Blu-ray Magazin

the CURSE of SLEEPING BEAUTY

- FALKO THEUNER

Ähnlich wie im gleichnami­gen grimmschen Märchen fiel anscheinen­d auch hier ein Mädchen in ein tiefes Koma, nachdem sie sich an einer Spindel stach. Doch in diesem Horror-Film, der das Märchen in die Gegenwart sowie ins Horror-Genre rückt, geht es immer wieder ums Erwachen.

Thomas (Ethan Peck) ist ein einsiedler­ischer Künstler, der keinen Fuß vor die Tür setzt und sogar jemanden dafür bezahlt, dass dieser für ihn einkauft. Warum dies so ist, kann keiner genau sagen, aber offenbar braucht Thomas jene Form der Einsamkeit, um seiner Kunst zu frönen. Allerdings hat er seit geraumer Zeit immer wieder diesen verstörend­en Traum, in dem er sich einem ägyptisch anmutenden, prunkvoll verzierten Bett mitten in einer Wüste nähert und die darin liegende, schlafende Schönheit (India Eisley) betrachtet. Überzeugt davon, dass sie wie im oben zitierten Märchen bei einem Kuss erwacht, versucht er sein Glück. Doch dann stört der Anblick einer geisterhaf­ten Villa immer wieder das amouröse Vorhaben, sodass der Träumer erwacht. Doch der Horror spitzt sich zu: Eine Schlafpara­lyse hält ihn auch nach dem Erwachen in Schach, da er in diesem Zustand zwischen Traum und Realität vollkommen bewegungsu­nfähig ist. Sein Körper schläft weiter, während sein Geist wach ist – eine unheimlich­e Vorstellun­g, wenn man bedenkt, dass sich jederzeit die quietschen­de Schlafzimm­ertür öffnen und etwas Unheimlich­es unter die Bettdecke schlüpfen könnte, ohne das Thomas die geringste Chance auf eine Flucht hätte. Aber jetzt scheint erst einmal alles wieder gut zu sein und er kann seinen Alltag, inklusive Besuch bei der Psychologi­n, weiter führen – bis sein Handy klingelt. Sein für Thomas unbekannte­r Onkel ist verstorben und hinterließ ihm „Kaiser Gardens“, ein Anwesen samt Villa, das seit Generation­en im Familienbe­sitz ist. Um das Rätsel zu lösen, was hinter der ominösen Botschaft steckt, verlässt Thomas doch noch sein trautes Heim und fährt schnurstra­cks zum besagten Anwesen.

Silent Hill

Dort angekommen, bricht er in das verlassene Herrenhaus ein und macht schlauerwe­ise genau das, wovon ihm sein verstorben­er Onkel in einem Brief unter allen Umständen abgeraten hat: „Betrete niemals die Räumlichke­iten unter dem Keller“. Zwar gelangt er nicht sofort in besagten Untergrund, aber bereits im Keller bemerkt Thomas eine fremde Präsenz, die ihn zu beobachten scheint. Doch das kann schon mal passieren, bei all den Schaufenst­erpuppen, die hier überall rum stehen. Und vielleicht war die Person an der Kellertür gerade eben ja auch nur die hübsche Maklerin Linda (Natalie Hall), die im Haus nach dem Verbleib ihres verschwund­enen Bruders sucht. Es ist schon ziemlich spannend zu sehen, wie gut es B-Movie-Horror-Regisseur Pearry Reginald Teo („Dead Inside“, „Dracula – Prince Of Darkness“) versteht, mit einem geringen Budget einen Film zu zaubern, der doch nach wesentlich mehr aussieht. Man kann über seine bisherige Arbeit sagen, was man will, aber „The Curse Of Sleeping Beauty“erweckt an keiner Stelle den Eindruck einer günstigen Produktion, da die Schauspiel­er, Kostüme, Schauplätz­e, die Ausstattun­g, das Monster-Make-up und auch die Inszenieru­ng alle recht hochwertig erscheinen und auch nichts wie eingespart erscheint. Im Gegenteil: Die Szenen entwickeln sich wie eine moderne Adaption des Videospiel­s „Silent Hill“und es werden Traumbilde­r gemalt, die an die Gothic-Fantasy eines Luis Royo erinnern.

Grimmiges Gothic-Märchen

Auch die Horror-Elemente sind gut getroffen, sodass die „Weeping Angels“-artigen Szenen, die auch aus einem „Doctor Who“für Erwachsene stammen könnten, ihre unheimlich­e Wirkung entfalten. Mit Bruce Davison, der in „Knight Rider“(2008), „Star Trek: Enterprise“und den ersten beiden „X-Men“-Filmen gleicherma­ßen mitgespiel­t hat wie in „Titanic II“, betritt ein „Van Helsing“-Charakter namens Richard die Bühne, der von Anfang an als väterliche­r Sympathiet­räger sowie als Handlungsm­otor funktionie­rt. Gleichwohl komplettie­rt der smarte Analyst Daniel (James Adam Lim) das Team der „Geisterjäg­er“, indem er mit seiner High-Tech-Ausrüstung ein wenig Matrix-Atmosphäre versprüht. Allerdings – und das ist der einzig wirkliche Wermutstro­pfen an diesem Film – erscheint das Ende des Streifens wie der Anfang eines hoch budgetiert­en Kino-Blockbuste­rs, als wäre „The Curse Of Sleeping Beauty“ein 89-Minütiger Prolog oder der erste Teil einer Trilogie, die möglicherw­eise nie erscheinen wird. Und das ist eigentlich schade, denn in Anbetracht des geringen Budgets handelt es sich visuell gesehen um ein atemberaub­endes Horror-Märchen.

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Thomas (Ethan Peck) ruht in Stacheldra­ht. Na dann frohes Erwachen

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