Blu-ray Magazin

For The Love of Spock

Eine Vater-Sohn-Geschichte, die nicht nur Star-Trek-Fans bewegt

- STEFFEN KUTZNER

Als Leonard Nimoy am 27. Februar 2015 starb, steckte er mitten in den Dreharbeit­en für einen neuen Film. Dieses Projekt hatte ihm jedoch kein Agent vermittelt; und es gab auch kein Drehbuch. Adam Nimoy, sein Sohn, damals 58 Jahre alt, hatte ihm die Idee präsentier­t, zum Jubiläum von „Star Trek“eine Dokumentat­ion über Mr. Spock zu drehen. Leonard Nimoy war sofort begeistert – vermutlich aber nicht nur wegen der Idee an sich, sondern weil es eine späte Möglichkei­t war, Vater-Sohn-Momente zu erschaffen, die es vorher nur sehr selten gegeben hatte. Tatsächlic­h hatten Leonard und Adam Nimoy jahrelang praktisch keinen Kontakt gehabt.

Mr. Spock vs. Leonard Nimoy

Weshalb Vater und Sohn kein gutes Verhältnis hatten, ist eine Schlüsself­rage der Dokumentat­ion „For The Love Of Spock“, die die Rekonstruk­tion des väterliche­n Lebens jedoch keineswegs sentimenta­l im Vordergrun­d stellt. Natürlich ist der Film auch eine emotionale Aufarbeitu­ng des Vater-Sohn-Konflikts, aber dabei handelt es sich eher um eine unvermeidl­iche Inhärenz – denn Leonard Nimoy ist nunmal Spock und der eine kann ohne den anderen nicht dargestell­t werden. Chronologi­sch erzählt Adam Nimoy durch Verwandte, Freunde und Kollegen, wie sein Vater von Boston nach Los Angeles zog, heiratete, zwei Kinder bekam und finanziell­e Schwierigk­eiten hatte. Bevor er eine der ikonenhaft­esten Figuren der Science Fiction überhaupt verkörpert­e, musste Leonard Nimoy jeden Job annehmen, den er bekam. Vor der Kamera waren es nur Nebenrolle­n, die ihn nie länger als zwei Wochen beschäftig­ten. Abseits des Film- und Fernsehges­chäfts verkaufte er Aquarien, Snacks und Tiefkühltr­uhen, arbeitete als Taxifahrer, Hausmeiste­r, Eisverkäuf­er und in einer Tierhandlu­ng. Schon zuvor hatte er sein Verkaufsta­lent einsetzen müssen, um überhaupt nach Los Angeles zu kommen, denn seine Eltern, ein Friseur und eine Hausfrau, waren entschiede­n gegen seinen Berufswuns­ch und strichen ihm jegliche finanziell­e Unterstütz­ung. Nimoy verkaufte Staubsauge­r, um sich das Zugticket leisten zu können.

Nicht nur für Trekkies sehenswert

Woher kommt der Vulkanier-Gruß und was bedeutet er? Warum waren Spocks Ohren in der Pilotfolge noch spitz und später abgerundet? Und wie kam es, dass „Star Trek“-Schöpfer Gene Roddenberr­y für die Besetzung seiner Serie niemand spezifisch­en im Kopf hatte, außer Nimoy für Mr. Spock – obwohl der zu diesem Zeitpunkt ein völlig Unbekannte­r war? Details wie diese werden in „For The Love Of Spock“beantworte­t. Allerdings schafft es Adam Nimoy, seiner Dokumentat­ion einen universell­en Charakter zu geben. Letztlich geht es im Film nicht um die Nimoys oder „Star Trek“, sondern um das Phänomen Spock, um die – im doppelten Wortsinn – Rolle des Außenseite­rs und deren überrasche­nden Erfolg, denn niemand glaubte an „Star Trek“; Schauspiel­kollegen von Nimoy rieten ihm dringend, diese alberne Rolle mitsamt den spitzen Ohren abzulehnen. Aber Mr. Spock wurde ein Erfolg, gerade weil er als innerlich zerrissene­r Außenseite­r das Publikum ansprach. Wegen dieses Phänomens einerseits und der eingefloch­tenen Rekonstruk­tion des verlorenen Vaters anderersei­ts ist „For The Love Of Spock“nicht nur für „Star Trek“-Fans sehenswert.

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 ??  ?? Leonard Nimoy war nahezu untrennbar mit seiner Kultrolle verbunden
Leonard Nimoy war nahezu untrennbar mit seiner Kultrolle verbunden
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Der erste Captain Kirk, William Shatner, verhindert­e einst einen Kuss zwischen Spock und Uhura
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