For The Love of Spock
Eine Vater-Sohn-Geschichte, die nicht nur Star-Trek-Fans bewegt
Als Leonard Nimoy am 27. Februar 2015 starb, steckte er mitten in den Dreharbeiten für einen neuen Film. Dieses Projekt hatte ihm jedoch kein Agent vermittelt; und es gab auch kein Drehbuch. Adam Nimoy, sein Sohn, damals 58 Jahre alt, hatte ihm die Idee präsentiert, zum Jubiläum von „Star Trek“eine Dokumentation über Mr. Spock zu drehen. Leonard Nimoy war sofort begeistert – vermutlich aber nicht nur wegen der Idee an sich, sondern weil es eine späte Möglichkeit war, Vater-Sohn-Momente zu erschaffen, die es vorher nur sehr selten gegeben hatte. Tatsächlich hatten Leonard und Adam Nimoy jahrelang praktisch keinen Kontakt gehabt.
Mr. Spock vs. Leonard Nimoy
Weshalb Vater und Sohn kein gutes Verhältnis hatten, ist eine Schlüsselfrage der Dokumentation „For The Love Of Spock“, die die Rekonstruktion des väterlichen Lebens jedoch keineswegs sentimental im Vordergrund stellt. Natürlich ist der Film auch eine emotionale Aufarbeitung des Vater-Sohn-Konflikts, aber dabei handelt es sich eher um eine unvermeidliche Inhärenz – denn Leonard Nimoy ist nunmal Spock und der eine kann ohne den anderen nicht dargestellt werden. Chronologisch erzählt Adam Nimoy durch Verwandte, Freunde und Kollegen, wie sein Vater von Boston nach Los Angeles zog, heiratete, zwei Kinder bekam und finanzielle Schwierigkeiten hatte. Bevor er eine der ikonenhaftesten Figuren der Science Fiction überhaupt verkörperte, musste Leonard Nimoy jeden Job annehmen, den er bekam. Vor der Kamera waren es nur Nebenrollen, die ihn nie länger als zwei Wochen beschäftigten. Abseits des Film- und Fernsehgeschäfts verkaufte er Aquarien, Snacks und Tiefkühltruhen, arbeitete als Taxifahrer, Hausmeister, Eisverkäufer und in einer Tierhandlung. Schon zuvor hatte er sein Verkaufstalent einsetzen müssen, um überhaupt nach Los Angeles zu kommen, denn seine Eltern, ein Friseur und eine Hausfrau, waren entschieden gegen seinen Berufswunsch und strichen ihm jegliche finanzielle Unterstützung. Nimoy verkaufte Staubsauger, um sich das Zugticket leisten zu können.
Nicht nur für Trekkies sehenswert
Woher kommt der Vulkanier-Gruß und was bedeutet er? Warum waren Spocks Ohren in der Pilotfolge noch spitz und später abgerundet? Und wie kam es, dass „Star Trek“-Schöpfer Gene Roddenberry für die Besetzung seiner Serie niemand spezifischen im Kopf hatte, außer Nimoy für Mr. Spock – obwohl der zu diesem Zeitpunkt ein völlig Unbekannter war? Details wie diese werden in „For The Love Of Spock“beantwortet. Allerdings schafft es Adam Nimoy, seiner Dokumentation einen universellen Charakter zu geben. Letztlich geht es im Film nicht um die Nimoys oder „Star Trek“, sondern um das Phänomen Spock, um die – im doppelten Wortsinn – Rolle des Außenseiters und deren überraschenden Erfolg, denn niemand glaubte an „Star Trek“; Schauspielkollegen von Nimoy rieten ihm dringend, diese alberne Rolle mitsamt den spitzen Ohren abzulehnen. Aber Mr. Spock wurde ein Erfolg, gerade weil er als innerlich zerrissener Außenseiter das Publikum ansprach. Wegen dieses Phänomens einerseits und der eingeflochtenen Rekonstruktion des verlorenen Vaters andererseits ist „For The Love Of Spock“nicht nur für „Star Trek“-Fans sehenswert.