Viral
Isolation tut bekanntlich niemandem dauerhaft gut. Das lässt sich auch in „Viral“beobachten. Im Zentrum der Handlung stehen die beiden Schwestern Emma (Sofia Black-D’Elia) und Stacy (Analeigh Tipton), die aufgrund des neuen Jobs ihres Vaters (Michael Kelly) in eine Kleinstadt gezogen sind. Als die weltweit grassierende Seuche der „Wurmgrippe“um sich greift, wird der gesamte Ort von der Regierung unter Quarantäne gestellt und die Teenager werden zu Gefangenen in ihrem eigenen Haus. Zusammen mit dem Nachbarsjungen und Emmas Schwarm Evan (Travis Tope) kämpfen sie aber bald ums nackte Überleben. Denn der Parasit, der sich im Rückenmark einnistet, hat sich bereits in den Vororten ausgebreitet und verwandelt jeden Infizierten langsam in ein willenloses Monster auf der Suche nach dem nächsten Infektionsopfer.
Angriff der Nackenwürmer
Ganz genau betrachtet ist schon der Name des Seuchen-Zombie-Flicks „Viral“ziemlich irreführend. Denn ein Virus ist die titelgebende Bedrohung ja streng genommen nicht, sondern ein Parasit. Aber hey, es ist ein Horrorstreifen, da ist diese Kritik doch schon etwas kleinkariert, oder!? Sicherlich, würde der Film der Regisseure Ariel Schulman und Henry Joost nicht selbst immer wieder darauf hinweisen und es auch zum Ankerpunkt seiner Story machen, mit was es die hilflosen Protagonisten hier nun genau zu tun haben. Denn kurioserweise fußt die Prämisse der altbacken umgesetzten Story auf wissenschaftlichen Grundlagen. Mit Ausnahme des innovativen Ansatzes wurde sonst allerdings wenig auf Realismus, sondern mehr auf Logiklücken, konstruierte Konflikte und eine erschreckend berechenbare Inszenierung Wert gelegt. Niemand, der schon einmal einen Zombie-Film gesehen hat, wird von diesem generischen, aber immerhin visuell soliden Werk überrascht werden. Schulman und Joost hangeln sich innerhalb der eineinhalb Stunden Laufzeit von einem bekannten Plot-Punkt zum nächsten und sparen dabei keineswegs an vorhersehbaren Jumpscares und noch vorhersehbareren Handlungssträngen. Jedes noch so abgegriffene Genre-Stilmittel wird von „Viral“abgearbeitet. Auch eine der größten Stärken ihres letzten Films „Nerve“– die halbwegs realistische Darstellung einer Jugendkultur – ist dieses Mal nichts als eine Ansammlung von Klischees und Dialogen zum Fremdschämen. Die vergleichsweise junge und steif spielende Darsteller-Riege trägt ihr Übriges dazu bei.
Der mit dem Wurm tanzt
Einen Lichtblick gibt es aber dennoch: Wie auch schon in ihrem letzten Film schaffen es Joost und Schulman zumindest visuell, hier und da ein paar Akzente zu setzen. Auch wenn die CGI-Wurmparasiten recht künstlich wirken, so hat „Viral“dennoch ein paar nette Ideen, wenn es darum geht, seine Seuchen-Zombies zu inszenieren. Farblich dominieren vor allem Orange- und Rottöne das detailscharfe Bild und der auf Unterschwelligkeit bedachte Musik-Score der durchaus räumlichen sowie sehr dynamischen Tonspur versucht, so etwas wie Spannung aufkommen zu lassen. Von einer Trailershow einmal abgesehen, sind dafür Extras bei diesem Release leider ebenso Mangelware wie Dramatik. Aber was kann man unterm Strich schon von einem Film erwarten, der die zerbrechliche Beziehung zu seinem Publikum bereits beim Titel mit einer Unwahrheit beginnt …