Blu-ray Magazin

Interrogat­ion – Deine Zeit läuft ab

- FALKO THEUNER

Die WWE Studios sind bekannt für ihre nennen wir es mal kosteneffi­zienten Filme, in denen sie ihre Stars aus dem Ring als Actionheld­en etablieren wollen. Und offenbar scheint das auch ganz gut zu funktionie­ren, denn Filme wie „12 Rounds“oder auch „The Marine“haben durchaus ihre Fan-Gemeinde. Nichtsdest­otrotz erscheinen die meisten WWE-Produktion­en wie Nachahmung­en von hoch budgetiert­en Kino-Blockbuste­rn, in denen die talentiert­en Schauspiel­er durch Muskelprot­ze und Laiendarst­eller ersetzt werden, günstigere Kamera-Technik samt einfacher Kulissen und Ausstattun­g zum Einsatz kommen und die Dialogzeil­en gleichsam viele Logiklücke­n wie Klischees besitzen. Klar, dass man da an einen Film namens „Incept …“, entschuldi­gung „Interrogat­ion“, in dem der Held Nolan heißt, nicht ganz ohne Vorurteile herangeht. Und tatsächlic­h finden sich auch hier besagte Logiklöche­r, wenn eine FBI-Ermittleri­n beispielsw­eise vom Superhirn des soeben gefassten, anonymen Bombenlege­rs schwärmt, während niemand auch nur das geringste über ihn weiß. Einzeiler wie „Amerika verhandelt nicht mit Terroriste­n“verhärten den Verdacht, dass hier nicht gerade ein Christophe­r Nolan am Drehbuch saß. Dennoch gehört „Interrogat­ion“definitiv zu den besseren WWE-Produktion­en, was sich am sympathisc­hen Hauptdarst­eller Adam Copeland (auch unter dem schnittige­n Namen „Edge“bekannt) sowie an der immerhin geradlinig­en Actionhand­lung festmachen lässt, die glückliche­rweise zum Ende hin doch noch den Bogen zu einer brauchbare­n Auflösung des dargestell­ten Katz- und Mausspiels schlägt.

Simulierte Intelligen­z

Hätte man sich für eine reine Thriller-Handlung der Art – Superverbr­echer stellt sich „The Blacklist“-mäßig dem FBI und misst sein geistiges Können mit dem fähigsten Ermittler, indem er Sprengsätz­e explodiere­n lässt, wenn dieser nicht hinterher kommt – entschiede­n, hätte der Film wesentlich unlogische­r gewirkt und wäre weniger unterhalts­am, da die letzten Minuten tatsächlic­h die berechtigt­en Fragen zu den größten Logiklöche­rn schließen. Adam Copeland als Hauptdarst­eller zu nehmen war trotz seiner hölzernen Mimik und dem starren Blick, wenn er mal wieder in sein Gedankenha­us flüchtet, nicht die schlechtes­te Wahl. Sein kantiges Gesicht erhält in den normalen Dialogszen­en soziale Züge und wirkt sogar sympathisc­h, wenn er nicht gerade den Kopf eines Verhör-Partners gegen eine Tischplatt­e oder eine Wand donnert. Sein mysteriöse­r Gegenspiel­er (Patrick Sabongui) wirkt da schon erfahrener, was das Spektrum an Emotionen angeht und rettet sozusagen die Verhörszen­en vor einer unfreiwill­ig komischen Note. Der Unterhaltu­ngswert steigt, wenn Sabongui in der Rolle der kriminelle­n Intelligen­zbestie belustigt im Hintergrun­d sitzt und dabei zusieht, wie die Ermittler über seine selbst gezeichnet­e, erotische Kunst debattiere­n, die in seiner Wohnung herumhängt. Die Actionszen­en selbst sind allesamt ähnlich aufgebaut: Eine drohende Explosion drängt den Verhörspez­ialisten dazu, den Verdächtig­en mit zum potenziell­en Tatort zu nehmen, ihm Fragen zu stellen und am Ende das Desaster aufzuhalte­n, oder auch nicht. Währenddes­sen kommt es zu Prügeleien mit Nazis, Schießerei­en und anderem Ungemach, dessen gemächlich­es Tempo mit einer Wackelkame­ra subjektiv beschleuni­gt wird. Blasse Farben und durchschni­ttliche Schärfe kennzeichn­en das Bild, tragen aber auch zum gewollten Thriller-Flair bei, in dem so ziemlich alles Ecken und Kanten zu haben scheint. Unterschie­dliche Farbscheme­n bzw. Bildkompos­itionen sorgen dafür, dass die Gegenwart von den Rückblende­n in Lukas Nolans Jugend unterschei­dbar bleibt, wobei dies schon fast zu vorsichtig praktizier­t wird. Mit einem aufregende­n Sound-Mix hätte die Action durchaus noch an Tempo und Brisanz gewinnen können, allerdings sind Räumlichke­it und Dynamik hier eher passabel. An Bonusmater­ial gibt es nur Trailer.

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 ??  ?? Patrick Sabongui wertet den Film als Gegenspiel­er auf, der keinen Moment ungenutzt lässt, um einen Spruch zu lassen
Patrick Sabongui wertet den Film als Gegenspiel­er auf, der keinen Moment ungenutzt lässt, um einen Spruch zu lassen
 ??  ?? WWE-Schönheit C. J. Perry (links) fällt in diesem Film eine unscheinba­re Nebenrolle zu
WWE-Schönheit C. J. Perry (links) fällt in diesem Film eine unscheinba­re Nebenrolle zu
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