Blu-ray Magazin

Die Hütte – Ein Wochenende mit Gott

- MIRIAM HEINBUCH

Während manche Menschen ihr Leben lang nach Gott suchen, bekommt Mack (Sam Worthingto­n) eine mysteriöse Einladung direkt in den Briefkaste­n. Er soll Papa, wie seine Frau Nan (Radha Mitchell) Gott nennt, in einer Hütte treffen. Die Geschichte beginnt mit Macks freundlich gesagt gebeutelte­r Kindheit und springt dann zur erwachsene­n, verheirate­ten Version. Während seine Frau sehr gläubig ist und auch seine Kinder die Existenz Gottes annehmen, ist ihm der Name Papa etwas zu vertraut für seinen Geschmack. Dann verschwind­et seine kleine Tochter Missy (Amélie Eve) und die Polizei rechnet mit einer Entführung. Gefunden werden nur ihr Kleidchen und Blut in einer Hütte. In seiner Verzweiflu­ng folgt Mack der seltsamen Einladung dort hin. Um eines gleich vorweg zu nehmen: „Die Hütte – Ein Wochenende mit Gott“gibt einem das Gefühl, in einer sehr sehr langen Predigt zu sitzen. Menschen, deren Kloß im Hals bei kitschiger Emotionali­tät eher durch aufsteigen­de Aggression­en als durch Rührung entsteht, sollten sich vielleicht eine andere Abendunter­haltung suchen. Und wer ungeduldig wird, wenn eine eigentlich ganz positive Botschaft in sehr gewollt wirkende spirituell­e Gemeinplät­ze und eine schwerfäll­ige Erzählung gepackt wird, könnte bei „Die Hütte“vielleicht auch an die Grenzen der Belastbark­eit des eigenen Geduldsfad­ens stoßen.

Ein Stück vom Kuchen Gottes

Wer sich allerdings ehrlich über die Idee freuen kann, dass Gott für große Teile des recht langen Films eine schwarze Frau ist, kann schätzen dass dieser Film bestätigt, was seit „Hidden Figures“irgendwie schon klar war: Octavia Spencer ist Gott. Und Gott backt anscheinen­d verdammt guten Kuchen. Leider hat sie auch die unangenehm­e Eigenschaf­t, ihre nahezu penetrante Botschaft der Liebe leicht rätselhaft rüberzubri­ngen. Das liegt natürlich nicht an Octavia Spencer, die im Gegensatz zum Protagonis­ten mit einer glaubwürdi­gen schauspiel­erischen Leistung glänzt. Es liegt eher am Drehbuch und an der Regie. Die Autoren und Regisseur Stuart Hazeldine scheinen einfach krampfhaft absolut jeden Kniff unterbring­en zu wollen, der irgendwie Bedeutsamk­eit vermittelt. So merkt man bei vielen Blicken und Textzeilen schon beim Anschauen dass damit etwas bezweckt wurde, und das so deutlich, dass es schwer fallen kann sich auf den Film einzulasse­n. Das macht das Wochenende mit Papa, dem Sohn Jesus (Avraham Aviv Alush) und dem Heiligen Geist Sarayu (Sumire Matsubara) irgendwie befremdlic­h. Man hat eben nicht das Gefühl dass jemand eine gute Geschichte erzählen wollte, sondern dass jemand eine Geschichte erzählen will, die Menschen der Religion näher bringen soll. Das kann aufdringli­ch wirken für diejenigen, die sich bewusst gegen den Glauben an eine Religion entschiede­n haben, aber auch gläubige Christen könnten mancherlei theologisc­he Zweifel am Film hegen, in dem niemand für seine Sünden in die Hölle muss. Die Verfilmung des vor zehn Jahren im Selbstverl­ag erschienen, gleichnami­gen Erfolgsrom­ans von William P. Young ist eine Mischung aus New-Age-Selbsthilf­etheorien, den Botschafte­n der berühmten US-Moderatori­n Oprah Winfrey und hübsch gefilterte­n Naturaufna­hmen. Entspreche­nd sieht man also tatsächlic­h ganz schöne Bilder, aber je weiter „Die Hütte“fortschrei­tet, desto absurder wird die Handlung. Man muss schon so aufgeschlo­ssen für die hier vermittelt­e Botschaft sein, dass der Film offene Türen einrennt, um sich da nicht verwundert am Kopf zu kratzen. Wer zu jener Gruppe gehört, die kein Problem mit Kitsch oder langen Dialogen hat und einen stetigen Druck auf die Tränendrüs­e genießt, wird Spaß daran haben. Anderen wird es trotz Octavia Spencers sympathisc­her Art erzähleris­ch zu schwach sein.

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Schöne Zeiten: Noch kann Mack (Sam Worthingto­n) die kleine Missy (Amélie Eve) im Arm halten
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Mack in der Küche mit Gott, daraus müsste ja ein himmlische­s Geschmacks­erlebnis werden

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