Blu-ray Magazin

Bon Voyage, ihr Idioten!

- PHILIPP WOLFRAM

Basierend auf der Romanvorla­ge des Novelliste­n Titus Popovici spielt der Film in einer rumänische­n Kleinstadt zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs. Als eines Tages ein deutscher Soldat ermordet aufgefunde­n wird, drohen die Nazi-Besatzer damit, die zehn ranghöchst­en Gemeindemi­tglieder hinzuricht­en, falls sich der Schuldige nicht bis zum Morgengrau­en stellt. Eines der potentiell­en Opfer ist der Dorfpriest­er Johanis (Harvey Keitel), der zusammen mit den anderen Stadtobere­n einen perfiden Plan ersinnt, den französisc­hstämmigen Erster-Weltkriegs-Veteran und Dorftrotte­l Ipu (Gérard Depardieu) davon zu überzeugen, sich schuldig zu bekennen. Und der naive Einfaltspi­nsel scheint sogar dazu bereit zu sein, allerdings unter der Bedingung, dass er sein Heldenbegr­äbnis bereits vorher selbst einmal miterleben darf. Das Probe-Begräbnis ist einer der wenigen Momente im Film, der das Gefühl von Absurdität und Überhöhung wunderbar einfängt. Wenn das Dorf in einer Nacht-und-Nebel-Aktion in der Kirche zusammen kommt und der tölpelhaft­e Ipu im Sarg seiner Totenrede lauscht und sein eigenes Grab aussucht, dann ist das schon zum Schmunzeln. Doch leider nimmt sich der Film sonst viel zu ernst, um wirklich als Farce zu unterhalte­n. Zudem hat Dreyers Film trotz kurzer Laufzeit noch einige Längen. Der größtentei­ls rumänische Cast ist dafür bemüht, eine ordentlich­e Leistung abzuliefer­n. Auch Depardieu hat einige gute Momente – vor allem in den Szenen mit Bogdan Iancu als Ipus 11-jähriger Kumpel Alex. Nur Harvey Keitel kommt immer etwas steif daher.

Bon Voyage, Menschlich­keit!

Das Genre der Farce ist ein mittlerwei­le selten bespieltes Feld im Filmbusine­ss geworden. Mit modernen und gleicherma­ßen prominente­n Ausnahmen wie „Burn After Reading“von den Coen-Brüdern oder der „Hangover“-Trilogie kommt es nur noch selten vor, dass das Absurde und Überzeichn­ete seinen erfolgreic­hen Weg auf die Leinwand findet. Der rumänische Regisseur Bogdan Dreyer versuchte es 2013 mit „Bon Voyage, ihr Idioten!“, scheiterte allerdings an der selbst gesteckten Aufgabe. Sein satirisch angehaucht­er Film über Heuchelei, Kleinbürge­rlichkeit und menschlich­e Heimtücke trifft zwar manchmal den richtigen Ton, schafft es sonst aber kaum, weder übertriebe­n komödianti­sch noch herzergrei­fend emotional zu werden. Auch die beiden Hollywood-Schwergewi­chte Gérard Depardieu und Harvey Keitel können daran nichts ändern. Im Gegenteil, denn zeitweise fragt man sich, ob die beiden wissen, in was für einer Art Film sie da eigentlich mitspielen. Soviel schon einmal vorweg: Eine waschechte Farce ist es nicht. Technisch ist „Bon Voyage, ihr Idioten!“solide. Die natürliche Lichtstimm­ung sorgt für mediterran­e Farben und auch die Schärfe geht in Ordnung. Etwas zu starke Kontraste und schwache Schwarzwer­te trüben den Eindruck. Die Dialoge sind stets klar und zentral abgemischt, während die Musik-Untermalun­g eher unauffälli­g bleibt.

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 ??  ?? Filmvetera­n Gérard Depardieu als Kriegsvete­ran Ipu, der am liebsten mit seinem kleinen Kumpel Alex unterwegs ist und sich für die Stadtobere­n opfern soll
Filmvetera­n Gérard Depardieu als Kriegsvete­ran Ipu, der am liebsten mit seinem kleinen Kumpel Alex unterwegs ist und sich für die Stadtobere­n opfern soll
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 ??  ?? Der junge Alex (Bogdan Iancu) übernimmt unfreiwill­ig die Rolle der Stimme der Vernunft
Der junge Alex (Bogdan Iancu) übernimmt unfreiwill­ig die Rolle der Stimme der Vernunft
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