KINGSMAN 2 THE GOLDEN CIRCLE
Sie sind erstklassig ausgebildet, finden in brenzligen Situationen stets einen Ausweg und haben darüber hinaus auch noch ein unfassbares Gespür für Stil und Mode. Die Rede ist selbstverständlich von „Kingsman“! Die geheime Agentenvereinigung aus der Comic
Agentenfilme gibt es wie Sand am Meer. Einige setzen auf humoristische Konzepte („Codename U.N.C.L.E.“), manche sogar auf vollendeten Slapstick („Austin Powers“) und wieder andere schlagen eher ernstere Töne an („Die Bourne Identität“). Mutter, nein, Vater aller Gentleman-Agentenfilme ist natürlich kein geringerer als Ian Flemings Bond, James Bond. Im Auftrag seiner britischen Majestät und des MI6 haben über die Jahrzehnte hinweg etliche Darsteller den 007-Legendenstatus vorangetrieben. Doch ähnlich wie die Aufzählung der möglichen Stilelemente von Agentenfilmen ist es auch der Bond-Reihe im Verlauf der letzten Jahre ergangen. Von ursprünglich humorvollem Skriptdesign und interessanten wie auch fantastisch wirkenden Bösewichten, geht es spätestens seit Daniel Craigs Bond-Verkörperung für die Reihe in immer ernstere Gefilde. Das Genre scheint festgefahren zu sein, haben doch etliche Filmemacher schon so ziemlich alles Erdenkliche aus der Agentenidee herausgekitzelt. Doch gerade, wenn man darauf wartet, dass der nächste Bond-Film vielleicht mal wieder etwas Abwechslung und Charme mitbringen kann, kommt Matthew Vaughn um die Ecke. Der selbsternannte Agentenjünger und größte Fan der frühen Bond-Filme gehört zu jenen Filmemachern, die auf ihrem Werdegang stets von einem eigenen Ausflug ins Agenten-Genre träumen. Mit der Realisierung des „Kingsman“-Stoffes erfüllte sich der Brite nicht nur einen Kindheitstraum, sondern setzte gleichzeitig neue Maßstäbe für Agentenfilme als solche, aber auch das Action-Genre insgesamt. Mit rasanten, unwirklich, aber ebenso realistisch anmutenden Kamerafahrten, etlichen Seitenhieben auf das verrostete Genre und Stereotypen sowie einem unglaublich sympathischen Cast hat sich Vaughn umso mehr in den Fokus gerückt. Gerade die Verpflichtung für die Rolle des Eggsy überraschte die Filmwelt, setzte der Regisseur und Drehbuchautor bei seiner zentralen Hauptrolle doch auf ein vollkommen unbeschriebenes Blatt. Neben Schauspielgrößen wie Colin Firth, Michael Caine, Samuel L. Jackson und Mark Strong konnte Taron Egerton vor seiner „Kingsman“-Zeit eigentlich kaum international Prägnantes oder Relevantes vorweisen. Der 27-Jährige Waliser aus der Stadt mit dem längsten und unaussprechlichsten Namen der Welt trat zuvor neben einer größeren Rolle in „Testament Of Youth“nur im britischen Fernsehen auf, konnte dort in Vaughns Augen glücklicherweise aber sein enormes Talent unter Beweis stellen. Seitdem häufen sich die Jobangebote für den Waliser, was ihm jüngst die Hauptrolle im „Robin Hood“-Reboot und einen ungemein pointiert gemimten „Eddie The Eagle“-Auftritt verschaffte. Und natürlich spielt er nun in Matthew Vaughns erster (!) Film-Fortsetzung überhaupt mit. VOM COMIC INS KINO
Auch wenn der britische Regisseur schon vor einiger Zeit deutlich gemacht hat, dass sein zweiter „Kingsman“-Streich wenig bis gar nichts mit den Comics zu tun haben wird, lohnt sich dennoch der Blick auf das Ur-Werk. Denn auch wenn Matthew Vaughn ein vollends eigenständiges Skript verfasst und in Szene gesetzt hat, dürfte der Einfluss der Comic-Grundlage wohl kaum vollständig verloren gegangen sein. Doch wer steckt eigentlich hinter der Geheimagentenliga mit Wortwitz, Coolness und wundervoll handgemachter Action? Mindestens einer der beiden Autoren der nach nur einem Leinwandauftritt bereits legendären „Kingsman“-Reihe dürfte auch über diese hinaus in Kennerkreisen ein Thema sein: Mark Millar hat neben seiner Kollaboration mit Dave Gibbons etliche weitere, großartige Comicreihen erschaffen, die beinahe allesamt bereits für die Kinoleinwand adaptiert wurden. Ob „Kick-Ass“, „Wanted“oder eben nun „Kingsman“: Wo Mark Millar draufsteht, ist meist unverkennbare Qualität sowie ein Schuss erfrischend andersartige, rotzfreche Anarchie enthalten. Doch auch seine One-Shots und Mini-Reihen für die ach so verfeindeten Comicrivalen Marvel und DC haben bei Fans weltweit Anklang gefunden.
Co-Autor Dave Gibbons ist ebenfalls ein recht vielbeschriebenes Blatt, hat in der jüngeren, wie auch älteren Vergangenheit bereits für unterschiedliche Autoren als Grafikkünstler fungiert und ist dem geneigten Comic-Freund vor allem durch seine Zusammenarbeit mit Alan Moore am bildgewaltigen „Watchmen“-Epos ein gern gesehener Name geworden. Kein Wunder also, dass der erste „Kingsman“-Auftritt ein solcher Erfolg wurde. Wie Neuzugang Channing Tatum jüngst bei der Comic-Con-Präsentation in San Diego treffend formulierte, ist Regisseuer Matthew Vaughn ein wahrer Film-Punk. Jede seiner filmischen Konzeptionen legt wenig bis gar keinen Wert auf gängige Konzepte oder Genregrenzen. Er testet sich und die Filmwelt wie auch das internationale Publikum wieder und wieder auf Ecken und Kanten und wird daher oft ganz treffend mit visionären Regiekünstlern wie Guy Ritchie oder Edgar Wright verglichen, wobei er in seiner noch jungen Vita als Regisseur ausschließlich großartige Filme zu verbuchen hat. Dabei schreibt er auch jedes Mal mindestens am Drehbuch mit, was seinen Werken eine unverkennbare Handschrift verleiht. Und das lässt sich auch sehr gut an seinem neuesten Streich „Kingsman – The Golden Circle“erkennen.
OXFORDS, NICHT BUDAPESTER
Nach dem Finale des ersten Films haben sich die Reihen der Kingsman gelichtet. Nun ist es an Gary „Eggsy“Unwin (Taron Egerton), Roxy aka Lancelot (Sophie Cookson) und Merlin (Mark Strong), der neuen Gefahr gegenüberzutreten, die nicht zuletzt das Hauptquartier (armer Ex-Dumbledore-Darsteller Michael Gambon, sein Auftritt ist nicht der längste, aber immerhin stilvoll) und die „Kingsman“-Vereinigung selbst ins Visier nehmen soll. „Neue Feinde, alte Probleme“ist also das Motto. Um den neuen Schurken – Pardon, die neue Schurkin – zu stoppen, muss sich das Trio jedoch auf die Hilfe von „Statesman“verlassen. Das US-amerikanische Gegenstück zu „Kingsman“scheint dabei denselben Ursprung zu haben, obgleich die beiden Vereinigungen optisch und stilistisch eher wenig miteinander verbindet. Die britischen Gentlemen kommen stets in maßgeschneiderten Anzügen und abgesehen von Raufbold Eggsy mit vornehmer, fast royaler Ausdrucksweise daher, während sich die Cowboys von „Statesman“lieber ihren selbstgebrauten Bourbon schmecken lassen, mit Lassos und extravaganten Revolvern hantieren und sich gerne mal im Ton vergreifen. Aber hey, Alkohol ist immerhin mainstreamkonformer als maßgeschneiderte Anzüge für den Gentleman von heute. Vaughn spielt auch hier mit gängigen, landesbezogenen Stereotypen, die er geschickt in etliche urkomische Situationen zwischen beiden Agentenverbindungen einfließen lässt. Gemeinsam mit dem Lasso schwingenden Whiskey (Pedro Pascal), Revolverheld Tequila (Channing Tatum), IT-Girl Ginger (Halle Berry) und Statesman-Kopf Champagne (Jeff Bridges) muss sich „Kingsman“nach mörderischen Handyfrequenzen also nun einer Hamburger-Revolte stellen. Klingt merkwürdig? Das mag vielleicht sein, aber nicht sehr viel mehr als ein lispelnder, wie ein Hip-Hop-Künstler angezogener und Blut und Gewalt verachtender Samuel L. Jackson, der mit kostenlosen Sim-Karten die Menschheit auf brutalste Weise dezimieren will. Dass das zu einhundert Prozent funktioniert hat, dürfte als Argument für diese doch etwas überkandidelte Schurkenwahl und Idee der Machtübernahme für sich selbst stehen. Vaughn selbst ließ bereits in einer Szene des ersten Films humoristisch und selbstpersiflierend durchsickern, wie vernarrt er in noch so weit hergeholte Handlungen, fast lächerlich überspitzte Schurken und ebenso unwirkliche Helden ist – ein Element, das in früheren Bond-Filmen mal Gang und Gäbe war. Logisch also, dass der Mann im zweiten „Kingsman“nicht auf ein solches heiß geliebtes Element verzichten mag.
MARTHA STEWART AUF CRACK
Nach „The Secret Service“kommt nun also „The Golden Circle“– So einfach die formelle Betitelung auch wirken mag, steckt auch die Filmidee zum Sequel wieder voller unglaublicher Ideen. Es lässt sich beispielsweise der Beititel auf unterschiedlichste Art interpretieren, weshalb damit gewiss nicht nur ein besonders erlesener Kreis
aus Menschen gemeint ist, sondern ein Element, das Poppys Schergen aus einem ganz bestimmten Grund auf die Brust gesetzt wird. Und ja, selbst Urin im Schnee könnte als „Goldener Kreis“bezeichnet werden, was zum ungezogenen Ton der Filmreihe passen würde. Schließlich spielt ein Teil der Handlung fast schon genretypisch in den verschneiten Alpen Italiens. All den herausragenden Schauspielgrößen und kreativen Storyelementen voran sticht wohl vor allem wieder der schurkische Antagonist als besonders „anders“heraus. Julianne Moore ist der überraschendste namhafte Neuzugang des „Kingsman“-Universums und brilliert ersten Stimmen zufolge in ihrer Darbietung der abstrus konstruierten Poppy. Die traumtanzende New-Age-Philosophin, zugleich aber auch einflussreichste und gefährlichste Drogendealerin aller Zeiten lebt in ihrer ganz eigenen Welt, die sie mitten in den Ruinen von Angkor Wat nach 50er-Jahre-Vorbild erschaffen hat. Poppy hängt irgendwie fest in ihrer Vision der goldenen Ära Amerikas und sieht geheime Agentenvereinigungen als Teilwurzel des Bösen an. Natürlich hätte sie mit lediglich ausgedienter 50er-Jahre-Technik kaum Möglichkeiten, der hoch entwickelten Kingsman/Statesman-Maschinerie zu begegnen. „Glücklicherweise“ist sie futuristischen High-End-Technologien gegenüber jedoch ebenso wenig abgeneigt und so nutzt Poppy diverse Robotermodelle für die Umsetzung ihrer Machtübernahmepläne: FastFood und Überzuckerung gegen eine bessere Welt. Man freue sich z.B. auf Robo-Hunde und auf Eggsys Ex-Kameraden Charlie, der nun mit abgefahrenen, gepimpten Arm-Prothesen angreift. Getreu dem Motto „Die besten Schurken wären eigentlich halbwegs akzeptabel, wenn sie nicht so verrückt wären“schraubt sich Poppy samt gleichnamigem American Diner und Nanotechnologie von Übermorgen wohl direkt in die oberen Gefilde der verrückten Oberschurken. Dass Vaughn für sein zweites Kingsman-Abenteuer eine weibliche Schurkin gewählt hat, spricht erneut für sein kreatives Ideenspiel. In der Geschichte des Agentenfilms standen, wie jeder weiß, ähnlich wie Prinzessin Tilde von Schweden zum Ende des ersten „Kingsman“, die Frauen stets nur unter einem Love-Interest-Stern und verkörperten diese meist als belanglose Stereotypen. Wo er im ersten Teil schon mit der Idee der Frau im Agentenfilm spielte und neben der blonden Prinzessin die starke Roxanne „Roxy“Morton platzierte, tritt nun eine wahre Powerfrau mit unbekannten Möglichkeiten auf den Plan. Doch genau wie Samuel L. Jacksons Valentine ist auch Julianne Moores Poppy trotz klarer Vorstellungen und Ideologie stets unberechenbar, was die Besucher der diesjährigen Comic Con in San Diego bereits in einer sehr erinnerungswürdigen Fleischwolf-Szene bezeugen konnten. Fans und Experten waren seit der Ankündigung der Fortsetzung, welche just nach dem Erfolg des Kinostarts bereits feststand, gespannt darauf, wie und ob der britische Regisseur an die Brillanz des lispelnden Bekämpfers globaler Erwärmung anknüpfen könnte. Allem Anschein nach ist ihm das wohl mehr als gelungen. Wenn man bedenkt, dass Julianne Moore eigentlich eher für ihre einneh- menden Darstellungen in Dramen und Tragikomödien bekannt ist, scheint auch ihre Besetzung als besonders interessant und ungewöhnlich.
DER AMERIKANISCHE TRAUM
Wenn wir schon bei der Besetzung sind: Zum britischen Ensemble gesellen sich noch vier weitere, amerikanische Superstars, deren Teilnahme an dem Projekt gewiss auch mit dem Erfolg des ersten Films zu tun hat. Neben der wundervollen Halle Berry, die natürlich eine großartige Schauspielerin ist, vor allem aber wohl aufgrund ihrer Bond-Girl-Vergangenheit überhaupt erst in den Fokus gerückt ist, sorgt die britisch-amerikanische Manpower für eine explosive Mischung. Jeff Bridges kommt als Chef von „Statesman“daher und wirkt dank seiner raubeinigen Präsenz seit jeher wie der geborene Anführer. Seit den beiden „Jump Street“-Reboots steht auch Channing Tatum ganz hoch im Kurs, hat er doch spätestens
dort seine schauspielerischen Qualitäten unter Beweis stellen können. Pedro Pascal hingegen ist wohl vor allem Serienfans ein Begriff, da er in den letzten Jahren Haupt- und Nebenrollen in Formaten wie „The Mentalist“, „Game Of Thrones“und zuletzt „Narcos“ausfüllte. Die Variabilität all dieser Serienbeispiele zeigt dabei, wie divers der US-Amerikaner mit chilenischen Wurzeln agieren kann. Hinzu kommt, dass es aus amerikanischer Sicht wohl keinen lässigeren Agententypen geben könnte, als Pascals Springseil, äh Lasso schwingenden Cowboy. Besonders die intellektuell und artikulatorisch so unterschiedlichen Gesprächsakte zwischen „Kings-“und „Statesman“werden für etliche Lacher und urkomische, wenn auch pointierte Zwischensequenzen sorgen.
DIE NEUEN RITTER DER TAFELRUNDE
Neben all den großen Namen hinter den „Kingsman“-Kulissen schafft es eine Figur dank immer wiederkehrender Zentralisierung und brillanten Spiels, den Fokus auf sich selbst zu halten und dem Zuschauer eine gewisse Nahbarkeit zu vermitteln. Taron Egertons Eggsy ist in „The Golden Circle“endlich vollwertiges Mitglied des Kingsman-Verbunds und tritt somit in bisher nicht näher bekannte Fußstapfen. Dabei muss er theoretisch aber jemandes Platz einnehmen, wird doch der Titel eines jeden Mitglieds im Stile der berühmten Tafelrunde des Arthus-Hofs nach dem Ableben eines Agenten stets weitervergeben. Da Harry „Galahad“Hart die Konfrontation mit Valentine entgegen aller Vernunft jedoch überlebt zu haben scheint, ist dieser Platz keineswegs vakant. Andererseits trägt Harry über seinem smarten Anzug nun eine Wildlederjacke und einen Cowboy-Hut, weshalb er wohl an einem anderen Tisch einen Platz eingenommen zu haben scheint, was ihm eher einen alkoholischen Codenamen zusichern dürfte.
Dabei wirkt die Konzeption der Charakterzüge Eggsys und die Form der Prüfungen in „The Secret Service“stark wie eine Hommage an die ersten Schritte Agent Js in „Men In Black“. Ähnlich wie Will Smiths Figur in der Sci-Fi-Komödie ist auch Eggsy ein frecher Querdenker, der sich entgegen aller Normen und Regeln auch gerne mal durch die Grauzone bewegt, um erfolgreich zu sein. Zwischen all den möglichen „Kingsman“-Nachfolgern von Elite-Unis und aus gutem Hause sticht Eggsy stets heraus. Spätestens wenn er sich bei der Hundewahl für einen Mops entscheidet, da er diesen für einen Bulldoggen-Welpen hält, sind alle Sympathien bei dem lässig-frechen Cockney-Bubi. Vaughn und Egerton schaffen es dabei, den Rüpel aus schlechten Verhältnissen gekonnt gut dastehen zu lassen, was man dem Charakter auch auf Anhieb abkauft. Eggsy wächst dem Zuschauer Minute für Minute ans Herz. Während seines Werdegangs bei der Kingsman-Prüfung behält der Zuschauer stets das bedrückende Schicksal des jungen Protagonisten im Hinterkopf, das den Verlust seines Vaters in jungen Jahren und den sozialen Absturz seiner Mutter in die finanzielle Abhängigkeit eines Cockney-Gangsterbosses umfasst. Und so schafft der engagierte Ex-Marinekadett es schließlich, „Kingsman“von sich zu überzeugen und entgegen aller Widrig-
keiten gegen die Topkandidaten der Auswahlprüfungen zu bestehen. Nachdem er nun Teil des britischen Geheimdienstes ist, dürfte die weitere Charakterentwicklung Eggsys ungemein interessant werden, zumal sein früherer Arbeitgeber nun nicht mehr existiert. Hoffentlich bleibt er auch in „The Golden Circle“der scharfzüngige Langfinger, den die Kingsman-Fans so sehr lieben – Hände weg von Harry Harts Schirm, Eggsy!
MANIEREN MACHEN UNS ZU MENSCHEN
Trailer, Teaser und zuletzt auch das Zusammentreffen der gesamten Hauptbesetzung bei der San Diego Comic Con verrieten dem interessierten Cineasten, was nicht von wenigen als unnötiger Spoiler bezeichnet wird. Die Rede ist natürlich von Colin Firths Rückkehr in das „Kingsman“-Universum, in dem er einen der größten und (zumindest im Film) sympathischsten „Kingsman“mimte. Aus bekannten Gründen mittlerweile ausgestattet mit einer schmucken Augenklappe, wird Harry „Galahad“Hart also wieder mit von der Partie sein, wobei nicht klar ist, wie er den tödlichen Schuss ins Auge überleben konnte. Spielt vielleicht Valentines Blutphobie eine entscheidende Rolle? Ist der wiederbelebte Harry nur ein „Terminator“-ähnlicher Roboter mit Menschenhaut? Wurde er durch Nanotechnologie geheilt? Handelt es sich gar um den bösen Zwilling Galahads? Und was zum Henker hat es mit seinem neuen Faible für Schmetterlinge auf sich? Fragen über Fragen, die erst mit dem neuen Kinofilm beantworten werden. Harry entwickelte sich in der ersten Hälfte von „The Secret Service“schnell zur Vaterfigur und zum Mentor für Eggsy und ist Gentleman durch und durch. Das Fehlen in der zweiten Hälfte des Films konnte Eggsy zwar fast im Alleingang grandios auffangen, jedoch wäre eine Fortsetzung ohne den charmanten Briten eigentlich undenkbar gewesen. Ihm war in Teil eins die vielleicht rasanteste und schwarzhumorigste Actionszene aller Zeiten vergönnt, die zwischen all den grandiosen Momenten des Films wohl am intensivsten nachhallte. Die hochdynamische Umsetzung Vaughns kreativer Gedankenwelt in Szenen wie besagtem Kirchenmassaker hat neue Maßstäbe gesetzt und die Messlatte für „The Golden Circle“natürlich relativ hoch gehängt.
KINGSMAN 3?
Ersten Stimmen zufolge soll zumindest eine Verfolgungsjagd, wie wir sie noch nie erlebt haben, an die grandiose Dynamik des ersten Films anknüpfen können. Auch der Hinweis auf eine der Pubschlägerei aus „The Secret Service“ähnliche Kampfszene deutet darauf hin, dass der zweite Film ein ähnliches Tempo vorlegen wird. Nach Colin Firth und natürlich Taron Egerton freuen sich viele Freunde des britischen Gangsterfilms insbesondere auf den ebenso charmanten wie kernigen Mark Strong. Neben all den großen Schauspiellegenden beider Nationen wird der u.a. in Deutschland aufgewachsene Brite in Beschreibungen des Films oftmals hintangestellt. Auch wenn seine Rolle in „The Golden Circle“wohl ebenfalls etwas kleiner ausfallen wird, dürfte jede seiner Minuten auf der großen Leinwand wieder insgeheim für die Güte des Films entscheidend sein. Natürlich werden „Kingsman“und „Statesman“vereint Poppy keine Chance bei ihrem Versuch geben, die Weltherrschaft an sich zu reißen. Wie genau sich die beiden Agententeams, die wohl unterschiedlicher nicht sein könnten, gegen Poppys unberechenbaren Chaos-Mix aus 50er-Jahre-Nostalgie und hochentwickelter Robotertechnik durchsetzen werden, sehen wir ab dem 28. September im Kino. Sollte der Film ein Erfolg werden, wird es sicherlich einen dritten Teil geben, den hoffentlich auch wieder Matthew Vaughn umsetzen wird. Schließen wir nun mit den Worten, die Harry seinem Schützling Eggsy einst nahelegte: „Der Name eines Gentlemans sollte nur dreimal in der Zeitung erscheinen: bei seiner Geburt, der Vermählung und dem Tod.“Oh, Verzeihung, da haben wir wohl etwas übertrieben … Es sei denn, es kommt in diesem Film zur Heirat oder zum Ableben …