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THE PROMISE DIE ERINNERUNG BLEIBT

Es gibt Filme, die sind wahre Herzenspro­jekte. „The Promise – Die Erinnerung bleibt“des Oscar-prämierten Regisseurs Terry George ist so ein Exemplar, das ab sofort im Kino zu sehen ist. Das packende Historiend­rama über den Armenische­n Genozid ab 1915 vere

- PHILIPP WOLFRAM

Der Film, dessen Drehbuch lose auf dem nie umgesetzte­n Skript „Anatolia“von Robin Swicord basiert, versetzt den Zuschauer nach Konstantin­opel (heute Istanbul) im Jahr 1914: Kurz nach seiner Verlobung mit einer jungen Frau aus seinem Heimatdorf reist der armenische Apotheker Mikael (Oscar Isaac) dank einer großzügige­n Mitgift in die Hauptstadt des Osmanische­n Reiches, wo er sein Medizinstu­dium beginnen wird. Durch gute Kontakte zur politische­n Elite des Landes trifft der angehende Arzt zufällig auf die Pariser Künstlerin Ana (Charlotte Le Bon), die ebenfalls armenische Wurzeln hat. Mikael verliebt sich Hals über Kopf in die wunderschö­ne Frau, doch Ana ist bereits mit dem amerikanis­chen Fotojourna­listen Chris Myers (Christian Bale) liiert, der in Konstantin­opel für die Associated Press arbeitet. Nichtsdest­otrotz erwidert Ana die Gefühle des jungen Apothekers und es entspinnt sich eine verhängnis­volle Dreiecksbe­ziehung. Als dann aber der Erste Weltkrieg ausbricht und im Osmanische­n Reich die systematis­che Vertreibun­g aller Armenier beginnt, trennen sich ihre Wege auf brutale Art und Weise. Während Mikael in einem Gefangenen­lager im Taurus-Gebirge Zwangsarbe­it leisten muss, setzen sich die politisch engagierte­n Ana und Chris für die Emigration armenische­r Kinder in sichere Nachbarlän­der ein.

Eine echte Herzensang­elegenheit

Als Mikael aus dem Camp fliehen kann und sich auf die Suche nach seiner vertrieben­en Familie begibt, trifft er in den Wirrungen des Krieges erneut auf Ana und Chris. Aber seit ihrer Trennung hat sich vieles verändert und alle drei müssen plötzlich um ihr Überleben fürchten. Die gesamte, 90 Millionen Dollar teure Produktion von „The Promise“wurde allein vom 2015 verstorben­en, armenisch-stämmigen US-Geschäftsm­ann Kirk Kerkorian finanziert. Der milliarden­schwere Investor hatte bereits Zeit seines Lebens mehr als eine Milliarde Dollar für caritative Zwecke in Armenien gespendet und wurde dafür 2004 mit der höchsten zivilen Auszeichnu­ng des Landes geehrt. Der von ihm produziert­e Film wurde größtentei­ls in Portugal, Malta und Spanien gedreht und war die letzte Anstrengun­g von Kerkorian, den Genozid an seinem Volk öffentlich anzusprech­en. Und das zeigte nach der Weltpremie­re auf dem Toronto Filmfest 2016 sogar in Hollywood Wirkung: Zahlreiche Prominente, darunter Leonardo Di Caprio und der Musiker Elton John, rührten die Werbetromm­el für das Historiend­rama und riefen dazu auf, sich das filmisch toll aufgearbei­tete Stück Zeitgeschi­chte anzusehen. Von Kritikern wurde der Film dabei für seine historisch­e Akkuratess­e und die herausrage­nden schauspiel­erischen Leistungen gelobt.

Der Hintergrun­d

Bereits vor dem US-Kinostart im April ist der Film zu einem echten Politikum geworden. Denn selbst 102 Jahre nach dem versuchten Völkermord ist dies immer noch ein Thema, über das nicht gerne gesprochen wird: Ausgehend von den Machthaber­n des Jungtürkis­chen Reiches, wurden alle ethnischen Armenier aus der Türkei vertrieben oder bei Massakern und durch die Folgen einer Hungersnot getötet. Die Opferzah- len schwanken stark, reichen aber von 300000 bis eineinhalb Millionen getöteten Armeniern. Die Anerkennun­g des Genozids beschäftig­t die Weltpoliti­k bis heute. In Deutschlan­d wurde erst 2016 eine Mitschuld des Deutschen Kaiserreic­hes an den Massenmord­en eingestand­en und eine entspreche­nde Resolution im Bundestag verabschie­det. Regisseur Terry George, der mit dem preisgekrö­nten Drama „Hotel Ruanda“(2004) bereits einen Film über das Thema Völkermord gedreht hat, ruft die Geschehnis­se in „The Promise“mit zum Teil sehr eindringli­chen Bildern wieder in das kollektive Gedächtnis.

Hollywoods Elite in Bestform

Gerade Oscar-Gewinner Christian Bale („The Dark Knight“) und Oscar Isaac („Star Wars - Das Erwachen der Macht“) glänzen in ihren lebendig gespielten Rollen als rechtschaf­fender Journalist und aufopferun­gsvoll kämpfender Mediziner. Charlotte Le Bon, die seit Jahren zwischen französisc­hen Filmen wie „Yves Saint Laurent“und US-Produktion­en wie „Operation Anthropoid“wechselt, braucht sich hinter ihren Hollywood-Kollegen aber nicht zu verstecken und verleiht ihrer Figur stets das nötige emotionale Gewicht. Vereint durch die behutsame Regie von Terry George, liefern alle drei Schauspiel­er teilweise echte Charakters­tudien ab und machen „The Promise“zu einem spannenden und gleichzeit­ig anspruchsv­ollen Film, dessen Intentione­n zu einer historisch­en und politische­n Aufklärung nobler nicht sein könnten. Der Film ist ab sofort im Kino zu sehen.

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Drei Schicksale, die miteinande­r verwoben sind: Künstlerin Ana (Charlotte Le Bon), Apotheker Mikael (Oscar Isaac) und Journalist Chris (Christian Bale)
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