Blu-ray Magazin

Viral

- PHILIPP WOLFRAM

Isolation tut bekanntlic­h niemandem dauerhaft gut. Das lässt sich auch in „Viral“beobachten. Im Zentrum der Handlung stehen die beiden Schwestern Emma (Sofia Black-D’Elia) und Stacy (Analeigh Tipton), die aufgrund des neuen Jobs ihres Vaters (Michael Kelly) in eine Kleinstadt gezogen sind. Als die weltweit grassieren­de Seuche der „Wurmgrippe“um sich greift, wird der gesamte Ort von der Regierung unter Quarantäne gestellt und die Teenager werden zu Gefangenen in ihrem eigenen Haus. Zusammen mit dem Nachbarsju­ngen und Emmas Schwarm Evan (Travis Tope) kämpfen sie aber bald ums nackte Überleben. Denn der Parasit, der sich im Rückenmark einnistet, hat sich bereits in den Vororten ausgebreit­et und verwandelt jeden Infizierte­n langsam in ein willenlose­s Monster auf der Suche nach dem nächsten Infektions­opfer.

Angriff der Nackenwürm­er

Ganz genau betrachtet ist schon der Name des Seuchen-Zombie-Flicks „Viral“ziemlich irreführen­d. Denn ein Virus ist die titelgeben­de Bedrohung ja streng genommen nicht, sondern ein Parasit. Aber hey, es ist ein Horrorstre­ifen, da ist diese Kritik doch schon etwas kleinkarie­rt, oder!? Sicherlich, würde der Film der Regisseure Ariel Schulman und Henry Joost nicht selbst immer wieder darauf hinweisen und es auch zum Ankerpunkt seiner Story machen, mit was es die hilflosen Protagonis­ten hier nun genau zu tun haben. Denn kurioserwe­ise fußt die Prämisse der altbacken umgesetzte­n Story auf wissenscha­ftlichen Grundlagen. Mit Ausnahme des innovative­n Ansatzes wurde sonst allerdings wenig auf Realismus, sondern mehr auf Logiklücke­n, konstruier­te Konflikte und eine erschrecke­nd berechenba­re Inszenieru­ng Wert gelegt. Niemand, der schon einmal einen Zombie-Film gesehen hat, wird von diesem generische­n, aber immerhin visuell soliden Werk überrascht werden. Schulman und Joost hangeln sich innerhalb der eineinhalb Stunden Laufzeit von einem bekannten Plot-Punkt zum nächsten und sparen dabei keineswegs an vorhersehb­aren Jumpscares und noch vorhersehb­areren Handlungss­trängen. Jedes noch so abgegriffe­ne Genre-Stilmittel wird von „Viral“abgearbeit­et. Auch eine der größten Stärken ihres letzten Films „Nerve“– die halbwegs realistisc­he Darstellun­g einer Jugendkult­ur – ist dieses Mal nichts als eine Ansammlung von Klischees und Dialogen zum Fremdschäm­en. Die vergleichs­weise junge und steif spielende Darsteller-Riege trägt ihr Übriges dazu bei.

Der mit dem Wurm tanzt

Einen Lichtblick gibt es aber dennoch: Wie auch schon in ihrem letzten Film schaffen es Joost und Schulman zumindest visuell, hier und da ein paar Akzente zu setzen. Auch wenn die CGI-Wurmparasi­ten recht künstlich wirken, so hat „Viral“dennoch ein paar nette Ideen, wenn es darum geht, seine Seuchen-Zombies zu inszeniere­n. Farblich dominieren vor allem Orange- und Rottöne das detailscha­rfe Bild und der auf Unterschwe­lligkeit bedachte Musik-Score der durchaus räumlichen sowie sehr dynamische­n Tonspur versucht, so etwas wie Spannung aufkommen zu lassen. Von einer Trailersho­w einmal abgesehen, sind dafür Extras bei diesem Release leider ebenso Mangelware wie Dramatik. Aber was kann man unterm Strich schon von einem Film erwarten, der die zerbrechli­che Beziehung zu seinem Publikum bereits beim Titel mit einer Unwahrheit beginnt …

 ??  ?? Und noch eine „Shining“-Referenz: Die Bedrohung rückt für unsere jungen Helden und Heldinnen immer näher. Da muss auch mal die ein oder andere Holztür dran glauben
Und noch eine „Shining“-Referenz: Die Bedrohung rückt für unsere jungen Helden und Heldinnen immer näher. Da muss auch mal die ein oder andere Holztür dran glauben
 ??  ?? Die junge Liebe! Sie kann ja einfach so wahnsinnig... steril sein
Die junge Liebe! Sie kann ja einfach so wahnsinnig... steril sein
 ??  ?? Stacy (Analeigh Tipton) hat die Kontaktlin­sen für Halloween schon gefunden
Stacy (Analeigh Tipton) hat die Kontaktlin­sen für Halloween schon gefunden
 ??  ?? Evan (Travis Tope) könnte schwerere Geschütze benötigen
Evan (Travis Tope) könnte schwerere Geschütze benötigen

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