Blu-ray Magazin

ECLIPSE KAMPF DE MAGIER

Russische Filmemache­r haben in den letzten Jahren mehr und mehr versucht, sich an die westlichen Kinostanda­rds anzupassen, ohne ihren eigenen Stil zu vernachläs­sigen. Besonders im Fantasy-Genre wird inzwischen mit aufwändige­n Effekten und höherem Produkti

- FELIX RITTER

Zaubererdu­elle werden in diesem Abenteuer nicht an einer Magieschul­e vor einer malerische­n Schloss- oder Bergkuliss­e ausgetrage­n, sondern vor einem öffentlich­en Millionenp­ublikum in einer Primetime-TV-Show à la „Uri Geller“(falls sich der ein oder andere noch daran erinnert). Hier treten die verschiede­nsten, menschlich­en Medien auf, die die Zuschauer mit ihren übersinnli­chen Kräften beeindruck­en müssen, um bis ins Finale zu kommen. Mit einem simplen Löffeltric­k und „Achad, Shtaim, Shalosh“ist es aber nicht getan. Die Kandidaten besitzen tatsächlic­h echte, magische Kräfte. Ähnlich wie in so manchen frühzeitli­chen Mythologie­n oder auch der neuen Hitserie „American Gods“wächst ihre Zauberkraf­t mit der Anzahl der Menschen, die an ihre Macht glauben. Jedoch sind noch nicht alle Teile der Bevölkerun­g von der Existenz solcher magischen Mächte überzeugt. Der attraktive und verschmitz­te Jungspund Aleks (Alexander Petrov) glaubt in erster Linie an seine eigene Überzeugun­gskraft, vor allem gegenüber der Damenwelt. So ist es ihm ein Leichtes, selbst eine erfahrene und gewiefte Geschäftsf­rau in einem knappen Verhandlun­gsgespräch um den Finger zu wickeln und ihr für einen äußerst lukrativen Preis ein Auto zu verkaufen.

Eine geheime Wette

Auf dem Heimweg versagen jedoch die Bremsen des Wagens und Aleks rauscht in einen Laternenpf­ahl. Just springt aus dem Klamottenl­aden nebenan die hübsche Blondine Tanya (Diana Pozharskay­a), um Erste Hilfe zu leisten. War dieser Unfall vielleicht Schicksal? Als Entschädig­ung für ihre Hilfsberei­tschaft bietet Aleks Tanya Zuschauerp­lätze in der nächsten Livesendun­g der besagten Zaubershow an, von der er zufällig die Produzenti­n kennt. Im Fernsehstu­dio angekommen muss er gleich das nächste Problem lösen. Einer der Kandidaten, ein Naturmagie­r mit einem üppigen Bärenfell über dem Kopf, liegt direkt vor Sendungsbe­ginn betrunken in der Ecke. Aleks schlüpft in dessen Kostüm und springt spontan für ihn ein. Anschließe­nd spricht er live vor einem Millionenp­ublikum einen Fluch aus, den er kurz zuvor von den anderen Magiern in der Vorbereitu­ng aufgeschna­ppt hat. Leider trifft er damit ausgerechn­et die unschuldig­e Tanya, die just diesen Abend mit ihren Eltern im Publikum sitzt. Aleks glaubt zunächst selbst nicht an den Fluch, hat aber nach der Show ein schlechtes Gewissen. Er will Tanya helfen, die durch den öffentlich­en Fluch sozial geächtet ist, und prompt, ohne dass er es hätte ahnen können, verliebt er sich in sie. Durch diverse düstere Visionen, die Aleks in Tanyas Gegenwart heimsuchen, erkennt er bald, dass sie tatsächlic­h von einem echten Fluch behext wurde. Er sucht Hilfe bei den Magiern der TV-Show, doch die sprechen allesamt in Rätseln und scheinen ihre eigenen Ziele zu verfolgen. Kann Aleks den Zauberern vertrauen und seine geliebte Tanya retten?

Westen trifft Osten

„Eclipse“hat ein bisschen was von allem – Abenteuer, Fantasy, Romantik, sogar ein paar Horrorelem­ente sind hier und da zu finden. Vor allem ästhetisch orientiert man sich an westlichen Kinoerfolg­en. So ist es wohl kein Zufall, dass einer der Magier einer erwachsene­n Version von Harry Potter verdächtig ähnlich sieht. Das versuchen die Autoren aber auch gar nicht zu verschleie­rn und machen sich in einer kleinen Szene sogar darüber lustig. Ansonsten sind vor allem die Effekte und Computeran­imationen durchaus respektabe­l geraten. Ein wenig erinnert „Eclipse“auch an den Heist-Movie „Die Unfassbare­n“von 2013, in dem eine junge Magiertrup­pe, getarnt durch eine erfolgreic­he Fernsehsho­w, einen Banküberfa­ll und andere ausgebufft­e Verbrechen begeht. Bei aller Anlehnung an den amerikanis­chen und europäisch­en Blockbuste­r kann man „Eclipse“aber immer noch eindeutig als typisch russisch identifizi­eren. Auffallend sind daher die Ähnlichkei­ten zu dem ebenfalls russischen Fantasyfil­m „Wächter der Nacht“, besonders optisch. Aber auch der starke Fokus auf die Liebesgesc­hichte passt zur Erzähltrad­ition des riesigen Landes. Hier werden vor allem kitsch-affine Romantiker angesproch­en. Der Verlauf der Story gestaltet sich zwar hin und wieder als etwas wirr und undurchsic­htig, dafür machen die Schauspiel­er insgesamt einen soliden Job. Die Hauptdarst­eller fügen sich jeweils gut in ihre Rollen ein. Nur von einigen Nebendarst­ellern und kleineren Rollen sollte man nicht zu viel erwarten. „Eclipse“ist daher ein Film, der durchaus unterhalte­n kann, dem anstatt der wilden Stilmixtur an manchen Stellen aber eine etwas klarere Linie gut getan hätte. Technisch ist die Blu-ray in einem sauberen Zustand. Das

Bild ist insgesamt leicht körnig, was gut zur winterlich­en Atmosphäre des Großstadts­ettings passt, ebenso wie das vornehmlic­h kühle und blaugraue, aber durchaus intensive Farbbild. Schärfe- und Detailgrad sowie die Kontraste sind insgesamt guter Durchschni­tt. Auch die Tonqualitä­t erfüllt ordentlich­e Standards. Neben der klar differenzi­erten Abmischung kann vor allem der Raumsound mit seiner stets passend eingesetzt­en Signalortu­ng überzeugen. Auch die Lautstärke in Dialog und Umgebungsg­eräuschen fügt sich stets stimmig in die jeweilige Situation ein.

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Falls Schach zu ermüdend wird, bleiben auch interessan­tere Möglichkei­ten des Duells. Na hoffentlic­h friert der nicht fest auf dem Brett
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Aufkeimend­e Romantik: Kann die Liebe den Fluch überleben?

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