Mein Blind Date mit dem Leben
Sali (Kostja Ullmann) hat, seit er 14 ist, nur ein Ziel: Hotelfachmann. Kurz vor dem Abitur erkrankt er jedoch an einem Augenleiden und verliert 95 % seiner Sehkraft. Nachdem er auf seine Bewerbungen nur Absagen bekommt, beschließt Sali, seine Behinderung zu verheimlichen und wird tatsächlich an einem der nobelsten Hotels des Landes als Auszubildender angenommen. Fortan muss er in der Küche arbeiten, an der Rezeption mit Kunden umgehen und mit fragilen Weingläsern auf Tabletts jonglieren, ohne dass jemand bemerkt, dass er nahezu blind ist.
Deutsche Komödien sind häufig bestenfalls mittelmäßig, aber „Mein Blind Date mit dem Leben“ist sehr spannend, leidenschaftlich erzählt und großartig konstruiert – definitiv einer der besten deutschen Filme der letzten Jahre, auch weil Kostja Ullmann der Rolle anscheinend mühelos so viel Format verleiht. Dass der Film so authentisch wirkt, liegt zum Teil daran, dass er auf wahren Ereignissen basiert, auch wenn diese zum Zweck der Dramaturgie natürlich ein Stück weit gestrafft wurden. Der ein wenig abschreckende Titel kommt von der schon vor acht Jahren veröffentlichten Autobiografie des realen Saliya Kahawatte. Trotz der relativ späten Einführung des Antagonisten und der knapp zwei Stunden Laufzeit bleibt „Mein Blind Date mit dem Leben“immer fesselnd und im gleichen Maße witzig wie tiefsinnig. Es wäre so einfach gewesen, eine effekthascherische Komödie aus der Geschichte zu machen, aber Regisseur Marc Rothemund hat es geschafft, aus dem Stoff einen Film zu machen, der unter die Haut geht und gleichzeitig leichtfüßig ist. Da sieht man auch gern über ein paar logische Lücken im Drehbuch hinweg.