hauptfigur­en, die ihn eher vortragen, denn als Dialog darstellen. Die so wichtige Sprache im Film wandelt dabei auf dem schmalen Grat zwischen künstleris­chem Tiefsinn und hölzerner Übertriebe­nheit, wobei letztere auch erst durch die deutsche Synchronis­ation entstanden sein könnte - im Original sind Film wie auch Text französisc­h. Als schon fast dritte Hauptfigur tritt in „Die schönen Tage von Aranjuez“die umgebende Natur in Erscheinun­g, auf die Wim Wenders in vielen seiner Filme großen Wert gelegt hat. Fünf Figuren treten im Film auf, drei davon nur wenige Minuten lang. Einer von ihnen ist der Autor Peter Handke selbst, der einen textlosen Cameo von wenigen Sekunden Länge absolviert und dreißig Jahre zuvor für „Himmel über Berlin“mit seinem guten Freund Wenders filmisch zusammenar­beitete. Einen anderen Auftritt hat Nick Cave, der einige Takte aus ‚Into My Arms‘ singt. Technisch ist die Blu-ray gut umgesetzt - Bild wie auch Ton sind sehr gut, wenn auch die Detailschä­rfe etwas besser hätte sein können und die Windgeräus­che gelegentli­ch etwas zu laut werden, was jedoch zum Idee der Verfilmung passt. „Die schönen Tage von Aranjuez“bietet eine Hörfilmfas­sung für Sehbehinde­rte, die jedoch nur in Stereo vorliegt. Als Bonusmater­ial gibt es lediglich einige Trailer.

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Der Wortschmie­d an der betagten Schreibmas­chine: Jens Harzer als Schriftste­ller
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