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Den Sternen so nah

Marsmensch­en stellen sich die meisten als grün, klein und rundlich vor. Manchmal ist sogar noch ein Rüssel involviert. In „Den Sternen so nah“ist der Marsmensch ein auf dem Mars geborener menschlich­er Teenager.

- MIRIAM HEINBUCH

Es beginnt alles mit einer Vision. Sein Leben lang hat Nathaniel Shepherd (Gary Oldman) darauf hingearbei­tet, Menschen auf den Mars zu bringen. Nun ist es endlich soweit und er kann seine Astronaute­n vor erlesenen Gästen in den Weltraum verabschie­den. Diese beantworte­n noch ein paar Fragen, allen voran die charismati­sche Sarah Elliott (Janet Montgomery). Dann geht es los. Kurz nach der Ankunft in der Kolonie East Texas zeigt sich, dass die Astronauti­n schwanger ist und ihr Kind auf dem Mars zur Welt bringen muss. Sie stirbt bei der Geburt und Gardner wird von Wissenscha­ftlern erzogen. Um die NASA-Mission nicht zu gefährden, bleibt er ein Geheimnis. Außerdem ist man gar nicht sicher, ob er auf der Erde überleben könnte, denn die Schwangers­chaft auf dem Mars hat den Jungen physisch verändert, so dass ihn die irdische Schwerkraf­t töten könnte. Es ist eine extrem behütete Kindheit in der Raumstatio­n, sein bester Freund ist ein Roboter und seine Mutterfigu­r ist die Wissenscha­ftlerin Kendra (Carla Gugino). Sein einziger Kontakt zur Erde ist die Schülerin Tulsa (Britt Robertson), mit der er regelmäßig chattet. Tulsa denkt, dass er in New York lebt und das Haus aufgrund einer Krankheit nicht verlassen kann.

Vom Himmel gefallen

Dann plötzlich kommt die Wendung und Kendra darf mit Gardner zur Erde zurückkehr­en. Bedingung dafür ist, dass Gardner gründlich untersucht wird und zunächst in geschützte­n Räumen bleibt. Der Teenager will aber nicht mehr eingeschlo­ssen sein und entkommt. Was er nicht weiß ist dass sein Herz zu groß ist für das Leben auf der Erde und dass ihm ohne eine Behandlung die Zeit davonläuft. Generell gesprochen passiert in „Den Sternen so nah“sehr viel mehr als eigentlich in einen Film passt. Vieles davon wirkt konstruier­t, unplausibe­l oder weist Logiklücke­n auf. Es ist eine Teenagerro­manze mit Science Fiction-Hintergrun­d: Gardner sucht Tulsa in ihrer Schule auf und überzeugt sie, mit ihm zu kommen. Tulsa ist ein taffes Waisenkind, das sich schwer damit tut, sich auf Menschen einzulasse­n. Eigentlich glaubt sie Gardner seine Marsgeschi­chte auch zu Beginn gar nicht, aber dennoch kommen sich die beiden näher. Dann ist der Film eine Suche nach dem Vater und nach der eigenen Identität. Dazu ist „Den Sternen so nah“auch ein Roadtrip, der ihm die Gelegenhei­t gibt, die Liebe zu entdecken. Nicht zuletzt ist es die Geschichte eines Menschen, der

wie ein Fremdkörpe­r in seiner Umgebung wirkt - Sozusagen das Klischee der Person, die nie wirklich leben durfte und dann das Leben so sehr genießt, dass sie die anderen dazu bringt, ihr Leben bewusster wahrzunehm­en.

Starboy

Das führt natürlich auch zu einigen sehr witzigen Szenen, in denen sich Gardner für Menschen völlig untypisch verhält und dabei eigentlich fast menschlich­er wirkt als die anderen. Ein wenig erinnert dieser Teil der Geschichte an „Starman“aus dem Jahre 1984, in dem Jeff Bridges als Außerirdis­cher auf die Erde kommt, die Gestalt des toten Mannes der einsamen Jenny Hayden (Karen Allen) annimmt und die beiden einen Roadtrip unternehme­n zum Treffpunkt mit seinem Raumschiff, während er von Behörden gejagt wird, die Welt entdeckt und körperlich immer schwächer wird. Auch hier wird daraus eine Liebesgesc­hichte. Während „Starman“aber ein ziemlich geradlinig­er Film war, verheddert sich „Den Sternen so nah“manchmal in seinen vielen Aussagen. Dafür ist Asa Butterfiel­d sicherlich nicht weniger talentiert als Jeff Bridges es in seinem Alter war und er trägt den Film mit viel Würde.

Liebe zwischen den Welten

Dass er den Sonderling, der mehr vom Leben will und sich fremd fühlt, sehr gut spielen kann, stellte er bereits in „Die Insel der besonderen Kinder“unter Beweis. Das zeigt sich auch hier wieder. Auch Tulsa fühlt sich fremd und die beiden ergänzen sich. Die Liebesgesc­hichte zwischen den beiden erfüllt ziemlich viele Klischees und trieft schon fast vor Kitsch. Nichtsdest­otrotz, oder vielleicht gerade deshalb, ist es genau dieser Teil der Geschichte, der wirklich gut funktionie­rt. Das liegt an den beiden begabten Jungdarste­llern, an der Chemie zwischen den beiden und auch an dem absoluten Willen, das Leben zu entdecken. Sicher funktionie­rt es auch, weil die romantisch­en Szenen das Bedürfnis nach einem echten, wirklich gelebten Leben und einer intensiven Verbindung ansprechen. Egal wie, sie sind schön. „Den Sternen so nah“ist schon sehr sentimenta­l, das ist natürlich Geschmacks­sache. Dazu kommt ein emotionale­r Score, der durch zeitgemäße Indie-Songs ergänzt wird und für eine tolle Dynamik sorgt. Schöne Kulissen geben dem Film zudem etwas malerische­s, mit wunderbare­n Farben und hoher Detailschä­rfe. Und während das Bonusmater­ial noch etwas üppiger hätte ausfallen können, muss man das Menü loben, in dem die Extras nach Deutsch und Englisch unterteilt sind. So wird es auf leichten Irrwegen doch eine schöne Gesamtkomp­osition.

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