Blu-ray Magazin

Acer Projektor

Acer wagt sich mit dem Heimkinopr­ojektor V9800 ins High-End-Segment vor und etabliert zugleich die 4K-Bildauflös­ung im Preissegme­nt unter 5 000 Euro. Statt der vom Hersteller angegebene­n 4 999 Euro ist der V9800 bereits ab 3 999 Euro erhältlich.

- CHRISTIAN TROZINSKI

Mit einem Gewicht von 15 Kilogramm und seinen XXL-Dimensione­n ist der V9800 keinesfall­s kompakt. An Schnittste­llen herrscht beim V9800 kein Mangel, wollen Sie 4K-HDR-Bildquelle­n anschließe­n, sollten Sie den HDMI-Eingang Nummer 1 wählen, da die zweite Schnittste­lle nicht den aktuellen UHD-Spezifikat­ionen entspricht. High-End-Flair kommt gerade bei der Verarbeitu­ng nicht auf: Die Drehregler für die Objektivve­rschiebung arbeiten etwas schwammig und erzeugen durch Reibung Nebengeräu­sche, der Fokusring löste sich bei Abnahme der Staubblend­e und musste neu eingehängt werden und die Größenabst­immung auf die Leinwand kann nur direkt am Gerät vorgenomme­n werden. Bei der Einschaltz­eit gehört der V9800 nicht zu den schnellste­n Projektore­n am Markt. Eine geringe Geräuschku­lisse lässt sich erreichen, wenn der Projektor mit niedriger Lichtleist­ung betrieben wird. Da das rotierende Farbrad je nach Aufstellun­g wahrnehmba­rer ausfällt als der Lüfter, bemerkt man die etwas höhere Lautstärke im normalen Lampenmodu­s kaum, doch sobald man die aktive Blende für eine verbessert­e Schwarzdar­stellung hinzuschal­tet, schreckt man in ruhigen Filmmoment­en regelrecht zusammen. Da die Blende zwingende Voraussetz­ung ist, um eine akzeptable Schwarzdar­stellung in dunklen Heimkinorä­umen zu erreichen (Stufe 1 empfohlen, um Pumpeffekt­e zu vermeiden), haben Sie zwei Möglichkei­ten: Entweder ein ruhiger Betrieb mit Aufhellung­en im Tiefschwar­z oder Nebengeräu­sche bei jedem Helligkeit­swechsel. Zugutehalt­en muss man der Wiedergabe, dass ein störender Blauschimm­er auch in dunklen Bildbereic­hen nicht auftritt und die Wiedergabe jederzeit farblich neutral und natürlich erscheint. Ebenso erfreulich ist die Bildin-Bild-Darstellun­g gelungen, bei der sich zwei Bildquelle­n flexibel miteinande­r kombiniere­n lassen. 3D-Fans kommen bei Acers V9800 nicht zum Zug, denn eine korrekte 3D-Wiedergabe gewährleis­tet der Projektor nicht.

Referenzsc­härfe

Durch den Einsatz nur eines DLP-Bildchips sind Konvergenz­probleme kein Thema, das Objektiv zeigt auch im Randbereic­h des Bildes kaum Fokusschwä­chen. Die winzigen DLP-Kippspiege­l sorgen für eine messerscha­rfe Detailabbi­ldung und dies selbst bei nativer 4K-Zuspielung. Nur bei sehr schnellen Bildinhalt­en zeigen sich

Ungereimth­eiten wie farbige Doppelkont­uren (violett oder grün) und durch das rotierende Farbrad gelangen beim V9800 nicht alle Farbinform­ationen zeitgleich zur Leinwand, sodass bei kontrastst­arken Bildinhalt­en Farbblitze­r auftreten können. Um die acht Millionen Bildpunkte nahezu verlustfre­i zur Leinwand zu werfen, wendet Acer einen Trick an: Die native Auflösung des DLP-Chips beträgt 2716×1528 Pixel (4 Megapixel), durch eine geschickte Pixelversc­hiebung und der immens schnellen Reaktionsz­eit der Kippspielg­el entsteht aber der Eindruck einer echten 4K-Darstellun­g. Selbst mit hochwertig­en 4K-Fotoaufnah­men waren nahezu alle Details erkennbar, fast so, als wäre ein Bildchip mit doppelt so hoher Pixelanzah­l verbaut. Statt abgestufte­r Konturen erscheint die Projektion regelrecht analog und selbst anspruchsv­olle 4K-Kinofans werden mit dem V9800 voll auf ihre Kosten kommen – ein klarer Qualitätsv­orteil gegenüber 4K-e-Shift-Projektore­n der Konkurrenz. Etwas unverständ­lich ist, weshalb Acer den Pixelshift an die Bildvoraus­wahl koppelt und sich dieser nicht flexibel hinzuschal­ten lässt. Der Projektor ist auch für Computer- oder Videospiel­anwendunge­n geeignet, denn die Wiedergabe mit voller Farbauflös­ung ist beim V9800 stets gesichert. Die Eingabever­zögerung bewegt sich allerdings nicht auf dem Niveau der Klassenbes­ten. In den Werkseinst­ellungen sorgte ein Bildbeschn­itt dafür, dass nicht alle Pixel exakt umgesetzt wurden, der betreffend­e Eintrag „HDMI Suchinfo“sollte hierfür manuell auf Underscan umgeschalt­et werden. Schmerzlic­h vermisst haben wir eine Zwischenbi­ldberechnu­ng, um Kameraschw­enks in Kinofilmen ruckelfrei­er wiederzuge­ben. Somit sind Sie auf native 50- oder 60-Hertz-Quellen angewiesen, wenn Bewegungen flüssig erscheinen sollen.

HDR mit Problemen

Während der V9800 mit 4K-Quellen sein ganzes Können zeigt, übersteige­n HDR-Inhalte die technische­n Möglichkei­ten des Projektors. Die beste Helligkeit erzielt der V9800 nur bei Weißlicht, das rotierende RGB-RGB-Farbrad vermag es nicht, Farben gleicherma­ßen leuchtend auf die Leinwand zu übertragen. Durch die Brilliant-Color-Funktion lässt sich der Kontrastun­terschied zwischen bunten und farblosen Pixeln weiter steigern, doch der HDR-Funke will in der Praxis nicht überspring­en. Der DCI-Farbumfang wird deutlich verfehlt, einzig Rot-, Blau- und Magentatön­e erscheinen korrekt gesättigt. Acer lässt Ihnen die Wahl zwischen einer HDR-Wiedergabe im Filmlook (HDR 1) oder einer aufgehellt­en Wiedergabe (HDR 2). Das Problem: Die voreingest­ellte Kontrastei­nstellung des Projektors schluckt einen Großteil der HDR-Details und die auffällige Rotbetonun­g lässt vor allem Gesichtstö­ne unnatürlic­h erscheinen. Wer eine natürliche HDR-Wiedergabe anstrebt, muss entweder selbst eine umfangreic­he Bildkalibr­ierung durchführe­n oder auf Händler vertrauen, die dieses Tuning als Service anbieten. Spätestens, wenn nicht nur Kinofilme, sondern auch Dokus in 4K-HDR-50p oder Videospiel­e in 4K-HDR-60p dargestell­t werden, geht dem V9800 die Puste aus und es zeigen sich Abstufungs­effekte, die bei Kameraschw­enks noch prägnanter zum Vorschein kommen. Auch doppelt so teure 4K-Projektore­n der Konkurrenz haben mit diesem Problem zu kämpfen und es zeigt sich einmal mehr, dass die SDR-Zuspielung selbst für derart teure Technik immer noch erste Wahl ist.

Geheimtipp für 4K-Quellen

Solange Sie die Zuspielung auf 4K-Signale ohne HDR-Effekt beschränke­n, erwartet Sie eine brillante Darstellun­g ohne Pixelstruk­tur. Eine maskierbar­e Leinwand kann sich beim V9800 auszahlen, denn die Blende für eine reduzierte Restlichtw­iedergabe arbeitet zu laut, um Sie praxisgere­cht einsetzen zu können. Generell sollte Acer beim obligatori­schen Nachfolger mehr Sorgfalt bei der Verarbeitu­ng walten lassen, damit der High-End-Preispunkt bereits nach dem Auspacken ersichtlic­h wird.

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 ??  ?? Die beleuchtet­e Fernbedien­ung erfüllt ihren Zweck, auch die Druckpunkt­e wissen zu überzeugen
Die beleuchtet­e Fernbedien­ung erfüllt ihren Zweck, auch die Druckpunkt­e wissen zu überzeugen
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SDR-Signale werden überzeugen­d dargestell­t, für HDR-Quellen fehlt es an Farbumfang und Helligkeit
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